Anna hat nach ihrer Lehre in einem Betrieb ein Studium an der Fachhochschule begonnen, Beatrice absolvierte die Informatikmittelschule mit dazugehörendem einjährigem Praktikum und ging dann ebenso an die Fachhochschule. Claudias Weg führte übers Gymnasium zum Studium an der ETH. Und das Gemeinsame? Mit 23 hatten Astrid und Claudia den Bachelor in der Tasche. Beatrice wird das leicht später erreichen, weil sie das Fachhochschulstudium berufsbegleitend gemacht hat: Vier Tage arbeitete sie, an zwei Wochentagen ging sie zur Schule. Alle drei konnten zwischen der technischen und der Wirtschaftsinformatik wählen!
Was ist nun wirklich besser für Jugendliche – eine Lehre machen oder ein Studium absolvieren? Die Antwort mag provozierend klingen: Die Wege sind unterschiedlich, aber gleichwertig. Es kommt also auf die einzelne Schülerin, den einzelnen Schüler an. Gute Schüler/-innen, die sich für theoretische Vorgänge interessieren und sich immer in Büchern vergraben, besuchen das Gymnasium und absolvieren danach ein Studium. Jugendliche, die langsam genug von der Schule haben, gerne tüfteln, etwas Praktisches tun, sollte man die Lehre machen lassen.
Zu viele Eltern geben zu viel Geld für Lernstudios aus, um partout das Gymi zu erzwingen. Einmal abgesehen von der Frage, ob daraus auch interessierte Studenten entstehen, ist das wirklich nicht nötig. Eine gute Lehre mit guten Leistungen, vielleicht noch mit der gleichzeitig absolvierten Berufsmaturität, führt gleich schnell zum gleichen Ziel. Über das Studium der wissenschaftliche Ansatz, über die Lehre und der danach folgenden Fachhochschule der praktische Ansatz. Nach der Lehre kann man mit einem Passerellen-Jahr an eine Universität und nach dem Gymnasium und einem Praxiseinsatz an die Fachhochschule. Das ist es, was das schweizerische Bildungssystem so einzigartig macht.
Und für die Betriebe ist es doch gut zu wissen, dass sich ihr Einsatz als Lehrbetrieb bei gutem Konzept selbst finanziell auszahlt. Sicher aber über die Förderung des Nachwuchses. Denn: Entwicklung von guten ICT-Lösungen ist nicht primär eine Frage des Geldes, sondern eine der intellektuellen Ressourcen. Es liegen Welten zwischen begnadeten und nur durchschnittlichen Softwareentwicklern. Es gilt, mit guter Grundbildung und anschliessender höherer Berufsbildung dafür zu sorgen, dass wir genügend begnadete Fachleute heranziehen.
Alfred Breu, Fachgruppe Lehr- und Praktikumsbetriebe