Minolta Dimage 7: Neuer Star am Megapixel-Himmel

Die erste 5-Megapixel-Kamera setzt neue Massstäbe, zeigt aber auch teils ärgerliche Schwächen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/33

     

Nach dem Erfolg mit seiner ersten Digicam, Dimage V (richtig, die mit dem abnehmbaren Objektiv), war es in letzter Zeit eher ruhig um den japanischen Kamera-Hersteller Minolta. Zwar kamen laufend neue Geräte auf den Markt, diese allerdings waren weder besonders innovativ noch speziell erfolgreich. Das soll sich mit der diesjährigen PMA-Überraschung Dimage 7 ändern: Die erste Consumer-Digicam mit 5-Megapixel-CCD überzeugt zumindest auf dem Papier mit einer Fülle von interessanten Details, zeigt aber leider im Praxiseinsatz auch einige Schwächen.


Technische Finessen

Ein Highlight der vorliegenden Digicam ist - neben dem 5-Megapixel-Chip natürlich - das Objektiv, das optisch einen Zoombereich von 28 bis 200 mm abdeckt und damit vor allem im Weitwinkelbereich sämtliche Konkurrenzmodelle deutlich übertrifft. Die Optik ist hervorragend gearbeitet und zeigt selbst im Weitwinkelbereich kaum Verzeichnungen. Erfreulich ist auch die hohe Anfangs-Lichtstärke von F2,8 (Weitwinkel) respektive F3,5 (Telebereich), die Reserven für schlechtere Lichtverhältnisse bietet.



Als eines von ganz wenigen Digicam-Zooms wird dasjenige der Dimage 7 nicht über einen Motor, sondern konventionell per Drehring eingestellt. Auf diese Weise kann der Fotograf den Bildausschnitt wesentlich besser steuern.




Ausgewählt wird der Bildausschnitt entweder über das Display auf der Rückseite der Kamera oder aber durch den (um 90 Grad kippbaren) elektronischen Sucher. Die Dimage 7 erkennt dabei mit Hilfe eines Sensors, welcher der beiden "Sucher" gerade genutzt wird, und schaltet den anderen automatisch aus - aus Stromspargründen sehr vernünftig.



Ein technisches Highlight ohne Beispiel (zumindest in der Digicam-Welt) ist der flexibel steuerbare Fokuspunkt. Über die sogenannte Vier-Weg-Steuertaste auf der Rückseite der Kamera lässt sich der Fokuspunkt frei im Sucher verschieben, bis er über dem Hauptmotiv liegt. Auf diesen Punkt wird daraufhin der Autofokus scharfgestellt. Praktisch ist das natürlich bei Motiven, die nicht im Bildzentrum liegen, und oft liefert dieses System bessere Ergebnisse als der übliche Fokusspeicher.




Langsamer Autofokus

Leider arbeitet der Autofokus sehr langsam. Insbesondere bei ungünstigem Licht oder langen Brennweiten kann es einige Sekunden dauern, bis das Motiv scharfgestellt ist - für Profis kaum tolerierbar. Schneller geht es, wenn die Belichtungsmessung und der Autofokus auf Spotmessung umgestellt werden, und auch mit dem bereits erwähnten flexiblen Fokuspunkt lässt sich das Scharfstellen deutlich beschleunigen. Vermisst haben wir ausserdem ein Autofokus-Hilfslicht, das das Scharfstellen bei schlechten Lichtverhältnissen stark vereinfachen könnte.



Neben der Spotmessung bietet die Dimage 7 eine Mehrfeld- sowie eine mittenbetonte Integralmessung. Richtig eingesetzt, lassen sich damit in jeder Lichtsituation korrekt belichtete Bilder schiessen.




Wie es sich für eine Digicam der gehobenen Klasse gehört, ermöglicht die Dimage 7 natürlich auch umfangreiche Einflussmöglichkeiten auf die Bildbelichtung. Neben fünf Motivprogrammen finden sich eine Vollautomatik, Zeit- und Blendenautomatik sowie die manuelle Bedienung, die bis hin zur manuellen Scharfstellung per Drehring am Objektiv reicht. Dazu kommen Einstellungsmöglichkeiten für den Weissabgleich sowie Korrekturoptionen für Kontrast, Belichtung und Farbsättigung; letztere stehen auch für automatische Belichtungsreihen zur Verfügung.



Die Bedienung der Kamera erfolgt über nicht weniger als sieben Knöpfe, fünf Einstellräder, die Vier-Weg-Steuertaste sowie den Sperrschalter für den Makromodus und die beiden Objektiv-Ringe für Zoom und manuellen Fokus. Das klingt kompliziert, ist aber nach kurzer Eingewöhnung wunderbar simpel und vor allem wesentlich schneller als jedes Menü. Insbesondere Spiegelreflex-Umsteiger dürften sich mit den für normale Handgrössen ergonomisch gut angeordneten Bedienelementen schnell zurechtfinden. In den Aufnahme- und Wiedergabemenüs müssen so bloss noch Optionen fixiert werden, die über längere Zeit Gültigkeit haben, die Einstellungen für das aktuelle Bild lassen sich sofort per Drehrad ändern.



Was die Bildqualität anbelangt, gibt sich Minolta mit der Dimage 7 keine Blösse. Schärfe, Kontrast und Detailreichtum überzeugen durchwegs - ein Unterschied zu den Bildern der besten Kameras der 3-Megapixel-Klasse lässt sich allerdings kaum feststellen. Ein Kuriosum ist übrigens die Farbwiedergabe: Die Dimage 7 arbeitet intern mit 48-Bit-Farbtiefe und benutzt dafür einen eigenen Farbraum, der gemäss Minolta nachträglich am Rechner über ein mitgeliefertes Utility in einen Standardfarbraum konvertiert werden muss, um gute Resultate zu erzielen. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass das nur bei wenigen Motiven wirklich nötig ist - zumindest für unseren Geschmack waren die Originalbilder oft die besten.


Hoher Stromverbrauch

Die hohe Auflösung der Kamera ist übrigens nicht nur von Vorteil. Zum einen finden auf der mitgelieferten 16-MB-CompactFlash-Karte nur gerade sieben höchstauflösende Bilder Platz. Zum anderen benötigt die Kamera vergleichsweise lang, um die Daten zu speichern und wieder schussbereit zu sein. Und nicht zuletzt braucht die interne Verarbeitung der Bilder eine Menge Strom: Wer die Dimage 7 kauft, tut deshalb gut daran, sich gleich im Laden auch einige leistungsfähige Akkus mitsamt Ladegerät zu kaufen. Die im Paket mitgelieferten Alkali-Batterien sind - gelinde gesagt - ein Witz. Bei einer Kamera dieser Preisklasse dürfte man eigentlich erwarten, dass Akku und Ladegerät im Lieferumfang enthalten sind.




Alles in allem ist die Dimage 7 aber eine Kamera, die sich in verschiedener Hinsicht angenehm vom aktuellen Sortiment der Minolta-Konkurrenten abhebt. Professionelle Fotografen wird die Digicam mit ihrer bescheidenen Autofokus-Geschwindigkeit und dem hohen Stromverbrauch zwar kaum von sich überzeugen können (zumal die günstigsten Spiegelreflex-Digicams nicht mehr viel teurer sind), für diese wurde sie aber auch nicht entwickelt: Gemäss Minolta richtet sich die Dimage 7 explizit an den ambitionierten Amateur und Spiegelreflex-Umsteiger. Und in diesem Marktsegment setzt die erste 5-Megapixel-Kamera trotz ihrer Kinderkrankheiten tatsächlich Massstäbe.



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