Swiss IT Magazine einmal anders – zumindest auf der folgenden Doppelseite. Auf dieser finden Sie nicht wie üblich unser Bild des Monats, sondern für einmal die Rede des Monats. Genau genommen haben wir uns entschieden, einen (leicht gekürzten) Abdruck von Claudio Hintermanns Festansprache zum 25-Jahr-Jubiläum von Abacus Research zu publizieren. Der Abacus-CEO hat für seine Ansprache – in unseren Augen zu Recht – stehende Ovationen erhalten, und ich persönlich bin der Meinung, dass es jedem Unternehmer gut anstehen würde, sich einige Passagen dieser Rede einmal durch den Kopf gehen zu lassen OK vielleicht nicht unbedingt den Teil, in dem Hintermann darüber spricht, wie man sich durchs Studium schmuggeln kann.
Und wer es nicht so mit langen Texten hat, sondern vielmehr mit umfangreichen Vergleichstabellen, für den haben wir in dieser Ausgabe ebenfalls ein Schmankerl parat. Ab Seite 37 finden Sie nicht weniger als 37 Schweizer Fibu-Lösungen im Überblick.
Und jetzt noch rasch zu einem anderen Thema: den gesunkenen Terminierungsgebühren bei den drei Schweizer Mobilfunkanbietern. Obwohl, eigentlich müssten diese niemanden interessieren, denn es scheint, als hätten sie überhaupt keinen Einfluss auf die Handy-Gebühren. Schade, aber wenig überraschend.
Rekapitulieren wir: Anfang September hatten Orange, Sunrise und Swisscom bekanntgegeben, die mobilen Terminierungsgebühren, die sich die Carrier gegenseitig für die Durchstellung eines Anrufs auf ihr Netz verrechnen, um bis zu 50 Prozent zu senken – auf europäisches Niveau. Zuvor hatten die Carrier die hohen Terminierungsgebühren jahrelang als einen der Gründe angegeben, warum die Mobiltelefonie in der Schweiz deutlich teurer ist als im Rest von Europa. Folgedessen müsste man jetzt doch davon ausgehen können, dass es mit den Gebühren endlich in Ordnung kommt. Doch (relativ) weit gefehlt.
Das einzige Unternehmen, das Grund zur Hoffnung lässt, ist Swisscom. Das Unternehmen schrieb zusammen mit der Ankündigung, dass die Terminierungsgebühren sinken, dass man die Preise für Privat- und Geschäftskunden im Zuge der tieferen Gebühren anpassen werde – lässt dabei aber offen, in welche Richtung. Sunrise hingegen lässt verlauten, dass die Gebührensenkung sowohl Einnahmen wie auch Gewinn reduzieren werden, «da die Mobilterminierungseinnahmen massiv zurückgehen werden und kaum Kosteneinsparungen resultieren». Man werde den Kunden aber «weiterhin günstige Angebote zu tiefen Preisen offerieren». Dies lässt darauf schliessen, dass die Preise bei Sunrise wohl unverändert bleiben. Orange schliesslich schreibt, dass sich die Senkung der mobilen Terminierungsgebühren vor allem in den Gesprächstarifen der Festnetzanbieter bei Anrufen auf Mobilfunknummern niederschlägt. Ein zarter Hinweis darauf, dass die Festnetzanbieter ihre Tarife senken müssten und eine für Orange einfache Forderung, schliesslich bietet man selbst kein Festnetz an.
Bleibt die Frage, was mit den Handy-Gebühren passieren muss. Hat nicht Swisscom die höchsten Ertragsausfälle durch Terminierungsgebühren, die ihr entgehen? Schliesslich wird sie ja am häufigsten angerufen. Oder könnten die Handytarife gar steigen, weil bislang die Festnetzanbieter die Mobile-Carrier über die hohen Terminierungsgebühren subventioniert haben? Über solche Fragen wird beispielsweise im Blog von Preisüberwacher Stefan Meierhans (blog.preisüberwacher.ch) diskutiert, ohne dass dort abschliessende Antworten gegeben werden.
Doch für mich stellt sich eine ganz grundsätzliche Frage: Warum werden ausgerechnet im Telekombereich von der ganzen Schweiz Preise auf EU-Niveau gefordert, wenn wir hierzulande sonst nirgends Preise auf EU-Niveau haben? Und warum müssen Telcos ihre Preise permanent senken, wenn ansonsten Konsumentenpreise bekanntlich eher die Tendenz haben, zu steigen?
(mw)