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«Wir sind zwar klein, aber sehr komplex»

Erich Schwab, CIO von PSP Swiss Property, erklärt, wieso man den Outsourcing-Vertrag mit Swisscom verlängert hat und welche Updates in diesem Jahr anstehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/01

     

Swisscom IT Services unterhält hundert IT-Arbeitsplätze von PSP Swiss Property einschliesslich Infrastruktur und Services. Der Betrieb beinhaltet die gesamte Server-Infrastruktur inklusive Citrix-Plattform und den Basisbetrieb der Client-Infrastruktur. Nun haben Sie den Vertrag, der seit 2003 läuft, bis 2013 verlängert. Wieso haben Sie sich dazumal für ein Teil-Sourcing entschieden?
Erich Schwab: PSP Swiss Property ist aus Turegum Immobilien, einer Tochtergesellschaft der Zurich Versicherung entstanden. Als wir eine eigenständige Firma wurden, mussten wir die IT neu organisieren. Bislang hatte sich die Zurich-IT um die Standards gekümmert. 2003 habe ich daher ein Pflichtenheft erstellt, worin festgehalten war, wie unsere IT massgeschneidert für uns gebaut werden sollte. Als Immobilienfirma haben wir viele spezifische Applikationen, die man nicht outsourcen kann, weil wir das dazugehörige Wissen inhouse brauchen. Standards hingegen wollten wir auslagern, da es nicht unser Ziel war, eine riesige IT aufzubauen.



Wieso fiel die Wahl schlussendlich auf Swisscom IT Services?
Wir haben ein Auswahlverfahren gemacht und uns die verschiedenen Anbieter angeschaut. Ausschlaggebend für die Entscheidung für Swisscom IT Services war vor allem, dass sie genau auf mein Modell eingestiegen sind. Grössere Anbieter wollten uns ihr Modell fast aufzwingen. Swisscom hingegen ist auf unsere speziellen Bedürfnisse eingegangen. Wir sind zwar klein, aber trotzdem sehr komplex und anspruchsvoll. Standards wie zum Beispiel das Netzwerk müssen wir nicht selber betreiben, auch Server-Spezialisten müssen wir nicht selber im Haus haben. Was wir aber inhouse haben wollen, sind eine Hotline und Applikationsspezialisten für die branchenspezifischen Programme wie die Liegenschaften-Software REM, Immopac und die Bauplanungs-Software Messerli und Abacus. Für die Betreuung dieser Applikationen braucht es vor allem branchenspezifisches Wissen sowie ein fundiertes Informatik-Know-how.

Hatten Sie am Anfang Bedenken bezüglich der Auslagerung?
Unsere Bedenken am Anfang waren, dass wir als PSP mit damals 200 IT-Arbeitsplätzen von der grossen Swisscom nur als kleine Nummer betrachtet werden. Die ersten vier Monate hatten wir etwas Anlaufschwierigkeiten. Die Bedenken haben sich dann aber schnell verflüchtigt. Eine solche Kooperation steht und fällt mit den Leuten, mit denen man zu tun hat. Und diese Zusammenarbeit hat sich sehr gut entwickelt. Wir haben seit dem Anfang fast immer die gleiche Betreuung, was hervorragend ist. Ich lege darauf sehr viel Wert. Die Leute, die unsere Server und Clients betreuen, kennen PSP seit sechs Jahren, wissen also über unsere Problematik und unsere Server Bescheid. Das hat unter anderem den
Vorteil, dass sie bei Störungen schnell reagieren können.




Wo steht Ihr Rechenzentrum?
Wir haben unser Rechenzentrum inhouse, es wird von Swisscom und der PSP-IT betreut, dazu stellen wir den Zutritt zu den Betriebszeiten sicher. Wir möchten das RZ hier behalten, weil wir so etwas unabhängiger sind und schneller reagieren können, wenn etwas ist. Wir sind sehr zufrieden mit Swisscom, aber man weiss ja trotzdem nie, was morgen ist. Zudem wäre es gerade bei uns bezüglich Sicherheit kompliziert geworden, weil wir so viele externe Zugriffe der Applikationslieferanten haben. Ausserdem haben wir sehr viele Schnittstellen zu Umsystemen, von daher ist es für uns einfacher, wenn wir das RZ inhouse haben.

