Software und Patches zentral verteilt
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/06
Schon wenige PC-Arbeitsplätze bringen einen erheblichen Verwaltungsaufwand mit sich: Gelegentlich muss ein neues Betriebssystem installiert werden, öfter kommt ein neuer Release eines Anwenderprogramms, und fast im Tagesrhythmus sollten Programmfehler und Sicherheitslücken durch Patches und Hotfixes korrigiert werden. Je mehr
Systeme auf diese Art gepflegt werden müssen, desto eher drängt sich eine Softwarelösung zur Automatisierung der Installations- und Update-Prozesse auf.
Reine Softwaredistributionslösungen sind praktisch nicht mehr erhältlich. In den letzten Jahren haben sich die meisten Produkte zu umfassenden Client-Management-Suiten gemausert, die in einer mehr oder weniger modularen Architektur die Softwareverteilung mit vielen weiteren
Systemverwaltungsfunktionen kombinieren. Einige Hersteller sprechen von «System Lifecycle Management» statt Client Management, bieten aber die gleichen Funktionen an. Viele Lösungen haben immer noch die Softwaredistribution als Kern, und bei den meisten Produkten lassen sich die verschiedenen Funktionsbereiche in Form von Plug-ins oder Modulen frei kombinieren:
Unsere Marktübersicht fasst die wichtigsten in der Schweiz erhältlichen Client-Management-Lösungen zusammen, die entweder als integrierte Funktion oder in Form eines Zusatzprodukts vom gleichen Hersteller auch das Patch- Management bewältigen. Zumindest in einer Windows-Umgebung ist die zeitgerechte, systematische und einheitliche Installation der von den Softwareherstellern gelieferten Fehlerkorrekturen ein absolutes Muss.
Bei der Installation von Sicherheits-Updates spielt der Zeitfaktor eine essentielle Rolle – ein Patch oder Hotfix sollte so schnell wie möglich eingespielt werden. In grösseren Umgebungen kommt die einfachste Möglichkeit, dies zu gewährleisten, nicht in Frage: Wenn jeder Client laufend selbst alle Updates herunterlädt und diese dann nach Gutdünken des betroffenen Mitarbeiters irgendwann installiert werden, wird das Netzwerk unnötig x-fach belastet und die Kontrolle über den Status der Clients geht verloren.
Das automatisierte Patch-Management funktioniert dreistufig: Die vom Hersteller gelieferten Updates werden heruntergeladen und zunächst auf einem zentralen Server als «Patch-Pool» gelagert. Von dort kann der Administrator die einzelnen Patches auf ausgewählten Systemen testen, bevor im dritten Schritt alle so abgesegneten Updates auf die betroffenen
Systeme verteilt und installiert werden. Dieser Prozess macht deutlich, dass die Patch-Management-Funktion mit Vorteil ins allgemeine Client-Management integriert sein sollte: Dort liegen in Form des Inventars bereits alle nötigen Informationen vor, um die richtigen Patches in der richtigen Sprache und Version auf die richtigen Clients zu bringen.
Ein Blick in die Tabelle zeigt zwei Grundkategorien von Client-Management-Lösungen: Die Produkte von Anbietern wie CA, Symantec, Landesk und Novell verwalten nicht nur Windows-Clients, sondern auch gemischte Umgebungen mit Linux, Unix, Windows, Mac OS sowie verschiedenen Mobilgeräte-Betriebssystemen. Diese Produkte eignen sich denn auch besonders für grössere Installationen mit Hunderten von Clients und werden von den Herstellern auch so positioniert. Oft lassen sie sich zudem in ein noch umfassenderes Management-Framework einbinden, das auch Server- und Netzwerk-Management ermöglicht.
Manche der Suiten, die ausschliesslich mit Windows-Clients umgehen können, sind auch auf kleinere Umgebungen ausgerichtet. Im Büro-üblichen Normalbetrieb lohnt sich ein Client-Management-Produkt ab etwa zwei Dutzend PCs. Wo die Systeme öfter neu aufgesetzt werden müssen, zum Beispiel in Schulen und Kursräumen, kann eine gut eingesetzte Management-Suite schon bei wenigen PCs ihren Nutzen ausspielen. Wenn von Windows die Rede ist, ist damit übrigens noch nicht überall auch Windows Vista gemeint: Viele Management-Suiten können noch nicht mit Vista-Clients umgehen, bei einigen steht der Vista-Support derzeit im Betastadium. Es gibt aber auch Ausnahmen: Der deutsche Hersteller ASDIS rühmt sein gleichnamiges Produkt seit der Freigabe von Version 5 Anfang Februar als erstes Vista-zertifiziertes Software-Management-Produkt. Auch andere Hersteller wie Altiris, Landesk und New Boundary unterstützen Vista bereits.
Interessant: Neben den üblichen Verdächtigen wie CA und Symantec bieten sehr viele lokale Hersteller eine eigene Client-Management-Suite an. Wir haben einige auch in der Schweiz gängige Produkte aus deutschen Landen in die Tabelle aufgenommen, dies allerdings ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit – es gibt eine Unmenge weiterer Lösungen von deutschen Anbietern, die aus Platzgründen oder wegen fehlender Relevanz für die Schweiz in der Übersicht nicht verzeichnet sind.
Auch mehrere Schweizer Softwarehersteller haben Client-Management-Suiten von Weltruf im Programm. Dazu gehört die Firma Brainware Solutions aus Steinhausen, deren Produkte bei vielen renommierten Firmen im In- und Ausland im Einsatz stehen. Das Brainware-Produkt zeigt exemplarisch, wie die meisten Systemmanagement-Suiten aufgebaut sind: Die Funktionalität ist in Module wie «OSDeploy», «InventoryScanner» und «PatchDeploy» aufgegliedert. Zu den grundlegenden Client-Management-Features kommen ebenfalls modular erweiterte Funktionen hinzu, zum Beispiel Lizenz- und Vertragsmanagement samt SAP-Integration sowie der OperationsManager, eine Workflow-Lösung auf Java-Basis mit Web-Front-end, mit der sich Systemmanagement-Prozesse wie Helpdesk, Softwarebestellung und Change-Management automatisieren lassen. Die wichtigsten Standardmodule samt der Prozess-Engine bietet Brainware als Suite unter dem Namen «Columbus Enterprise» an.
Ein weiteres Schweizer Produkt, Highsystem.net, ist ebenfalls auf mittlere und grosse Windows-Netzwerke ausgerichtet. Das Gesamtpaket bietet alle wichtigen Management-Funktionen von der Inventarisierung über den Software-Rollout bis zu Fernwartung und Reporting. Wie viele andere der hier vorgestellten Lösungen stellt Highsystem.net zudem einen Software-Pool bereit, hier Kiosk genannt: Aus einer vom Administrator zusammengestellten Liste kann der Mitarbeiter individuell Pakete auswählen und selbst auf seinem PC installieren.
Ein Spezialfall ist Set-IT von Genevalogic. Die Firma wurde in Langenthal gegründet und zählt mittlerweile zu den weltweit führenden Herstellern von Software fürs Unterrichtsmanagement. Dementsprechend zielt auch die Client-Management-Lösung auf den Schulbereich ab – und eignet sich damit gleichzeitig auch für Installationen in kleinen Unternehmen mit relativ wenigen PCs.
Client-Management-Lösungen mit Patch-Management-Funktionalität