HDV-Schnitt für gehobene Ansprüche

Final Cut Express HD füllt elegant die Lücke zwischen dem Einsteigerprogramm iMovie und Final Cut Pro.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/09

     

Apple hat 2005 zum Jahr des High-Definition-Video erklärt. Nach der bereits seit einiger Zeit erhältlichen HD-Version der professionellen Schnittsoftware Final Cut Pro und dem seit Version '05 ebenfalls High-Definition-fähigen, mit jedem Mac mitgelieferten Einsteigerprogramm iMovie bringt die
Jobs-Company nun auch für den Videoamateur ein Schnittprogramm, das mit hochauflösendem Videomaterial in den HDV-Standards 720p30, 1080i50 und 1080i60 umgehen kann.


Profi-Features zum Amateurpreis

Mit einem Preis von 399 Franken ist Final Cut Express HD das preisgünstigste semiprofessionelle Video-schnittpaket mit HDV-Unterstützung: Alternativen wie Pinnacle Liquid Edition ($ 500.–), Ulead Mediastudio Pro mit separatem HD-Plug-in (insgesamt $ 600.–), Adobe Premiere Pro (Fr. 1200.–) oder Sony Vegas 6
($ 480.–) sind markant teurer.
Die Bedienung gleicht weitgehend derjenigen von Final Cut Pro. Auch die Express-Version arbeitet mit mehreren Fenstern: Medienbrowser, Viewer für den aktuellen Clip oder Effekt, Canvas für die gesamte Sequenz, Timeline, Trimming sowie Toolbar. Schnitte und Videoübergänge zwischen zwei Clips erledigt man auf der gleichen Spur in der Timeline; die bis zu 99 möglichen Videospuren dienen dem Compositing mehrerer gleichzeitig präsentierter Videoclips, Text- und Grafikanimationen.
Die Software lässt damit einerseits kaum einen Wunsch offen – der Hauptunterschied zur Pro-Variante liegt im Fokus auf das DV- beziehungsweise HDV-Format; es fehlen vor allem die Features für noch höhere Auflösungen und Formate, wie sie in der Filmproduktion benötigt werden. Auf der anderen Seite ist FC Express HD auf keinen Fall als Einstiegstool zu werten – vor allem nicht punkto Lernkurve: Ohne einen Blick in die Dokumentation bringt man nicht einmal die einfachsten Schnitte zustande, und ohne ein paar Stunden Einarbeitung entlockt man dem Programm nur den kleinsten Teil der Möglichkeiten.


Neuerungen in der HD-Version

Mit seinem High-Definition-Enthusiasmus ist Steve Jobs der Zeit allerdings wieder einmal voraus. HDV-Camcorder sind noch teuer; die bisher erhältlichen Modelle von Sony und JVC kosten über 6500 Franken. Ein HD-fähiger Fernseher oder Beamer dürfte sich zudem in den wenigsten Haushalten schon heute finden. Aber die Technologie wird kommen: Jeder, der zum Beispiel an einer Messe einmal ein HD-Video auf einem passenden Bildschirm gesehen hat, erkennt auf den ersten Blick, wie mittelmässig die herkömmliche TV-Bildqualität eigentlich ist.
Final Cut Express HD bietet aber auch für gewöhnliches DV-Material in PAL- oder NTSC-Auflösung genügend Neuerungen, um einen Upgrade zu rechtfertigen. Bemerkenswert ist unter anderem der Import von Photoshop-Files mit Ebenen: FC Express HD legt jede Ebene auf eine separate Videospur und ermöglicht damit äusserst flexible Compositing-Effekte auf Basis bestehender Grafik.






Im Lieferumfang findet sich neben der eigentlichen Schnittsoftware und dem Audio-Tool Soundtrack samt einer DVD voll Audio-Loops neu auch das Programm Livetype, mit dem sich wesentlich kreativere Titel und Animationen realisieren lassen als mit dem Titelgenerator. Zu Livetype gehören zwei DVDs mit insgesamt fast neun Gigabyte an animierten Fonts, Grafiken und Texturen – man braucht also für eine Vollinstallation gehörig Platz auf der Platte.
Das Installationsprogramm will übrigens die gesamten Daten von Haus aus auf der Startpartition ablegen. Wer einen anderen Speicherort wünscht, muss sie von Hand kopieren und auf der Startdisk eine passende Aliasdatei plazieren – das hätte Apple auch bequemer gestalten können. Ein weiterer Kritikpunkt:
Das Paket enthält zwar eine sehr gelungene 175-seitige Einführung in die Hauptsoftware sowie ein 275-Seiten-Manual zu Soundtrack. Sowohl das Referenzhandbuch mit über 1000 Seiten als auch die Doku zu Livetype liegen dagegen bloss als PDF-Datei vor.

(ubi)


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