Haben Sie bei der Vertragsverlängerung mit Swisscom auch andere Anbieter angeschaut?
Ich habe immer mal wieder Gespräche mit anderen Providern geführt. Vor allem Angebot und Leistung wurden besprochen. Wobei der Preis nicht das alles entscheidende Kriterium für uns war.
Aber wenn diese Aspekte stimmen, gibt es eigentlich keinen Grund für einen Wechsel. Man kennt und vertraut sich und von daher spricht nichts für einen Umstieg. Vor allem das Vertrauen ist sehr wichtig. Wir besprechen Fehler offen miteinander, sie werden nicht einfach hin und her geschoben.


Welche Punkte könnte man bei der Zusammenarbeit mit Swisscom IT Services noch verbessern?
Das ist schwierig zu sagen. Es gäbe noch gewisse Sachen, die wir gerne selber machen würden. Die Durchlaufzeiten sind manchmal etwas lange. Aber es gibt natürlich laufend Verbesserungen die einfliessen. Für mich ist wichtig, dass in Meetings die Bedürfnisse besprochen und anschliessend angepasst werden können. Und dass klappt wirklich sehr gut.


Arbeiten Sie auch in anderen Bereichen mit Swisscom zusammen?
Seit 2007 kümmert sich Swisscom um unsere IP-Telefonie. Auch hier haben wir vor dem Entscheid andere Anbieter angeschaut. Am Schluss hatten wir zwei Provider, die sich bezüglich Preis und Angebot nicht unterschieden haben. Ausschlaggebend für Swisscom war dann, dass wir die Telefonie vorher bereits bei Swisscom hatten. Zudem kümmert sich Swisscom IT Services wie erwähnt ja bereits um Teile unserer IT-Infrastruktur. Ich habe eine Ansprechperson für IT und eine für die Telefonie, die sprechen nachher miteinander. Durch das, dass alles unter einem Dach ist, geht es meist sehr schnell.

Haben Sie noch weitere Pläne mit Swisscom?
Die Telefonie werden wir nächstes Jahr aktualisieren. Nach drei Jahren ist ein Update auf eine neue Version nötig. Wir haben übrigens eine Siemens-Anlage. Als Software haben wir Xphone im Einsatz. Und wir arbeiten mit Lotus Notes. Auch im Server-Bereich steht 2011 ein Update an. Wir haben momentan noch Windows Server 2000 und 2003 im Einsatz und aktualisieren nun auf Windows Server 2008. Ausserdem wollen wir die Clients, auf denen aktuell noch Windows XP läuft, auf Windows 7 und Office 2010 updaten. Bei Updates sind wir immer von den Branchenanwendungen abhängig. Wir können nicht einfach den Client aktualisieren, wenn zum Beispiel REM, das ebenfalls auf Microsoft arbeitet, noch nicht bereit ist.


Vista haben Sie also ausgelassen?
Ja, Vista haben wir weggelassen. Ich habe das Betriebssystem bei mir eine Zeit lang getestet und habe mich dann dagegen entschieden, weil es zu träge war.


Welche weiteren Projekte sind für nächstes Jahr geplant?
Dieses Jahr haben wir erfolgreich ein SAN-Storage eingeführt, in Zusammenarbeit mit Swiss-com IT Services und ITCompro. Damit haben wir das Fundament für mehr Flexibilität und (Daten)-Wachstum geschaffen. 2011 steht nun ein Citrix-Redesign an. Citrix ist bei uns etwas ins Alter gekommen und hat deshalb ein Update nötig.

Erzählen Sie mir etwas über die Branchenlösung REM…
Früher haben viele Immobilien-Firmen mit Tereal gearbeitet, eine Host-Lösung von IBM. Irgendwann ging es darum, ein Nachfolgeprodukt zu evaluieren. Aber Bewirtschaftungs-Software kann man nicht einfach so ab der Stange kaufen. Ausserdem gibt es lokale Gegebenheiten und Gesetze zu beachten. Also haben sich Wincasa, Livit, Helvetia und PSP entschlossen, eine IG REM zu gründen und den Schweizer Software-Entwickler Garaio mit dem Programmieren einer neuen Immobilienbewirtschaftungssoftware zu beauftragen.
REM wurde erfolgreich bei uns eingeführt und hat sich zudem klar zum Branchenleader entwickelt. Die IG hält die Lizenz an der Software, will diese aber weder selber vertreiben noch verkaufen. Dritte wollten aber die Software unbedingt auch einsetzen, weshalb die IG-REM IBM als Vertriebs- und ASP-Partner auswählte. Dieser Vertrag ist per Ende 2010 nun aber ausgelaufen. Seit Januar 2011 wird REM von Garaio vertrieben und weiterentwickelt. Um den Support für Drittkunden kümmert sich Garaio zusammen mit REM4 you, damit ist ein optimaler Betrieb gewährleistet.

