Editorial

BPM: Choreographie für Service-Architekturen


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/07

     

Das Potential von Business-Applikationen lässt sich erst dann so richtig ausreizen, wenn sich diese mit anderen Anwendungen firmenintern (EAI: Enterprise Application Integration) oder über die Unternehmensgrenzen hinweg (BPI: Business Partner Integration) verbinden lassen. Deshalb haben viele Firmen mit der Planung einer Service-orientierten Architektur und der Implementation von Web-Service-Schnittstellen begonnen. In vielen Fällen lösen Web Services noch kein Business-Problem, sondern bilden lediglich die Infrastruktur, über die Systeme universell miteinander kommunizieren können. Was noch fehlt, ist ein Bindeglied, mit dem sich unter Verwendung der neu erstellten Services Geschäftsprozesse optimieren und bestehende Anwendungen zu einem neuen Ganzen verschmelzen lassen. Der zentrale Baustein, mit dem sich diese Lücke schliessen lässt, nennt sich Business Process Management (BPM). Hinter diesem Begriff verbergen sich Lösungen, welche die verschiedenen Systeme anhand geregelter Prozesse, Workflows und sicherem Transaktionsmanagement untereinander koordinieren.



BPM wird in naher Zukunft eine bedeutende Rolle spielen, denn die Möglichkeiten für die Erschliessung von Wettbewerbsvorteilen sind gross. So bringen Systemintegration und Prozessoptimierung nicht nur viel neuen Spielraum für Kostenreduktionen mit sich, sondern auch Qualitätsverbesserungen wie beispielsweise schnellere, automatisierte Geschäftsabwicklung oder bessere Kundenbetreuung. Ein weiteres Plus ist die erhöhte Business-Agilität: BPM erlaubt es, rascher auf neue Anforderungen zu reagieren. Statt Änderungen im Code durchführen zu müssen, wird man Anpassungen in vielen Fällen flotter und kostengünstiger auf dem BPM-Layer vornehmen können.




Die Softwarebranche hat BPM bereits vor Monaten als zukunftsträchtigen Markt entdeckt und wartet mit Produkten und Werkzeugen auf, welche die Umsetzung des Prozessmanagements ermöglichen sollen. Neben den Grossen der Branche wie SAP (NetWeaver), Microsoft (BizTalk Server), BEA (WebLogic Integration) oder IBM (Websphere Integration Server) gibt es auch viele kleine auf BPM spezialisierte Anbieter wie Collaxa, Iona oder OpenStorm.



Eine typische BPM-Lösung besteht aus Server- und Entwicklungssoftware, mit der Prozesse modelliert, unterschiedliche Systeme angebunden - über Connectoren lassen sich oft auch proprietäre Legacy-Systeme anzapfen - und Workflows abgespielt werden können. Bei der jüngsten BPM-Produktegeneration sind neue Funktionen wie die Einbindung von Benutzerinteraktionen, die Prozessüberwachung via BAM (Business Activity Monitoring) und die Integration der XML-basierenden Sprache BPEL (Business Process Execution Language), die sich derzeit noch in der Standardisierungspipeline befindet, im Trend.



Business Process Management bringt nicht nur für Softwarehersteller neue Geschäftschancen, sondern in besonderem Masse auch für Lösungsanbieter und Entwickler. Denn für Projekte mit einem derart grossen Nutzenpotential wie BPM sind Unternehmen auch in Krisenzeiten viel schneller bereit, Geld locker zu machen, als bei Lösungen, mit denen sich auf kurze Sicht keine offensichtlichen Wettbewerbsvorteile erzielen lassen.




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