Seit Einführung der Post SuisseID im Mai 2010 (Swiss IT Magazine
berichtete) konnten rund 8000 Privat- und Geschäftskunden gewonnen und mehrere zehntausend digitale Identitäten ausgeliefert werden, wie die Post in einem Mediengespräch mitgeteilt hat. Ebenfalls wurde bekanntgegeben, dass die SuisseID neu per PUK-Verfahren zurückgesetzt werden könne, sollte die ID aufgrund mehrerer Fehleingaben einmal gesperrt worden sein. Die PUK wird ab sofort zusammen mit der Post SuisseID mitgeliefert. Ebenfalls gibt es neu die Möglichkeit zur Online-Erneuerung ohne Hardware-Austausch. Diesen Service biete unter den SuisseID-Anbietern (unter anderem Quovadis und Swisscom) bisher nur die Post.
Die Cloud als Treiber zu grösserer Akzeptanz
Bei der von der Post und deren Unternehmung Swisssign vor rund einem Jahr lancierten SuisseID handelt es sich um eine vom Bund unterstützte und rechtlich anerkannte digitale Signatur und Authentifizierung, welche mit der Unterschrift von Hand und dem physischen Pass verglichen werden kann. Dadurch, dass Geschäftsprozesse und damit verknüpfte Akten zusehends auf rein elektronischem Weg abgewickelt respektive archiviert werden – und nicht zuletzt aufgrund des stetigen Wachstums neuer Cloudservices –, mache der Einsatz einer digitalen Identität immer mehr Sinn, vorderhand jedoch vor allem noch im B2B-Bereich von E-Business und E-Government, so Adrian Humbel, Geschäftsführer bei
Swisssign, im Rahmen des Mediengesprächs.
Die von Swisssign entwickelte Lösung speichert die entsprechenden Identitätsmerkmale einer Person entweder auf einer Smartcard oder einem USB-Stick, wobei Letzerer von rund 90 Prozent der Kunden bevorzugt wird. In der erweiterten Ausführung können auf dem Stick nebst den Identitätsmerkmalen auch gleich die entsprechenden Applikationen verknüpft werden. Im Sinne einer Plug&Play-Lösung, welche zudem die Möglichkeit zu Remote-Support bietet, erhält man damit quasi den Zugang und die Zugangsrechte respektive Schloss und Schlüssel aus einer Hand. Für jede Applikation braucht es mit der SuisseID nur noch einen Pin zur Autorisierung; das Verwalten zahlreicher Passwörter und Benutzernamen entfällt.
Trend: E-Government und Finden weiterer Anwendungs-Anbieter
Urs Fischer, Business Unit Manger SuisseID bei der Post, spricht von zirka 150 Webseiten, welche momentan das Identitätszertifikat anbieten. Auch VPN-Lösungen via Citrix seien mit der SuisseID möglich (der Client ist dabei auf dem Stick installiert). Zudem biete der Service via SAML2-Protokoll die Möglichkeit eines Single-Sign-on-Einstiegs bei bekannten Standardapplikationen wie Google Apps, SAP, Oracle on Demand oder dem Platform-as-Service-Anbieter Salesforce.com: Mit der Anbindung an die die Wolke können sämtliche Applikationen der jeweiligen Anbieter genutzt werden.
Wird die SuisseID vorerst noch hauptsächlich im B2B-E-Business-Bereich genutzt, liegt der Fokus in den kommenden Monaten klar im Bereich E-Government. Bereits heute könne zum Beispiel im Kanton Genf die Steuererklärung via SuisseID ausgefüllt werden, so Humbel. Eines der laufenden Grossprojekte sei die Umsetzung der neuen Kontrollberichtspflicht für die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe im Zusammenhang mit den Subventionszahlungen; laufend würden weitere öffentliche Dienste SuisseID-tauglich gemacht respektive Ämter, Gemeinden und Schulen für eine Umstellung auf die Nutzung des digitalen Identifikationsnachweises vorbereitet.
Ebenfalls als eine grosse Herausforderung der kommenden Jahre sieht Suisssign im Finden neuer Anbieter entsprechender Anwendungen (Schlösser). Denn je mehr Anbieter auf das Zertifikats-Login setzen, umso attraktiver werde das Konglomerat aus digitalem Pass und Unterschrift schliesslich auch im Bereich B2C, wo das Verfahren noch sehr marginal genutzt werde. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass bestehende Geschäftsprozesse jeweils mit entsprechendem Aufwand für den Einsatz der SuissID angepasst werden müssen. Doch Humbel rechnet damit, dass der digitale Identitätsnachweis innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre auch im B2C-Bereich weitestgehend an Akzeptanz gewonnen haben wird. Spätestens dann wird es nötig, dass auch internationale Abkommen ausgehandelt werden, um grenzübergreifend digital Verträge verbindlich unterschreiben zu können. Erste Überlegungen diesbezüglich seien jedenfalls bereits im Gange.
(hbe)