Keine fünf Kolumnen schreibe ich für das Swiss IT Magazine und da ist sie, die erste Schreibblockade. Ich soll zum Thema Backup einen originellen Artikel einsenden, meinte der Chefredaktor lapidar. Nur fällt mir dazu nichts ein. Ein schwarzes Loch. Bis zur letzten Minute schob ich die Kolumne auf und jetzt wünschte ich mir, ich hätte einen dieser klugen Ratgeber gelesen «Die Einsamkeit des Schreibers», «Erfolgreich gegen Schreibblockaden» oder «Unter Druck». Das bin ich jetzt, «Unter Druck», – genauso wie der IT-Verantwortliche, wenn am Wochenende die Firma einen Daten-Totalverlust erleidet und am Montag alles still steht.
Datenverlust kann richtig teuer und noch viel nervenaufreibender werden. Hinterhältigerweise ist es eine menschliche Angewohnheit, dass wir uns in guten Zeiten wenig um mögliche Probleme kümmern. «Einen Schreibratgeber brauche ich doch nicht» oder «Backups machen wir regelmässig». Sicher? Meine These: In 8 von 10 Firmen fehlt ein funktionierender Plan, welche Daten wo liegen und wie man sie am besten zurückholt.
Eine Wissenschaft für sich
So einfach sich «Backup» sagt, so schwierig ist es, eine gute Strategie zu wählen. Mit dem Preisverfall der Massenspeicher nimmt das Datenvolumen im Gleichschritt zu und die Herausforderung für ein erfolgreiches Backup wird grösser. Alleine die Mail-Flut zu speichern, kann Disks zum Bersten bringen. Welche Daten müssen wie lange aufbewahrt werden? Was passiert, wenn das Gebäude abbrennt? Wie löschen wir, was nicht mehr benötigt wird? Und was passiert mit all den Backup-Medien, wenn sie entsorgt werden? Kann da jemand einfach in die Mülltonne langen und hat dann die Akten von 40’000 Krankenkassenkunden in der Hand?
Wie anfangen?
Erstellen Sie nur Backup-Strategien, die Sie auch durchhalten. Einmal eine Hardware zu kaufen, eine Software zu installieren, sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen, um dann zu hoffen, dass alles klappt, führt im Notfall garantiert zum Desaster. Überlegen Sie sich deshalb gut, welche Daten zu speichern es sich lohnt. Haben Sie einen hauseigenen Mailserver, stellen Sie sich die Frage: Lohnt sich die Auslagerung an einen externen Dienstleister?
Backup-Varianten
Naheliegend ist das Vollbackup. Bei diesem wird der komplette Datenbestand gesichert. Geht etwas verloren, greifen Sie darauf zurück. Aber: Möchten Sie jeden Tag ein neues Vollbackup erstellen, brauchen Sie eine Unmenge von Speicher. Überschreiben Sie dasselbe Backup täglich, finden Sie keine Datei mehr von vor zwei Wochen. Darum wurde das inkrementelle Backup entwickelt. Hierbei wird eine Vollsicherung des Datenbestandes durchgeführt. Anschliessend werden täglich Sicherungen zum letzten Backup gemacht. Müssen Sie ein Backup erstellen, benötigen Sie aber das Vollbackup und alle Zwischensicherungen. Das kann äusserst mühsam werden. Darum entstand das differentielle Backup. Bei diesem Verfahren wird täglich die gesamte Veränderung zum Vollbackup erstellt. Zum Wiederherstellen benötigen Sie nur das Vollbackup und das gewünschte differentielle Backup.
Welche Daten wie oft sichern
Nicht nur die Wahl der Backup-Variante ist wichtig, sondern auch die des Sicherungszyklus. Nehmen Sie als Beispiel Ihren eigenen PC: Im Verzeichnis «Eigenen Dateien» kommen oft neue Dateien hinzu. Sie sollten es also regelmässig sichern. Das gesamte System dagegen bedarf seltener einer Speicherung.
Gehört Ihre Firma zu den 8 von 10?
Denken Sie daran: Der einzig sichere Beweis für eine erfolgreiche Datensicherung ist der Nachweis. Sagt Ihnen in der IT jemand «kein Problem», wissen Sie, dass sie eines haben. Löschen Sie doch zum Test einmal wichtige Daten und schauen Sie, wie lange es dauert, bis die IT wieder ready ist. Vielleicht sollten Sie zur Sicherheit vorher ein gesondertes Backup für diese Daten erstellen.
Daniel Niklaus ist Geschäftsführer der Firma Netlive IT und zählt
zu den Pionieren der Schweizer Internet-Szene. In seiner regelmässigen Kolumne wirft er einen ausgefallenen Blick auf die Schwerpunkt-Themen des Swiss IT Magazine.
dniklaus@netlive.ch