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Mobiltelefonie auf höchstem Niveau

Orange und Swisscom lancieren mit dem SPV M3100 und dem Palm Treo 750v zwei State-of-the-Art-Smartphones.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/21

     

Wer baut das derzeit schickste Smartphone? Eigentlich ist die Frage müssig, denn für den Business-Anwender spielt das Design nur eine untergeordnete Rolle – wichtig sind die Funktionen, die Mobilität sowie eine einfache Bedienbarkeit.
Orange und Palm One haben mit dem SPV M3100 beziehungsweise dem Treo 750v jüngst je ein neues Smartphone auf der Basis von Windows Mobile 5.x auf den Markt gebracht, die sich auf den ersten Blick hauptsächlich durch ihr Äusseres unterscheiden. Der Palm glänzt mit einer dominanten Tastatur, während das SPV vor allem durch den grossen Bildschirm auffällt. Auch die inneren Werte sind auf den ersten Blick recht ähnlich: Zweimal Samsung-Prozessor, 128 MB RAM bei beiden, ähnliche Akkukapazität... Zweieiige Zwillinge also? Keineswegs, denn wer genauer hinsieht, der findet auch die sprichwörtlichen sieben Unterschiede.


Die Hardware

Die wesentliche Differenz bei der (äusseren) Hardware wurde bereits angetönt: Während der Treo zugunsten der QWERTZ-Tastatur, die direkt auf der Front angeordnet ist, über einen mit 240x240 Pixel vergleichsweise kleinen, berührungsempfindlichen Monitor verfügt, bietet das SPV einen Touchscreen von 240x320 Pixel. Der Clou daran: Die sichtbare Fläche wird für eine bequeme Arbeit mit der ebenfalls integrierten Tastatur, die hinter das Display geschoben wird, zwischen Hoch- und Querformat automatisch umgeschaltet. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Displays kaum, beide zeigen über 65’000 Farben an und sind auch bei starkem Lichteinfall gerade noch lesbar. Der erste Punkt geht aber für den grösseren und funktionelleren Monitor an Orange.




Eine integrierte Tastatur ist bei einem Smartphone äusserst praktisch, auch wenn der Touchscreen eine problemlose Bedienung mit Stift, Software-Tastatur und in einigen Programmen sogar mit Handschrifterkennung möglich macht. Die Lösungen, die die beiden Hersteller hier gewählt haben, könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Orange die Tastatur wie erwähnt hinter dem Display versteckt und sie per Slide-Mechanismus hervorholen lässt, prangt sie beim Treo auf der Front. Letzteres Konzept ist insofern praktisch, als die Tastatur jederzeit ohne Zusatzaufwand zur Verfügung steht. Dagegen macht sich Platzmangel bemerkbar: Für europäische Managerhände dürften die Tasten des Palm nicht nur zu klein sein, sondern insbesondere auch zu nahe beisammen liegen, um eine bequeme Arbeit damit zu ermöglichen. Besser scheint dem Tester hier die Orange-Lösung: Auch hier sind die Tasten klein und nah beieinander, in der Praxis geht die Arbeit damit aber leichter von der Hand.





Hinsichtlich Zusatztasten rund ums Gerät sowie der Fünfwege-Navigationstasten samt Begleitknöpfen für die Telefoniefunk­tionen, Windows-Startmenü und Eingabe sind sich die beiden Kontrahenten wieder sehr ähnlich. Orange bietet hier zwar je einen dedizierten Button für Videotelefonie und Bordkamera, beim Treo sind dafür fast alle Tasten frei belegbar.
Ein Unentschieden gibt es auch hinsichtlich der Rechenpower und dem Speicher. Zwar verfügt das SPV M3100 auf dem Papier über einen leicht schnelleren Prozessor (400 gegen 300 MHz), beim täglichen Umgang mit den beiden Smartphones macht sich das aber kaum bemerkbar. Auch beim Speicher bleiben sich die beiden Geräte kaum etwas schuldig: 128 MB ROM sind bei beiden integriert, dazu kommen 64 respektive 60 MB RAM sowie ein Erweiterungs-Slot, der beim SPV MicroSD- und beim Treo MiniSD-Karten aufnimmt. Eine 512-MB-Karte wird von der Swisscom zum Treo 750v bereits mitgeliefert, dafür kostet das Gerät etwas mehr.




Ein Feature, ohne das heute kein Handy mehr auskommt, ist die integrierte Kamera, und hier hat das SPV eindeutig die Nase vorn. Während der Treo 750v mit 1,2 Megapixel auflöst, bietet das Orange-Gerät 2 Megapixel. Des weiteren bietet das SPV eine recht starke Lampe als Blitzersatz und erlaubt die Umschaltung des Objektivs zwischen Normal- und Makromodus. Während beide Geräte eine Digitalzoom-Funktion beinhalten, sucht man einen Objektivschutz derweil vergebens.
Neben der eigentlichen Handykamera verfügt das SPV M3100 an der Gehäusefront über eine separate Videokamera, die speziell für die Videotelefonie optimiert ist. Beim Treo 750v sucht man eine Videotelefonie dagegen vergebens.


