Genügend Speicher für alle
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/15
Servervirtualisierung steht an der Schwelle zur Selbstverständlichkeit, vor der Virtualisierung der Speicherlandschaft schrekken viele Unternehmen aller Grössen aber nach wie vor zurück. Nur schon die Wahl der richtigen Architektur und Methode sei zu kompliziert, lautet ein oft vernommenes Argument. Ausserdem sei der Einstieg so teuer, dass Vorteile wie höhere Flexibilität und Skalierbarkeit sowie Kosteneinsparung durch bessere Ausnuzung der Ressourcen nicht schnell genug zum Tragen kämen.
Die Hersteller versuchen diese Speichervirtualisierungs-Skepsis zu entkräften. Unter dem Motto «Storage virtualization – Fact or Myth» äussert sich zum Beispiel die HP-Website zu den drei meistgehörten Argumenten.
Es sei zwar richtig, dass es angesichts von drei Implementationsmethoden (Host-, Fabric- oder Array-basiert) mit jeweils mehreren möglichen Varianten (In-Band oder Out-of-Band, im SAN-Switch oder in einer dedizierten Appliance und so weiter) keinen alleinseligmachenden Weg zur ideal virtualisierten Storage-Umgebung gebe. Die hauseigene Wahl, nämlich Disk-Arrays mit integrierter Virtualisierung, sei jedoch oft am einfachsten umzusetzen.
Auch den beiden anderen Argumenten der Skeptiker – Speichervirtualisierung sei komplex in der Handhabung und vor allem für KMU zu teuer – hält HP die Vorteile der eigenen Lösung entgegen: Mit dem neuesten Modell der Produktlinie Enterprise Virtual Array, dem EVA4400, gebe es für Kunden aus dem Midsize-Segment eine Lösung, die einerseits erschwinglich genug sei und auf der anderen Seite punkto Kapazität und Funktionen nicht an den Einschränkungen noch günstigerer Einstiegslösungen leide. Mit einem Preis ab rund 15’000 US-Dollar scheint der EVA4400, der sich bis zu einer Kapazität von 96 Terabyte ausbauen lässt und mit oder ohne integrierten SAN-Switch erhältlich ist, das Versprechen weitgehend zu erfüllen. Der Nachteil der meisten Disk-Arrays mit integrierter Virtualisierung: Virtualisiert wird einzig die Speicherkapazität des Array selbst, weitere Speichereinheiten von Drittherstellern lassen sich nicht einbinden.
Anders geht der Speicherriese EMC ans Thema Virtualisierung heran: Für das Pooling und die Zuordnung der virtuellen Speicherkapazität zu den Servern ist das Speichernetzwerk selbst zuständig. Genauer gesagt: Die Funktionalität der SAN-Switches wird durch eine kombinierte Hardware-/Softwarelösung namens Invista um die Virtualisierungsfunktionen erweitert. Die Steuersoftware läuft auf einem Dual-Node-Servercluster, der nach dem Out-of-Band-Prinzip ins Netzwerk integriert wird. Invista gilt als eher teure Highend-Lösung. Der Switch-seitige Teil lässt sich sowohl auf den hauseigenen Connectrix-Switches als auch auf SAN-Switches von Drittherstellern wie Brocade betreiben, die je nach Modell zuerst mit einer Zusatzkarte Invista-fähig gemacht werden müssen. Für die Datei-basierte Virtualisierung von NAS/CAS-Geräten und Fileservern bietet EMC zudem die Softwarelösung Rainfinity als Appliance in verschiedenen Varianten an.
Von den Anschaffungskosten bedeutend günstiger kommen die auch für kleinere Umgebungen konzipierten In-Band-Lösungen zu stehen. Die bekanntesten Vertreter dieser Kategorie sind IPStor von Falconstor und SANMelody beziehungsweise SANsymphony von Datacore.
Die Falconstor-Software bietet wie die meisten anderen hier vorgestellten Lösungen umfassendes Storage-Management von Business Continuity und Disaster Recovery bis zur virtuellen Tape Library. Die eigentliche Virtualisierungsfunktion nennt sich Network Storage Server (NSS) und wird im KMU oder Zweigstellen üblicherweise als vorinstallierte Appliance eingesetzt, die bereits intern SATA-basierte Speicherkapazität bietet. Für den Einsatz im grösseren Data Center ist die Variante NSS Enterprise vorgesehen. Im Gegensatz zur Einstiegs-Appliance, die iSCSI und Fibre-Channel in Standardgeschwindigkeit unterstützt, bietet die Enterprise-Appliance auch Support für die SAN-Anbindung via High-Speed-Fibre-Channel und Infiniband. Neu ist die gesamte IPStore-Plattform auch in Form einer virtuellen Appliance erhältlich, die in einer virtuellen Maschine unter VMWare ESX läuft und die auf dem ESX-Host installierten oder direkt an den Host angeschlossenen Speichereinheiten in ein virtuelles SAN mit gemeinsam nutzbarem Storage-Pool verwandelt.