Im November 2009 haben Patrick Baillie und Robert Jenkins im zürcherischen Glattbrugg das Unternehmen
Cloudsigma gegründet. Beim gleichnamigen Produkt, an dessen Entwicklung die beiden jungen Männer mit einem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der renommierten Cambridge University bereits seit fünf Monaten arbeiteten, handelt es sich um einen Cloud-Computing-Dienst beziehungsweise einen Infrastructure-as-a-Service (IaaS), der sich deutlich von anderen abheben soll. «Wir haben andere, öffentliche IaaS getestet und dabei herausgefunden, dass sie viele Restriktionen für Kunden beinhalten und auch viele proprietäre Standards voraussetzen. Sie waren zu wenig intuitiv und flexibel. Diese Probleme wollten wir mit Cloudsigma aus der Welt schaffen», erklärt Cloudsigma-Mitgründer Robert Jenkins.
Entscheid für die Schweiz und Zürich
Aber wie kamen die beiden Briten überhaupt auf die Idee, ins IT-Business einzusteigen und wieso gründeten sie ihr Unternehmen gerade in der Schweiz? Baillie arbeitete in mehreren Investment-Banken, auch in der IT, unter anderem bei Credit Suisse in Zürich. Er verfügte also über einen gewissen IT-Background und kannte die Schweiz. Mitgründer Jenkins arbeitete seinerseits erst ebenfalls als Finanzanalyst in mehreren Investment-Banken, machte sich danach aber selbstständig und gründete ein paar Technologie-Unternehmen.
Für den Standort Schweiz entscheidend waren für Jenkins und Baillie aber vor allem strategische Entscheide. «Wir wollten ganz gezielt den noch unterversorgten europäischen Markt adressieren und die Schweiz war in unseren Augen der ideale Ort dafür», erklärt Jenkins. Die Schweiz liege im Herzen von Eu-ropa und offeriere so beste Möglichkeiten für Netzwerkservices mit geringer Latenzzeit an jeden Ort. Für den Standort in Zürich beziehungsweise Glattbrugg sprach laut dem Cloudsigma-CTO, dass dort ein grosser Netzwerk-Hub sei, an dem man aus rund 30 Carriern auswählen könne, die ihre Leitungen alle direkt bis in den Firmensitz verlegt haben. Ausserdem sei in Zürich das direkte Peering mit Schlüsselnetzwerken wie denen von Google und Akamai möglich. Weiter passt die Schweiz laut den beiden Gründern auch zum Unternehmens-Commitment, einen Cloud-Dienst anzubieten, der die Umwelt möglichst wenig belastet. Das schweizerische Stromnetz sei eines der saubersten der Welt. Für die Schweiz und Zürich sprach laut Jenkins zudem noch, dass hier ein internationales, mehrsprachiges Umfeld vorhanden und es damit der ideale Platz sei, um Spezialisten zu rekrutieren.
Erfolg auf der ganzen Linie
Die beiden Gründer scheinen ein gutes Händchen gehabt zu haben:
Cloudsigma ist seit dem Release der ersten Beta-Version im August 2010 stark gewachsen. Das Startup zählt heute bereits mehrere hundert Kunden aus mehr als 90 Ländern weltweit und betreibt für sie ein paar tausend Cloud-Server. «Wir wachsen pro Monat um 15 bis 20 Prozent», erzählt CEO Baillie stolz. Noch stolzer ist er darauf, dass es sich dabei nicht nur um Cloud-Neulinge, sondern zur Hälfte um Unternehmen handelt, die von einem anderen IaaS-Anbieter kommen. Das zeige, dass Cloudsigma seine Sache gut und besser mache als die Konkurrenz. Ein Grund für den Erfolg sei bestimmt, dass man sich im Gegensatz zu anderen Anbietern voll und ganz auf IaaS konzentriere und nicht auf weitere Cloud-Services setze und so den Kernfokus verliere.
Der grosse Erfolg hat die beiden Gründer, denen 100 Prozent ihres Unternehmens gehört, bereits dazu bewogen zu expandieren. Sie wollen es seit kurzem auch in den USA wissen. Dazu haben sie im März in Palo Alto in Kalifornien ein Büro eröffnet, zudem soll im Juni eine weitere Niederlassung an der amerikanischen Westküste hinzukommen. Doch damit nicht genug: «Wir wollen in den nächsten 18 bis 24 Monaten insgesamt rund 10 neue Niederlassungen eröffnen», erklärt Baillie seine Pläne. Die Expansion in die USA und den weiteren Rollout in Europa wollen die beiden Gründer wie bisher mit internen Mitteln finanzieren. Der finanzielle Alleingang ohne externe Investoren ermögliche es, schneller technologische und strategische Entscheidungen zu treffen, was den bisherigen Erfolg und das rasante Wachstum überhaupt erst möglich gemacht haben soll. Ausserdem könne man damit seine 100-prozentige Unabhängigkeit als Cloud-Anbieter unterstreichen.
Doch nicht nur das Unternehmen soll wachsen: «Wir werden natürlich auch unser Kernangebot weiterentwickeln und ausbauen und planen demnächst einige Erweiterungen und Neuerungen», verspricht CTO Jenkins. Man darf gespannt sein.
Die Lösung
Cloudsigma ist ein neuartiger, sehr flexibler Infrastructure-as-a-Service. Kunden erhalten die volle Kontrolle hinsichtlich Skalierung, Installation und Customizing der Server entsprechend ihren Bedürfnissen. So kann man beispielsweise unabhängig voneinander selber festlegen, wie viel Rechenleistung (CPU), Arbeitsspeicher (RAM), Speichervolumen und Bandbreite man benötigt, es gibt also keine festen Produktbündel. Ausserdem soll die Installation jedes beliebigen Betriebssystems und jeder Software auf den virtuellen Servern möglich sein. Weiter verspricht
Cloudsigma dank neuester Technologie ein grosse Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit. Und nicht zuletzt soll der Dienst punkto Speed in Europa führend sein.
(abr)