Windows-2000-Tuning

Frisch aufgesetzt, ist Windows 2000 noch nicht optimal konfiguriert. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Mitteln Sie Ihr System noch tunen können.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/42

     

Frisch installiert, bietet Windows 2000 eine ganz ordentliche Performance - insbesondere auf neuen und hardwaremässig gut ausgerüsteten Rechnern. Wer auf seinem System vor dem Windows-2000-Einsatz allerdings andere Betriebssysteme wie Windows 98 oder NT genutzt hat, wird feststellen, dass die Systemgeschwindigkeit subjektiv gesehen eher leicht sinkt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Betriebssystem Windows 2000 wesentlich mehr Umfang und deutlich mehr Funktionalität hat als all seine Vorgänger.



Andererseits macht das neue Microsoft-System besseren Gebrauch von der Hardware - nach objektiven Messungen lassen sich in der Gesamtperformance kaum deutliche Unterschiede zwischen Windows 2000 und seinen Vorgängern feststellen.




Wie bereits erwähnt, ist eine gute Hardware-Ausstattung die Grundvoraussetzung für ein performantes System. Windows 2000 läuft zwar bereits auf einem Pentium 200, bevorzugt aber schneller getaktete Prozessoren. Speichermässig hat das OS höhere Ansprüche: Mit 64 MB kriegt man das System zum Laufen, 128 MB sind für eine akzeptable Arbeitsgeschwindigkeit nötig, befriedigend wird die Performance mit 256 MB und mehr.



Im Zuge der Erneuerung der Arbeitsoberfläche hat Microsoft ihrem 2000er Baby allerdings auch eine Menge Schnickschnack verpasst, der für den Betrieb eigentlich nicht nötig ist, aber dennoch einiges an Ressourcen frisst. Kommt dazu, dass einige der Grundeinstellungen alles andere als optimal für ein hochperformantes System sind.



Wer die Geschwindigkeit seiner Windows-2000-Maschine verbessern will, tut deshalb gut daran, erst einmal unsere Tips auszuprobieren. Falls die gewünschte Wirkung damit noch nicht eintritt, hat man ein paar Megabyte RAM schnell noch dazugekauft.


Web-Content für Ordner ausschalten

Windows 2000 bietet auf der Oberfläche einige Features, die der Bedienung unter Umständen förderlich sein können oder einfach den Desktop verschönern. Wirklich nötig sind diese Gimmicks allerdings nicht.



Ressourcen-Fresser erster Güte sind die Webinhalte, die standardmässig in einigen Systemfoldern angezeigt werden und für andere Ordner problemlos per HTML programmiert werden können. Nicht nur, dass diese HTML-Dateien Festplattenplatz beanspruchen - der Aufbau dieser relativ komplexen Anzeigen kostet Zeit, Speicher und CPU-Zeit. Es empfiehlt sich deshalb, dieses Feature auszuschalten.




Die entsprechende Option finden Sie im Extras-Menü des Windows Explorer unter Ordner-Optionen. Im Allgemein-Register können Sie nun auswählen, ob Sie Herkömmliche Windows-Ordner verwenden oder Webinhalte in Ordnern aktivieren wollen. Wir empfehlen ersteres.




GUI-Gimmicks entfernen

Windows 2000 verfügt über einige optische Features, die letztlich bloss der Unterhaltung dienen und keinen wirklichen Nutzen haben, aber dennoch von den prinzipiell immer knappen Systemressourcen zehren. Dazu gehören etwa die Animationen für Menüs, die ausfahren statt ausklappen, oder der Schatten hinter dem Standard-Mauszeiger.



Letzteres schalten Sie aus, indem Sie im Applet Maus in der Systemsteuerung zum Register Zeiger wechseln. Hier deaktivieren Sie das Kontrollkästchen für Zeigerschatten aktivieren.




Die Einstellungen für die animierten Menüs finden sich ebenfalls in der Systemsteuerung im Applet Anzeige. Deaktivieren Sie die Option Übergangseffekte für Menüs und Quickinfo im Register Effekte.




Zubehör entfernen

Standardmässig installiert Windows 2000 eine Menge Utilities, die viele Anwender eigentlich gar nicht brauchen oder durch bessere Tools von Drittanbietern ersetzen wollen. Dazu gehören etwa die Spiele, der Rechner oder das Windows-Wordpad.