Ist Cloud Computing ein Thema bei Ihnen?
Cloud Computing ist interessant und ich war auch schon an entsprechenden Referaten und Veranstaltungen. Im Moment ist es für PSP aber noch kein Thema. Ich kann aber nicht sagen, was die Zukunft bringt.

Wie verstehen Sie Ihre Rolle als CIO bei PSP?
Meine Aufgaben sind nebst dem IT-Betrieb die Budgetierungen, das Führen eines IT-Teams, die Erstellung von Strategien und die Zusammenarbeit mit den Applikationsbetreuern sowie die Verträge und Koordination mit allen Partnern. Zudem bin ich die Schnittstelle zu allen Abteilungen.


Sind Sie Mitglied der Geschäftsleitung?
Nein, aber Mitglied der Direktion, was mir eine gewisse Entscheidungsfreiheit garantiert
und natürlich eine grosse Wertschätzung ist.

Wie gross ist Ihr Team?
Wir sind fünf Leute und das reicht zurzeit. Das Gute im Sourcing-Betrieb ist, dass man die Partner einbinden kann, wenn man für ein Projekt mehr Leute braucht. Und wenn jemand vom Team ausfällt, kann ich jederzeit auf externe Ressourcen zurückgreifen. Das Spannende in einem kleinen Betrieb ist ja, dass man alles machen kann. Man muss sich breiter abstützen können.

Wer betreut die IT der Filialen in der Romandie und in Olten?
Bis vor kurzen hatten wir Filialen in Genf und Lausanne, diese haben wir nun am Standort Genf vereint. Des weiteren haben wir nebst dem Standort in Zürich eine Filiale in Olten und ein Büro in Genf. Wir haben aber in allen Niederlassungen eine einheitliche IT-Strategie. Das ermöglicht einen schnellen Support und macht uns flexibel. IT-technisch wird alles von Zürich aus geregelt. Wir sind natürlich viel vor Ort, was von den Leuten sehr geschätzt wird.

Wie sieht Ihr Budget für 2011 aus?
Es ist etwa gleich hoch wie 2010. Damit bin ich sehr zufrieden. Die IT wird bei uns sehr geschätzt. Ich bringe Projekte, die Sinn machen und unsere Geschäftsprozesse verbessern, gut durch bei der Geschäftsleitung.


Wie hat sich die Rolle des CIO in den vergangenen Jahren verändert?
Der CIO von heute ist eine wichtige Schnittstelle zum Business. Budget und Strategien sollten voll im Geschäftsprozess integriert sein.Falsche Entscheidungen kosten Geld und Know-how, der CIO trägt massgeblich zu einem flexiblen und attraktiven IT-Arbeitsplatz bei. Bis vor einigen Jahren war die IT zuwenig in den Geschäftsprozessen integriert, fast wie eine Blackbox. Die Leute fanden die IT undurchsichtig und wussten nicht, was die eigentlich macht. Heute ist IT viel offener und transparenter. Man ist näher am Geschehen dran und kann nicht mehr einfach Projekte ohne erkennbaren Nutzen und vor allem ohne Mehrwert durchführen. Die IT muss näher an das Geschäft gebunden werden. Die IT ist das Fundament einer Firma, wurde in ihrer Bedeutung aber oftmals unterschätzt. Eine gut konzipierte IT erhöht die Flexibilität.
Wie wichtig die IT ist, merken viele erst, wenn es einen Ausfall gibt. Wir haben das gerade erst kürzlich erlebt.

Was ist passiert?
Aufgrund des Citrix-Projektes musste eine neue SAN-Disk konfiguriert werden. Anschliessend kam es während des automatischen Backup-Prozesses zu einem Verlust der SAN-Disks, welche nicht mehr wiederhergestellt werden konnten. Die Daten mussten anschliessend ab Backup wieder eingespielt werden, was bei der grossen Datenmenge entsprechend Zeit in Anspruch genommen hat. Mittlerweile konnte die Ursache mit einem Microsoft-Patch behoben werden. (abr)


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