Micrografx Picture Publisher 10: Konkurrenz für Photoshop

Gewöhnungsbedürftige Tools vermögen den positiven Eindruck nur wenig zu trüben: Die Micrografx-Bildbearbeitung verdient Bestnoten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/03

     

Noch selten hat ein Produkt den Tester derart überrascht wie Picture Publisher 10 - bisher Photoshop-fixiert, hielt er die Bildbearbeitungssoftware vom kürzlich durch Corel übernommenen Hersteller für ein nettes kleines Progrämmchen, das allenfalls hartgesottene Micrografx-Adepten begeistern kann. Falsch! War das Produkt schon bisher dank umfassender Unterstützung von Alphakanal, CMYK-Modus und Maskierung auch für die professionelle Bildbearbeitung im Printbereich geeignet, lässt die neueste Version mit erweiterten Web-Exportmöglichkeiten inklusive Image-Maps, Image-Slicing und Rollovers, verbessertem Farbmanagement, Text-an-Kurve-Tool, automatischer Bildverbesserung und Texturgenerator-Plug-in das Herz von Webdesignern, Digitalfotografen und Print-Bildbearbeitern gleichermassen höher schlagen.


Preislich unschlagbar

Absolut sensationell ist das Preis/Leistungsverhältnis. Das Produkt kostet mit 229 Franken für die Professional-Vollversion etwa gleich viel wie der Mitbewerber Photoimpact von Ulead, der jedoch keine integrierte CMYK-Unterstützung bietet.



Dafür gleichen sich die Programme hinsichtlich Plug-in-Support: PhotoImpact unterstützt Plug-ins im Photoshop-Format überhaupt nicht, Picture Publisher verwendet zwar das Photoshop-API, beherrscht aber nur einen Teil der Funktionen - laut Micrografx-Website funktionieren sogenannte Filter Sets und damit alle in Photoshop mitgelieferten Filter allerdings nicht.



Die bekannten Effekt-Sammlungen wie Eye Candy werden von Picture Publisher zwar erkannt, beim Aufruf arbeiten die Effekte jedoch leider nicht korrekt.





Übersichtliche Oberfläche

Das Hauptfenster von Picture Publisher ist klar gegliedert: Am linken Rand erscheinen Icons für die grundlegenden Werkzeugkategorien wie Maskieren, Retuschieren und Web-Tools, die beim Anklicken die verschiedenen Werkzeuge als Icons präsentieren. Die Optionen zum gewählten Werkzeug sind unter dem Menübalken am oberen Fensterrand zugänglich.



Rechts neben der Arbeitsfläche ist eine weitere Toolbar plaziert, in der sich Optionen zu Maskierung, Ebenen und Kanälen sowie Arbeitshilfen wie Lineale, Hilfslinien und Gitter verwalten lassen.




Bei Aufruf der meisten Menübefehle erscheint ein Dialogfenster mit den passenden Einstellungen, deren Auswirkung von Fall zu Fall - hier ist das Programm etwas inkonsequent - entweder in einer Echtzeitvorschau oder per Mausklick ersichtlich werden. Erfreulich verhält sich die Software beim Öffnen bestehender Bilder: Der Open-Dialog zeigt auf Wunsch sämtliche Bilder eines Ordners als Thumbnail an und wirkt dabei übersichtlicher als die entsprechende Option in Photoshop, die man zudem erst einmal finden muss.


Gewöhnungsbedürftige Werkzeuge

Schon nach kurzer Beschäftigung mit Picture Publisher wird klar: Das Produkt ist nicht auf das Erstellen von Grafiken und Illustrationen ausgerichtet, sondern auf die Bearbeitung bestehender Bilder.



Und es funktioniert einiges anders als gewohnt. Es existieren zum Beispiel keine eigentlichen Selektionswerkzeuge; zum Bearbeiten von Teilbereichen des Bildes muss eine Maske erstellt werden, wobei verschiedene Tools sowie die "Rubinschicht" helfen, die sich zwecks Visualisierung der maskierten Bereiche einblenden lässt. Einmal maskiert, kann ein Bildbereich gelöscht oder als neues Objekt in die Zwischenablage kopiert, optional gespeichert, an beliebiger Stelle wieder eingefügt und mit diversen Tools bearbeitet werden.



Am ungewohntesten haben wir empfunden, dass vor dem Wechsel zu einer anderen Selektion zunächst die bestehende Maske entfernt werden muss; sonst wird die neu gezeichnete Maske einfach der bisherigen hinzugefügt, was sich als nicht besonders intuitiv erweist.




Interessante Möglichkeiten zur Freistellung von Bildbereichen bringt hingegen die sogenannte Chroma-Maske. Anders als beim Zauberstab von Abobes Photoshop lassen sich mit diesem Picture-Publisher-Tool bis zu acht Farben mit jeweils eigenem Toleranzbereich wählen, die maskiert werden sollen. In der Praxis eine wertvolle Hilfe!



Insgesamt ist Picture Publisher 10 ein sehr gutes Produkt mit einem herausragenden Preis/Leistungsverhältnis, das dank neuer Web-Funktionen nun auch für Webdesigner äusserst interessant ist.



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