Die Konnektivität

Wichtiger als solche Gadgets sind bei einem Geschäftshandy allerdings die Sende- und Empfangsmöglichkeiten. Und davon bieten beide Smartphones eine ganze Menge. So handelt es sich bei beiden Geräte um Quadband-GSM-Handys, die sich daneben aber auch mit den schnelleren Funkstandards GPRS, EDGE und UMTS verstehen. Das SPV M3100 lässt sich optional sogar auf HSDPA upgraden. Des weiteren bieten beide Geräte eine Freisprechfunktion und unterstützen die gängigen Telefonmodi wie Makeln und Konferenzschaltung.
Bluetooth und erst recht Infrarot gehören schon seit längerem zur Standardausrüstung jedes höherwertigen Handys. Eher selten findet sich dagegen WLAN-Funk­tionalität wie beim SPV M3100 – was sich übrigens schnell als sehr praktisch erweist, surft man damit doch in der Nähe eines öffentlichen oder privaten Hotspots deutlich billiger als mit den anderen unterstützten Funkstandards.
Zum Anschluss an den PC und zur Synchronisation mit Outlook bietet das SPV M3100 schliesslich einen Standard-USB-2.0-Port, der auch zur Aufladung des Akkus dient (ein separates Ladegerät wird mitgeliefert). Palm setzt dagegen handyseitig auf ein proprietäres Stecker-Design sowie auf einen separaten Anschluss für das ebenfalls mitgelieferte Ladegerät.
Für den bequemen Umgang mit all den Konnektivitäts-Funktionen bietet das SPV M3100 einen per Button am Gehäuse zugänglichen softwarebasierten Comm-Manager: Hier lassen sich die Features schnell ein- oder ausschalten sowie umkonfigurieren. Der Treo 750v verfügt zwar über eine ähnliche Management-Seite, die sich aber nur vergleichsweise umständlich übers Menü aufrufen lässt.
Alles in allem hat das SPV M3100 damit auch im Connectivity-Bereich die Nase vorn. Auf Comm-Manager und WiFi beispielsweise möchte man nur noch ungern verzichten, wenn man sich erst daran gewöhnt hat.


Die Software

Beide Smartphones laufen unter Windows Mobile Pocket Phone Edition, der Treo 750v mit der aktuellsten Version 5.2, das SPV M3100 mit Version 5.0. Darin enthalten ist natürlich das Mobile Office, also die abgespeckten Ver­sionen von Word, Excel und Powerpoint. Ebenfalls Standard sind die Mobilversionen des Windows Media Player 10, Outlook sowie Internet Explorer, und für die Synchronisation mit dem PC (Mac wird nicht unterstützt) kommt ActiveSync 4.0 zum Zug.
Damit bietet das Betriebssystem selber wenig Möglichkeiten für Alleinstellungsmerkmale der Geräte – ausser bei der Vorkonfiguration. Hier haben sich beide Hersteller ins Zeug gelegt und eine eigene Start-Oberfläche gebastelt, über die der Anwender mit wenig Aufwand zu den wichtigsten Funktionen seines Smartphones gelangt und ständig über die wichtigsten Ereignisse (verpasste Anrufe, anstehende Termine etc.) informiert wird. Dabei macht die Oberfläche des SPV M3100 in der subjektiven Wertung insgesamt einen runderen und aufgeräumteren Eindruck.






Ein Alleinstellungsmerkmal, auf das Palm speziell hinweist, ist die Optimierung von Windows Mobile für die Einhandbedienung mit den Steuertasten. So allein ist Palm damit allerdings nicht – das SPV verfügt über identische Tasten und lässt sich genauso einhändig bedienen.
Ein klares Plus erspielt sich Palm (respektive die Swisscom, die das Gerät nach der Lancierung für drei Monate exklusiv vertreiben darf) allerdings mit den vorinstallierten Zusatzanwendungen. So wird dem Anwender des Treo 750v der sogenannte Mobile Assistant zur Verfügung gestellt, der unter anderem Programme wie F-Secure Antivirus für Smartphones, den direkten Zugang zur Fahrplanauskunft der SBB, ein mehrsprachiges Dictionary-Programm von SlovoEd sowie eine Version des TomTom-Navigator enthält. Letzteres muss allerdings kostenpflichtig aktiviert werden und dient lediglich der Routenplanung, wer seinen Treo 750v zum Navigationssystem ausbauen will, muss weiteres Zubehör (vor allem ein GPS-Modul) dazukaufen.
Auch Orange hat das SPV M3100 mit Zusatzsoftware ausgestattet – die Liste fällt aber mit einem Java-Midlet-Manager, einem Video­player und einem Komprimierungsprogramm eher mager aus. Einen PDF-Viewer haben übrigens beide Geräte an Bord.


Fazit

Alles in allem ist es damit gar nicht so einfach, einen Testsieger zu küren. Während Orange vor allem im Hardwarebereich deutlich auftrumpft, spielen die Swisscom und Palm ihre Trümpfe im Softwarebereich aus: Das Mobile-Assistant-Paket mit seinen praktischen Anwendungen vermögen zusammen mit der mitgelieferten Speicherkarte sogar den höheren Preis des Geräts zu rechtfertigen. Letztlich geben aber die WLAN-Unterstützung, der grössere Bildschirm und die besser nutzbare Tastatur den (knappen) Ausschlag für das SPV M3100.





Orange SPV M3100 vs. Palm One Treo 750v




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