Stärkung der Berufsbildung im ICT-Berufsfeld
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/12
Die im Verlauf des Jahres erarbeitete Berufsfeldanalyse hat aufgezeigt, dass die ICT einem ernsthaften Personalengpass entgegen geht. Das Ergebnis vieler Interviews und Meldungen geben an, dass bis 2017 infolge der vermuteten Wirtschafts- und Technologie-Entwicklung der Bestand von 170’000 auf 212’000 ansteigen sollte. Das wird bei gleich bleibender Ausbildung in Berufsbildung und Hochschulen und dank der im Branchenvergleich weiter überdurchschnittlichen Rekrutierung von Fachleuten aus dem Ausland trotzdem zu einem Fachleutemangel von 32’000 Personen. Entsprechend werden Verzögerungen in der Auslieferung von Software für viele neue Produkte und Dienstleistungen auftreten oder ganze Wirtschaftszweige müssen ins Ausland verlegt werden. So oder so hat das gravierende volkswirtschaftliche Konsequenzen, es gehen Marktanteile und Gewinnchancen verloren. Daher hat ICT Berufsbildung Schweiz drei Schwerpunktprojekte in Angriff genommen.
1. Projekt Lehrstellenförderung
Die berufliche Grundbildung ist die Eingangspforte zur höheren Berufsbildung und auch zu den Fachhochschulen. Heute ist der Anteil der Lernenden an den 170’000 Fachleuten bei 3.7 Prozent und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 5.4 Prozent. Mit diesem Projekt soll er auf den Landesdurchschnitt gebracht werden, was heisst, dass mindestens 3‘000 neue ICT-Lehr- bzw. Praktikumsstellen zu schaffen sind. Das soll durch eine deutlich Erhöhung der Anzahl Lehrstellen erreicht werden, durch eine ebensolche Steigerung der Informatikmittelschul-Ausbildungsplätzen und der Umsteigerlehrgänge.
2. Imagekampagne: ICT – Berufe mit grosser Zukunft
Es ist offensichtlich, dass die Informatik unter einem falschen Image leidet. Durch gezielte Massnahmen sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass erheblich mehr junge Frauen und Männer einen ICT-Beruf wählen. Es geht darum, Perspektiven und Laufbahnen aufzuzeigen und die Bevölkerung zu überzeugen, dass Informatiker/-innen und Mediamatiker/-innen beste Zukunftsaussichten haben. Dass die Informatik- und Mediamatik-Berufslehre beste Grundlagen schafft, auch bei allfälligem Berufswechsel.
3. Repositionierung der Berufsprüfungen ICT
Es ist erkannt worden, dass die Berufsprüfung nicht mehr den heutigen Ansprüchen des Marktes genügt. Entsprechend wird bereits mit Volldampf daran gearbeitet, eine von der Wirtschaft und Verwaltung nachgefragte höhere Berufsbildung zu etablieren. Zusätzlich zu de bestehenden Prüfungen „Services“ und „Development“ werden per Herbst 2011 neue Vorbereitungsausbildungen starten, die ersten Prüfungen nach den neuen Reglementen werden im 2013 abgeschlossen. Diese erfolgen in den neuen Schwerpunkten ICT-System- und Netzwerktechniktechnik, ICT-Applikationsentwicklung und –Architektur, Wirtschaftsinformatik und Mediamatik.
Mit einher geht es darum, deutlich mehr Grundbildungsabsolventen in die höhere Berufsbildung zu bringen, das Ziel liegt bei über 50 Prozent. Idealerweise würde eine/-r von drei an eine Fachhochschule gehen und eine weitere Person an die Berufsprüfung oder an eine höhere Fachschule. Wir müssen die Lernenden der Grundbildung entsprechend „anfeuern“.