Allerdings sind diese Programme des Betriebssystems gut versteckt: Im Software-Applet der Systemsteuerung finden sich unter dem Punkt "Windows-Komponenten hinzufügen/entfernen" zunächst keinerlei Hinweise darauf. Das lässt sich aber ändern: Suchen Sie die Datei sysoc.inf im (versteckten) Ordner \winnt\inf und öffnen Sie diese im Editor. Scrollen Sie in der Datei bis zum Abschnitt old base components und löschen Sie in den Zeilen nach den Einträgen das Wort hide (und nur dieses, die Kommas müssen drin bleiben).




Nun werden alle Komponenten auch im Software-Applet angezeigt: Durch Deaktivieren des Kontrollkästchens lässt sich die ganze Gruppe entfernen, die Auswahl einzelner Programme erfolgt über den Button Details.




Systemanpassungen

Die Änderungen am Desktop bringen erst einen minimen Performance-Zuwachs. Bessere Effekte lassen sich mit Änderungen unter der Oberfläche erreichen, etwa beim Memory-Management oder verschiedenen Registry-Einstellungen.



Dabei muss man sich allerdings bewusst sein, dass es sich bei solchen Anpassungen um tiefe Eingriffe ins System handelt. Der gewünschte Effekt tritt zwar meist ein, aber nicht immer sind alle Folgen absehbar.





Auslagerungsdatei optimal konfigurieren

Eine einfache, aber wirkungsvolle Optimierungsmöglichkeit bietet die Auslagerungsdatei. Diese Datei dient dazu, Seiten vom Hauptspeicher zu übernehmen und zwischenzulagern, bis sie wieder benötigt werden - je kleiner der Speicher und je mehr Anwendungen geöffnet sind, desto mehr Inhalte müssen ausgelagert werden, was wiederum einiges an Zeit kostet, weil eine Festplatte im Vergleich zum RAM sehr langsam arbeitet.



Standardmässig wird das Swap-File von Windows auf der Systempartition C eingerichtet, was aber nicht besonders sinnvoll ist. Idealerweise wird die Auslagerungsdatei deshalb verschoben, und zwar wenn möglich auf eine andere Festplatte - eine andere Partition auf derselben physischen Harddisk bringt dagegen nur wenig Performance-Gewinn.




Die entsprechenden Dialogfelder finden Sie in der Systemsteuerung im Applet System. Im Register Erweitert klicken Sie auf den Button Systemleistungsoptionen, im sich öffnenden Fenster auf die Schaltfläche Ändern.



Nun wählen Sie im Feld Laufwerke die Systempartition C aus und tragen im Feld Grösse der Auslagerungsdatei für ein bestimmtes Laufwerk die neue Grösse des Swap-File ein. Weil Sie die Datei ja vom Laufwerk C entfernen wollen, geben Sie 0 ein. Genau gleich verfahren Sie mit der Partition, die die Auslagerungsdatei neu beherbergen soll: Als Entscheidungshilfe für die optimale Grösse der Datei schlägt Windows einen Wert vor, den Sie übernehmen können. Die neuen Einstellungen werden nach einem Neustart wirksam.



Zur optimalen Konfiguration des Swap-File gehört auch dessen Grösse. Windows bietet die Möglichkeit, einen Anfangswert und einen Maximalwert zu definieren. Unter gewissen Umständen kann es sinnvoll sein, hier unterschiedliche Werte einzutragen und somit der Auslagerungsdatei ein dynamisches Wachstum zu ermöglichen. In den meisten Fällen aber ist es besser, wenn beide Werte identisch sind, weil damit die Fragmentierung des Swap-File verhindert werden kann. Auch hier kann als erster Anhaltspunkt die von Windows empfohlene Grösse dienen - oder man geht nach der Faustregel, wonach die Auslagerungsdatei in etwa der anderthalbfachen Grösse des RAM entsprechen soll. Allerdings sollte man dann mit dem Performance-Monitor das Swap-File überwachen, um festzustellen, ob der Wert hoch genug gewählt wurde. Andernfalls kann er jederzeit um einige MB vergrössert oder verkleinert werden. Den Performance-Monitor finden Sie im Startmenü unter Verwaltung -
Systemmonitor.




L2-Cache voll nutzen

Nicht selten kommt es vor, dass Windows 2000 den Level-2-Cache des Prozessors nicht richtig erkennt und einfach den Standardwert für 256 kB in seine Registry einsetzt. Ist ein grösserer L2-Cache vorhanden, werden dessen Fähigkeiten nicht vollumfänglich genutzt.



