Wer in den letzten Wochen ferngesehen hat, dürfte nur schwer an
Janzz (gesprochen «Tschänz») vorbeigekommen sein. Was Janzz aber genau ist, ist auf den ersten Blick nicht fassbar. Stefan Winzenried, Member of the Board of Directors und interimistischer CEO, erklärt: «Janzz ist eine revolutionäre, globale Skills-Matching-Plattform. Für Firmen, Private, Freelancer und für jede Art von Wissen, Können und Erfahrungen, basierend auf Web 3.0 – sprich auf semantischer Suche.» Als Job-Plattform will sich Janzz nicht verstanden haben, denn diese seien heute nichts anderes als digitale Stelleninserate, so Winzenried. Vielmehr will das Portal auch Personen anziehen, die nicht mehr einem klassischen Job nachkommen, also freie Mitarbeiter und Projektarbeiter. Ausserdem will man Menschen erreichen, die im Prinzip einen anderen, interessanteren oder besseren Job annehmen würden, jedoch mit den klassischen Mitteln nichts in diese Richtung unternehmen wollen – sei dies aus Bequemlichkeit oder aber wegen der mangelnden Anonymität bei der Suche und dem Bewerbungsprozess.
Viele Firmen würden heute nicht mehr eine Kompetenz suchen, sondern wollen ein Potential erschliessen. Dieses Potential des Wissens werde auf
Janzz sichtbar, da die registrierten Leute ihr Know-how angeben. «Wenn jemand dieses Wissen nutzen will, findet er es auf Janzz», so Winzenried. «Ich erkläre es den Leuten immer so, dass Janzz eigentlich viel näher bei einer Flirt- als bei einer Job-Plattform angesiedelt ist. Ich gebe an, was für mich passt, und das System zeigt mir meine möglichen Partner.»
Kritische Masse entscheidend
Winzenried gibt zu, dass das Ganze erst funktioniert, wenn eine kritische Masse erreicht ist: «Das Projekt besteht aus 30 Prozent Technologie und 70 Prozent Marketing. Wir haben zuerst die Marke in der Breite eingeführt. Jetzt müssen wir nahe zu den Interessengruppen hingehen und das Konzept erklären.» Beispielsweise spreche man bei Firmen vor, aber man gehe auch in die Dorfbeiz aufs Land, um den Endkonsumenten aufzuzeigen, was mit
Janzz möglich sei. Man arbeite zudem intensiv mit Verbänden zusammen, wie auch mit den Behörden – Arbeitslosenämtern im Speziellen. «So versuchen wir, die kritische Masse zu überschreiten. Dabei gehen wir in die Breite, wir wollen nicht nur Kaderstellen und grosse, internationale Firmen, sondern auch Heimarbeiter, Freiberufler oder Künstler. So soll ein gut durchmischtes Universum entstehen», meint Winzenried. Bis im August sollen auf dem Portal 15’000 Stellen – beziehungsweise «Janzzes» – zu finden sein. Das entspricht in etwa der Anzahl Jobs, die heute auf den grossen Schweizer Stellenplattformen zu finden sind.
Die Mittel für
Janzz – Winzenried spricht von 3 bis 5 Millionen Franken Marketingbudget für dieses Jahr – stammen grösstenteils von Business Angels. Unter den Investoren würden sich Leute finden, mit denen er früher schon Projekte gemacht habe. Ein Beispiel sei Peter Ohnemus (bekannt für sein gescheitertes Software-Haus Fantastic, heute aber sehr erfolgreich mit verschiedenen Projekten), aber auch Peter Affolter, einst einer der wesentlichen Treiber von Eurotax, sei als Investor dabei. Alle Investoren seien sich bewusst, dass es zum Anfang viel «Schnauf» brauche. Aktuell suche man nicht primär Geldgeber, sondern Partner wie etwa einen Technologieanbieter, der helfe, die Plattform global auf Handys zu bringen.
Globale Expansion
Als nächsten Schritt nennt Winzenried die globale Expansion: «Janzz soll ein globales, kein schweizerisches Projekt sein, denn im Arbeitsmarkt hört die Grenze nicht in Basel auf.» Für 2011 steht Europa an, 2012 folgen Asien und die USA. Die Expansion soll teilweise auch in Lizenz erfolgen. Man befinde sich momentan in Verhandlungen, vieles sollte im Laufe des Jahres klar werden. Ausserdem wolle man
Janzz ab Sommer auch Firmen als White-Label-Lösung anbieten, denn gerade bei internationalen Konzernen fehlten die Werkzeuge für die interne Suche nach Know-how oftmals, was dann darin resultiere, dass man einfach einen neuen Mitarbeiter anstelle.
Aktuell zählt Janzz rund zehn Mitarbeiter. Pro Monat kommen zwei bis drei neue dazu. «Hinzu kommt das Programmier-Team aus St. Gallen, absolute Spezialisten im Bereich semantische Suche, das Janzz für uns gebaut hat», so Winzenried.
Geld verdient wird bei
Janzz laut Winzenried mit Gebühren: «Wir wollen auch von Privaten einen kleinen Obolus, um die Datenqualität hoch zu halten. Bei Firmen richtet sich die Gebühr nach ihrer Grösse. Ein Abo beginnt bei 600 Franken im Jahr für ein KMU. Bei einer sehr grossen Firma können dann mehrere hunderttausend Franken an Gebühren zusammenkommen, was für diese aber immer noch wenig ist im Vergleich dazu, was sie sonst für die Rekrutierung ausgeben.» Im Moment nehme man zwar noch nicht so viel ein, wie man ausgebe. Aber zumindest für den Schweizer Markt strebe man noch in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis an.
(mw)