Die Auguren prophezeien, dass in zehn Jahren alle Daten in der Wolke sind. Nur ein Hype oder doch Realität? Die Veranstalter der Business-Software-Messe Topsoft haben zu diesem Themengebiet eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wo Anwender stehen und wohin sich das Angebot an Business-Software entwickelt. 335 ausgefüllte Fragebogen ergeben ein differenziertes Bild darüber, was Anbieter und Anwender über Cloud Computing denken. Dass es nur ein Hype ist, glauben weder Anwender noch Anbieter, auch wenn in beiden Lagern einzelne solche Stimmen zu vernehmen sind. Eine solide Mehrheit glaubt, dass Cloud Computing in den nächsten drei Jahren spürbare Auswirkungen haben wird. Die Aussage, dass die Ideen von Cloud Computing erst in zehn Jahren nachgefragt werden, wird abgelehnt.
Das Ziel von Cloud Computing
84 Prozent der Befragten sind sich einig, dass dank Cloud Computing auch in einem Internet-Café wie gewohnt gearbeitet werden kann. Für 81 Prozent liegt auf der Hand, dass Cloud Computing ohne Internetzugang nicht funktioniert. Ob die Erscheinungsform von Cloud Computing, welches ausschliesslich im Intranet (als «Private Cloud») betrieben wird, noch als Cloud Computing bezeichnet werden kann, wird von ähnlich grossen Lagern befürwortet respektive abgelehnt. Ähnlich gespalten sind die Meinungen, wenn es um die technische Umsetzung geht: Sind Anwendungen, welche auf Terminal-Servern wie
Citrix Xenapp oder
Microsoft Remote Desktop Services basieren, noch als Cloud Computing zu bezeichnen? Die Ansichten dazu sind verschieden, aber die Meinungen von Anwendern und Anbietern unterscheiden sich hierbei kaum.
Definitionen sind noch nicht klar
Unabhängig von lokalen Installationen arbeiten zu können, ist als Zielgedanke von Cloud Computing gut verankert. Der Weg dorthin bleibt allerdings in den Wolken. Wie bei kaum einem anderen Begriff in der IT-Welt lässt sich über Cloud Computing diskutieren, obwohl vom Streitobjekt kaum gemeinsame Vorstellungen vorhanden sind. Daraus lässt sich ableiten, dass ein dringender Bedarf für griffige Definitionen von Cloud Computing besteht. Die in der Wissenschaft diskutierten Abgrenzungen haben den Weg in die Praxis nicht gefunden. Bleibt zu hoffen, dass der neu gegründete Fachverband für Cloud Computing «EuroCloud Swiss», der auch vom Schweizer Verband für Internet-Wirtschaft Simsa getragen wird, diese Lücke füllen kann.
Wolken machen auch Sorgen
Die Teilnehmer erhielten im Rahmen der Umfrage auch die Möglichkeit, einen persönlichen Kommentar zu Cloud Computing abzugeben. Viele von ihnen zeigten sich abgeklärt und sehen in Cloud Computing eine Neuauflage von Rechenzentrum und Terminal, ASP, Thin Clients und anderem. Stellvertretend dafür steht die Aussage «Cloud Computing ist Mainframe im Jahre 2011». Es wurden aber auch teilweise heftige Bedenken angemeldet, wie Angst vor Datenverlust, Ausfälle durch streikende Internetverbindungen, Rechtsunsicherheit, zu grosse Komplexität und nicht zuletzt die Abhängigkeit von grossen Anbietern. Sie zeigen, dass Cloud Computing den Markt nicht einfach auf den Kopf stellen wird und konventionelle Angebote auch in absehbarer Zeit ihre Berechtigung haben werden. Auf der anderen Seite sind viele Stimmen zu vernehmen, die zeigen, dass Cloud Computing sowohl auf Anbieter- wie auch auf Anwenderseite Begeisterung auslösen kann.
Dr. Ing. ETH Marcel Siegenthaler ist Partner der Schmid + Siegenthaler Consulting GmbH, die die Fachmesse für Business Software Topsoft veranstaltet.
Cloud Computing an der Topsoft
Den Kinderschuhen ist Cloud Computing inzwischen entwachsen. Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören heute daher nicht nur Themen wie Sicherheit und Verfügbarkeit, sondern die Schaffung von Transparenz über die vielfältigen Cloud-Service-Angebote und die Unterstützung der Anbieter und Anwender bei den zahlreichen Fragen rund um Sicherheit, Recht und Technik. Anwender wie auch Anbieter finden im Topsoft-Cloud-Park Antworten auf diese Fragen. Anbieter präsentieren konkrete Lösungen, Experten vermitteln Know-how in 20-Minuten-Sessions auf der offenen Bühne.
Die Topsoft findet vom 10. bis 12. Mai in der Messe Zürich, Halle 3 statt.
www.topsoft.ch