Abhilfe schafft eine Änderung des entsprechenden Registry-Schlüssels HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Session Manager\ Memory Management\SecondLevelDataCache. Setzen Sie hier den Wert aus der folgenden Tabelle ein, der demjenigen Ihres Prozessors entspricht.





L2-Cache/Wert (binär)



•256 kByte/0 (Standard)



•512 kByte/200



•1024 kByte/400


Memory-Management verbessern

Windows 2000 bietet in Sachen Speicherverwaltung gegenüber seinen Vorgängern einige Vorzüge. Perfekt ist das Speichermanagement allerdings noch nicht: Es gibt einige Punkte, die eine Optimierung zulassen. Voraussetzung ist allerdings, dass man genügend RAM im System installiert hat (ab 128 MB). Alle der folgenden Registry-Schlüssel finden sich unter HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Session Manager\Memory Management.



Geschwindigkeit kostet beispielsweise das Auslagern von Teilen des Kernels, was Windows 2000 immer dann macht, wenn viele einzelne Tasks gleichzeitig laufen und Systemzeit beanspruchen. Dieses Verhalten lässt sich unterbinden, indem man den Wert des Schlüssels DisablePagingExecutive von 0 auf 1 ändert.




Ausserdem kann man seinen Festplatten einen höheren Cache zuweisen, was die Zugriffsgeschwindigkeit auf häufig benötigte Daten und insbesondere grosse Dateien erhöht. Windows 2000 Professionell cacht Dateien nämlich nur bis zu einer bestimmten Grösse, um Arbeitsspeicher zu sparen. Dazu ändert man den Wert des Schlüssels LargeSystemCache von 0 auf 1. Insbesondere bei dieser Änderung ist aber zu beachten, dass sie wirklich nur auf Systemen mit grosszügigem Speicher Sinn macht. Eine generelle Erhöhung der Systemperformance erreicht man durch die folgende Anpassung: Windows 2000 reserviert nämlich als Standard 512 Byte für Dateisystemoperationen, in der Registry reflektiert sich das im Wert 0. Je nach Arbeitsspeicher kann aber ein grösserer Wert die Performance verbessern. Tragen Sie deshalb unter dem Schlüssel IOPageLockLimit den Wert aus der folgenden Tabelle ein, der Ihrem installierten Arbeitsspeicher entspricht.




Arbeitsspeicher (MB)/Wert IOPageLock-Limit (dezimal)



•64/8192



•128/16384



•256/65536


Ultra-DMA/66 einsetzen

Von Haus aus bietet Windows 2000 zwar Unterstützung für Ultra-DMA/66 oder sogar UDMA/100, die entsprechenden Einstellungen sind aber standardmässig deaktiviert. Das gilt auch, wenn in den Hardware-Einstellungen für den IDE-Controller der DMA-Modus definiert ist - dieser hat nämlich keinen direkten Einfluss auf den UDMA/66, muss aber trotzdem eingerichtet sein, damit UDMA/66 aktiviert werden kann.



Falls Sie entsprechende schnelle Festplatten in Ihrem System haben, öffnen Sie den Registry-Editor und legen Sie unter dem Pfad HKEY_LOCAL_MACHINE\System\CurrentControlSet\Control\Class\{4D36E96A-E325-11CE-BFC1-08002BE10318}\ 0000 einen neuen Schlüssel mit dem Namen EnableUDMA66 und dem DWORD-Wert 1 an. Je nach Systemkonfiguration kann der Pfad auch mit 0001, 0002 oder 0003 statt 0000 enden. Nach einem Neustart steht die Unterstützung für die schnelle Festplatte zur Verfügung.





Schlankheitskur für W2K

Dieser Tip hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die Performance, verhilft aber zu einem übersichtlicheren System und mehr Festplattenplatz. Als Bequemlichkeit für den geplagten User speichert Windows 2000 nämlich wichtige Systemdateien sowie sämtliche Treiber auf der Festplatte, so dass sie jederzeit zur Installation zur Verfügung stehen. Allerdings ist das Betriebssystem natürlich auch in der Lage, die Dateien ab CD-ROM zu laden, wenn sie nicht (mehr) am vermuteten Ort auf der Harddisk aufgefunden werden sollten.




Falls Sie also eine Windows-2000-CD zur Hand haben, können Sie die beiden Ordner \WINNT\System32\dllcache sowie WINNT\Driver Cache löschen. Sie gewinnen dadurch rund 244 MB an Festplattenplatz.



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