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Primarschulkinder programmieren Schildkröten
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Primarschulkinder programmieren Schildkröten

Mit ihrem Programmierkurs für Primarschulklassen setzt die ETH das bildungspolitische Ziel um, den Informatikunterricht als ein zu Deutsch oder Mathematik äquivalentes Grundlagenfach früh einzuführen und insbesondere auch an Maturitätsschulen zu verankern. Die Primarschule Attinghausen in Uri nutzte das ETH-Angebot.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/05

     

Irena Kulka, ETH Zürich, Departement Informatik, www.abz.inf.ethz.ch/


In der Mini-Programmiersprache LOGO lernen die Kinder, mit Hilfe von wenigen einfachen Computerbefehlen auf ihrem Bildschirm Linien und zusammengesetzte Formen zu „zeichnen“ und daraus komplexere Bilder aufzubauen: Häuser, Blumen, Kröten und Fantasiefiguren. Beim Programmieren in LOGO sind die Kinder besonders gefordert, im Bild Wiederholungen und geometrische Muster zu erkennen und ihre Programmform geschickt abzuändern. So schulen die Kinder auf spielerische Weise sowohl visuelle und als auch symbolische Abstraktionsfähigkeiten und lernen ihr „Bild“ in eine präzise Struktur und Sprache umzusetzen. Nach wenigen Übungstagen können die Kinder fantasievoll gestaltete Zeichnungen umsetzen und absolvieren erfolgreich den Abschlusswettbewerb.

Abenteuer Programmieren

Die Kinder der 5. und 6. Klasse der Primarschule Attinghausen werden in kleinen Gruppen von Kursleitern und Lehrkräften betreut. Sie verfolgen den Kurs mit offensichtlicher Neugier und viel Spass. Schon am ersten halben Tag lernen sie mit etwa zehn Computerbefehlen umzugehen und daraus ein zusammengesetztes oder gar verschachteltes Programm aufzubauen. Die ETH hat dazu aufbauende Anleitungen und Aufgaben so sorgfältig und ausführlich zusammengestellt, dass ein Kind sie fast selbstständig durcharbeiten kann. Da die Kinder dabei tatsächlich von der ersten Stunde an ein von Grund auf „freies“ Programm erstellen, entfaltet sich der Kurs bald zu einem lebendigen konstruktiven und explorativen Prozess: Selbst durch Zufälle und Fehler auf dem Lösungsweg häufen sich Entdeckungen und erstaunliche Überraschungen. Da verwandelt sich die geplante Hauskonstruktion unverhofft in einen Kristallstern, in einen durchsichtigen Maschenzaun oder in eine bewegte rotierende Animation. Nicht nur die Kinder sind gespannt dabei, die Kontrolle über ihr Programm zu erforschen, indem sie ihr kleines Wunderwerk auf dem Bildschirm wiederholen, ausprobieren, korrigieren, überlegen und testen - sondern auch die Lehrpersonen und die Kursleiter sind gefordert, die vorgesehenen oder auch abweichenden Lernschritte, die das Kind dabei entdeckt, individuell zu verstehen und zu begleiten.

Attinghausen leistet Pionierarbeit

Der Kanton Uri führte im Jahr 2010/2011 den Ergänzungsunterricht ICT an der Volksschule ein. Schon seit vielen Jahren bietet das von Juraj Hromkovic initiierte Ausbildungs- und Beratungszentrum für Informatikunterricht (ABZ, www.abz.inf.ethz.ch) am Informatikdepartement der ETH eine Vielfalt an Angeboten für Kinder, Maturitätsschulen und Lehrkräfte. Das ABZ wird dabei massgeblich von der Hasler Stiftung unterstützt. Der LOGO Kurs in Attinghausen ist ein Pilotversuch, bei dem verschiedene Faktoren von involvierten Kursleitern, Lehrern und Bildungspolitikern ausgewertet werden bezüglich künftigem Kursausbau, Eignung für jüngere Kinder und Verbreitung an weiteren Schulen. Die Gemeinde Attinghausen leistet damit eine beispielhafte Pionierarbeit, die zu einem Vorzeigebeispiel für die Schweizer Schulen werden kann.

Informatik trainiert das Vorstellungsvermögen

Die Gründe für das Engagement der ETH sind nicht nur die heute grundlegende Bedeutung der Informatik in Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch der Vergleich zu anderen Ländern, wo Informatikunterricht tatsächlich im Primarschulalter beginnt. Doch der wichtigste Grund ist vor allem die Informatik selbst: Wie kein anderes Fach ist sie geeignet, mittels präziser Strukturierung formal-abstrahierendes Denken und gleichermassen das kreativ-konstruktive Vorstellungsvermögen zu schulen. Sie vereint alle Vorzüge der Mathematik, der Grammatik, des konstruktiven Sprachspiels und tangiert dabei ganz konkret aktuelle Themen unserer Welt.



Weitere Informationen: www.papert.org/, el.media.mit.edu/logo-foundation/

Programmiersprache LOGO

Die kindergerechte Programmiersprache LOGO wurde schon in den 1960er Jahren von Seymour Papert entwickelt, dem späteren Namensvater von „Lego Mindstorms“ (Roboter-Entwicklungsumgebung für Kinder). Papert war ein Kybernetiker, Mathematiker und ein Visionär der Bildung. Er hat sich - unter anderem auch in Zusammenarbeit mit Jean Piaget - intensiv mit der Entwicklung des Lernens bei Kindern und mit der stufengerechten Ausbildung des abstrakten, formalen Denkens bei Kindern befasst. In der damaligen Pionierphase der Informatik konnte er die Ideen aus der Informatik für die Bildung anwenden und kreierte dazu die Programmiersprache LOGO.


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