Webapplikationen und Apps für Smartphones verbreiten sich immer mehr. Darüber freuen sich nicht nur Millionen Nutzer, sondern auch zahlreiche Kriminelle: So gibt es mehr Kanäle, über die Daten und Betriebsgeheimnisse entwendet werden können. Kanäle, die bezüglich Datensicherheit nicht immer genügend abgedeckt werden. Damit weitet sich eine Marktlücke, die bislang nur wenig adressiert wird. Genau in diese Bresche springt der Schweizer Software-Entwickler Ergon mit seiner Web Application Firewall Airlock. «Nur wenige Applikationsserver sind genügend vor unberechtigten Zugriffen geschützt», meint Patrick Burkhalter, CEO von
Ergon.
Noch ist das Marktvolumen nicht gewaltig. Burkhalter schätzt es für die Schweiz 2010 auf etwa 20 Millionen Franken und führt diesen Zustand mit auf das mangelnde Risikobewusstsein vieler Anbieter im Umgang mit Webapplikationen, Webservices und Apps zurück. Bei Gartner wird denn auch noch keine Kategorie für Sicherheits-Software geführt, die Webapplikationen schützt.
Diese Sorglosigkeit trifft man allerdings nicht nur in der Schweiz an. Nördlich der Grenze ist das Sicherheitsbewusstsein sogar noch weniger ausgeprägt. Ablesbar ist das am Volumen des deutschen Markts. Gemäss Burkhalter ist dieses kaum grösser als das hiesige. Zudem ist anders als im Heimmarkt mit «Swiss made Security» nicht speziell zu punkten. «Das Produkt muss auch dort besser sein als das der Konkurrenz», so Burkhalter.
Auch Software wandert
Ganz im Gegensatz zur Schweiz, wo dieses Kriterium gewichtig in die Waagschale fällt, was fast zu einem Problem für
Ergon wurde. Airlock, mittlerweile seit neun Jahren auf dem Markt, machte in den letzten Jahren eine kleine Wanderung durch: Vom eigens kreierten Spinoff, über die österreichische Phion ging es vor zwei Jahren zur amerikanischen Barracuda Networks.
Dies führte zu zwei Problemen: «Die Schweizer Kunden fanden keinen Gefallen an der amerikanischen Firma im Hintergrund», so Burkhalter. Ausserdem war die Weiterentwicklung gefährdet, da Barracuda eine ähnliche Software im Portfolio führte. Bei Ergon war man über den Gang der Dinge alles andere als erfreut und kaufte vor einem Jahr Airlock inklusive Belegschaft kurzerhand zurück. «Mit immerhin 200 Kunden wollten wir unser Baby nicht sterben lassen», so Burkhalter. «Ausserdem wollen wir Schweizer Produkte exportieren und nicht die Arbeitsplätze», meint er weiter.
Die Entwicklung von Airlock soll von dieser Odyssee unberührt geblieben sein. «Phion hatte vor dem Verkauf an Barracuda bereits die Marschroute vorgegeben und genügend Mittel für die Entwicklung alloziert», so Burkhalter.
Für die Zukunft sieht man bei Ergon nach wie vor viel Potential für Airlock. Mitgetragen vom massiven Wachstum der sozialen Netze, ist der App-Boom zurzeit ungebrochen – und immer mehr Firmen und Behörden betreiben immer mehr Webapplikationen. Dies steigert die Nachfrage nach einer entsprechenden Sicherheitslösung. Vor allem Apps müssen schnell auf den Markt und in Sachen Usability punkten. Sicherheit auf der Server-Seite ist dabei nur allzu oft ein Thema, das auf der Strecke bleibt. Umso wichtiger ist es deshalb, diese Aufgabe an einen Dritten zu delegieren. Das sorgt für Freude bei
Ergon.