CRM für Kleinunternehmen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/04
Customer Relationship Management, das ist doch was für die Grossen? Denkt man an die ersten Softwarehersteller, die ihre Produkte unter dem Begriff CRM vermarktet haben, mag dies zu einem gewissen Grad zutreffen. Mittlerweile haben sich jedoch zwei Erkenntnisse durchgesetzt: Erstens ist CRM nur teilweise eine Frage der Software, es geht vielmehr um die Kundenpflege als Ganzes – und dies geht Organisationen aller Grössen an.
Wie bei ERP-Systemen haben in den letzten Jahren mehrere CRM-Branchengrössen eine Affinität zum Mittelstand entdeckt, die sich früher bloss für Grosskunden interessiert hatten. So bietet Oracle sein Siebel CRM nicht nur in der Enterprise-Vollausgabe mit Anwendungen für Sales, Marketing, Service und andere CRM-Disziplinen an, sondern auch als Profes-sional Edition, «speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse rasch wachsender Unternehmen mit beschränktem Budget».
Auch nahezu alle Anbieter der klassischen Softwarekategorie «Adressverwaltung» positionieren sich heute als CRM-Hersteller. Oft umfasst das Angebot neben einer mehrbenutzerfähigen Adress- und Kontaktverwaltung nach herkömmlichem Muster auch eine eigentliche CRM-Applikation. Je nach Hersteller handelt es sich um eine erweiterte Variante der einfacheren Kontaktverwaltung oder um eine neue Anwendung mit technisch unterschiedlicher Architektur.
Eine ganze Reihe von Herstellern setzt bei ihren KMU-orientierten CRM-Angeboten auf Web-basierte Systeme im Vertriebsmodell Software-as-a-Service. Der On-Demand-Pionier Salesforce wirbt gar mit dem Slogan «No Software» – es muss beim Kunden nichts installiert werden, sämtliche Aktivitäten rund ums CRM finden im Browser statt. Auch wenn damit eine totale Abhängigkeit vom Anbieter und der Internetanbidung entsteht – Salesforce-Kunden haben es bereits mehrmals schmerzlich zu spüren bekommen – gewinnt CRM On Demand zumindest herstellerseitig zunehmende Beliebtheit.
So bieten zum Beispiel SAP und Oracle neben den eher für mittlere und grössere Kunden konzipierten On-Premise-Lösungen auch eine funktional etwas reduzierte On-Demand-Variante an. Auch der Business-Software-Distributor Sage hat sein CRM-Portefeuille, das mit Act!, SageCRM und den integrierten CRM-Funktionen der zahlreichen ERP-Lösungen auch sonst fast schon unübersichtlich wirkt, kürzlich durch eine On-Demand-Variante von SageCRM erweitert, die in den zwei Editionen Standard (Fokus auf Sales und Marketing) und Premium (zusätzlich serviceorientiertes CRM) erhältlich ist.
Auch Microsoft Dynamics CRM ist bei diversen Hosting-Partnern als On-Demand-Lösung zu haben. Ob das durch On-Demand-Lösungen suggerierte Vorgehen «anmelden und sofort nutzen» allerdings wirklich empfehlenswert ist, sei dahingestellt. Wer aus der CRM-Anwendung mehr herausholen will als eine bessere Adressverwaltung, sollte sich eingehend mit dem Thema beschäftigen oder gleich von Anfang an einen kundigen Partner beiziehen.
Wie schon eingangs erwähnt: CRM ist nicht einfach Software –
es kommt vor allem darauf an,
was man damit macht.