HomeSite 5.0: Code-Editor vom Feinsten
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/40
Nachdem Allaire im Frühjahr dieses Jahres von Macromedia übernommen wurde, ist HomeSite 5.0 die erste Neuauflage, welche komplett unter der Schirmherrschaft Macromedias steht. Dabei wurden neben leichten kosmetischen Veränderungen an der Oberfläche vor allem neue Features eingebaut und die Integration in die Produktpalette Macromedias vorangetrieben.
HomeSite ist nach wie vor ein Allround-Tool und kommt mit Dutzenden von verschiedenen Dateiformaten zurecht. Wie bisher werden HTML, ColdFusion und ASP unterstützt. Der Editor bietet für jede der Sprachen Syntax-Highlighting, einen Syntax-Checker und einen Code-Optimierer.
Neu ist die Unterstützung von Sprachen, welche zur XML-Familie gehören. So ist HomeSite als erster kommerzieller Editor in der Lage, valides XHTML zu schreiben und XHTML-Dokumente an ihrer Doctype-Definition zu erkennen, nach welcher die Tags dann auch validiert und geschrieben werden. Allerdings werden noch einige Tags übersehen; so gelang es etwa nicht, HomeSite dazu zu bewegen, den Tag <meta> automatisch mit dem abschliessenden Slash auszustatten. Auch die Validierung des XHTML-Dokuments wollte nicht klappen, sofern man HomeSite nicht über die Optionen dazu angewiesen hatte.
Weiter wurde die Unterstützung für VTML (Visual Tools Markup Language) hinzugefügt, welche es einem erlaubt, die Tag-Unterstützung für neue Dokument-Typen, unter anderem Dokumente aus der XML-Sprachfamilie, zu erschaffen, beispielsweise um XML-DTDs zu erstellen. Auch unterstützt der Editor nun Unicode und andere internationale Zeichensätze.
Ein weiteres interessantes Feature ist die sogenannte Tag-Hilfe. Sie zeigt, nachdem man einen Tag markiert und auf F1 gedrückt hat, den dazu passenden Abschnitt in der HTML-Spezifikation des W3C.
Für Nutzer von Dreamweaver und anderen Macromedia-Produkten wie UltraDev und Fireworks ist es nun leichter, vom einen zum anderen Programm zu wechseln. So kann man mit einem einzigen Klick das aktuell geöffnete Dokument in Dreamweaver laden und dort weiterbearbeiten. Sofern HomeSite Veränderungen am Sourcecode feststellt, wird das Dokument aktualisiert. Dafür wurde der WYSIWYG-Editor aus HomeSite, welcher noch in Version 4.x zu finden war, entfernt.
Praktisch ist auch die Möglichkeit, Bilder aus HomeSite heraus in Fireworks zu editieren, indem man beispielsweise auf einen <img>-Tag klickt und Editieren in Fireworks auswählt.
Für mehr Komfort sorgt neu ein Auto-Backup, welches die geöffneten Dokumente regelmässig zwischenspeichert. So ist es möglich, alte Zustände wiederherzustellen, obwohl man das eigentliche Dokument schon überschrieben hat.
HomeSite bietet in Version 5.0 nun auch ein verbessertes File-Handling-Interface. Dank einem zweiten Filepanel kann man nun mit Dateien aus zwei verschiedenen Quellen gleichzeitig arbeiten. Dies ist besonders in Verbindung mit dem integrierten FTP-Client praktisch, welcher direkt mit dem Windows Explorer interagiert. Dabei lässt sich eine Reihe von FTP-Servern definieren, welche dann im Dateibaum des Windows Explorer angezeigt und wie lokale Daten behandelt werden. Die Dateien lassen sich darauf via Drag&Drop verschieben, kopieren, löschen und umbenennen. Allerdings fehlen wichtige Features, beispielsweise das Setzen von Schreibrechten auf Unix-Webservern. Auf Wunsch des Users und sofern der FTP-Server dies unterstützt, kann eine 40-Bit-SSL-Verbindung aufgebaut werden, was für ein bisschen mehr Sicherheit beim Filetransfer sorgen soll.
Ein weiteres neues Feature ist ein Entwicklungssystem, welches dem Entwickler erlaubt, automatisch Dateien auf einem oder mehreren Remote-Servern zu publizieren. Ein grosser Vorteil ist auch, dass man eigene Scripts entwickeln kann, welche die Arbeitsvorgänge übernehmen.
Im Überblick muss man sagen, dass sich bei HomeSite einiges getan hat und auch einige praktische Features hinzugekommen sind, allerdings wird man manche davon vielleicht einmal, vielleicht gar nie verwenden. Ein Beispiel dafür ist die FTP-Funktion, welche den vollwertigen FTP-Client nicht ersetzen kann. Als durchaus gelungen ist die Integration in Macromedias Produktpalette einzustufen, vor allem, da HomeSite eine kostenlose Beilage von Dreamweaver ist. Nun kann man mittels einiger weniger Klicks Bilder in Fireworks bearbeiten oder den HTML-Code in Dreamweaver editieren.
Etwas mühsam sind die kleinen Fehler, die sich in HomeSite eingeschlichen haben. So werden nicht ganz alle XHTML-Tags korrekt geschrieben, und teilweise hapert es auch an der Stabilität. So kam es während des Tests zu kleinen Problemen, wenn man eine falsche Option aktiviert hatte. Dafür werden jetzt auch grosse Dokumente problemlos verarbeitet.
Wer einen Code-Editor benötigt, ist mit HomeSite 5.0 sehr gut beraten, vor allem, wenn ASP- und ColdFusion-Seiten zu erstellen sind oder man lieber auf WYSIWYG-Editoren wie Dreamweaver verzichtet.
Ein Update ist nur bedingt zu empfehlen. Sofern man oft mit Fireworks und HomeSite arbeitet, kann die Arbeit durch das Update und die verbesserte Integration beschleunigt werden. Wer allerdings die neuen Features nur selten braucht und weiterhin Seiten in HTML 4.0 erstellt, kann beruhigt auf das Update verzichten.