Komplexität hemmt IT-Governance

CIOs wollen mit Standards und zusätzlichen Management-Lösungen die IT-Governance vorantreiben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/02

     

Obwohl die meisten CIOs überzeugt sind, dass sie die IT-Assets in ihren Unternehmen mehr oder weniger im Blick haben, ist die Mehrheit von ihnen nicht zufrieden mit dem jeweiligen Informationsstand zur gesamten IT zu einem bestimmten Zeitpunkt. Zu diesem doch eher bedenklichen Resultat kommt der Software- und Service-Anbieter CA in seinem jährlichen «IT Management Index». Dieser bezieht sich zwar auf mittlere und grosse Unternehmen in Grossbritannien und Irland, ist aber aufgrund seiner generellen Fragestellungen auch für die hiesigen IT-Verantwortlichen von Bedeutung.
Diese dürften wie ihre Kollegen aus dem Norden die Überzeugung teilen, dass die Verwaltung der unternehmensweiten IT-Assets immer komplexer wird. Dies kann dazu führen, dass die CIOs «Komplexität als Feind» erleben – vor allem, wenn sie explizit danach gefragt werden wie in der CA-Studie, die vom britischen Umfrage­institut Mori durchgeführt wurde.





Es ist zwar unbestritten, dass eine nicht komplexe IT auch keinen CIO erfordern würde. Aber andererseits macht der CA-Index auch klar, wo der Hase im Pfeffer liegt: Bei der vielzitierten IT-Governance nämlich – oder besser gesagt bei deren ungenügender Umsetzung. Denn eine stetig zunehmende Komplexität führt zwangsläufig zu ungenügendem Überblick und schliesslich zu einem schlechten oder zumindest suboptimalen IT-Management. Dies wiederum – und da sind sich praktisch alle der 130 befragten CIOs einig – verhindert eine angemessene IT-Governance, also die Führung der IT nach Unternehmensprinzipien und die Versorgung der ganzen Firma mit IT-Leistungen in möglichst hoher Servicequalität.
Um diesem Ziel näher zu kommen, haben die befragten CIOs im vergangenen Jahr das Augenmerk vor allem auf den Einsatz von standardisierten Infrastrukturelementen, die Implementierung neuer Technologien und zusätzlicher Management-Lösungen sowie auf die Konsolidierung der Infrastruktur, das Outsourcing gewisser Support- und Service-Aufgaben und unternehmensweite IT-Integrationsmassnahmen gerichtet.






Für die kommenden zwölf Monaten gibt gut die Hälfte der Befragten (55 Prozent) an, das Schwergewicht auf den Einsatz zusätzlicher IT-Management-Lösungen legen zu wollen. 51 Prozent der Unternehmen wollen die Infrastruktur weiter standardisieren, 48 Prozent setzen auf die Einführung neuer Technologien, 47 Prozent werden sich der Konsolidierung der Infrastruktur widmen und 35 Prozent fassen die unternehmensweite IT-Integration ins Auge oder treiben diese weiter voran.
Doch dies alles reicht für die Umsetzung einer befriedigenden IT-Governance nicht aus, wie die Umfrage eindrücklich belegt. Denn wie soll die IT-Abteilung als firmeninterner unternehmerischer Dienstleister auftreten, wenn sie keine Leistungsabkommen oder mit den Geschäftszielen verknüpften Vorgaben mit der internen Kundschaft vorweisen kann?




Das planen die CIOs für die nächsten zwölf Monate


SLAs und Geschäftsziele verknüpfen

Gerade hier sieht es gemäss CA-Index düster aus: 55 Prozent können gerade dies nicht vorweisen – und die zwei Prozent, die nicht wissen, ob sie darüber verfügen oder nicht, darf man getrost ebenfalls zu den IT-Governance-Banausen zählen.
In dieses Bild passt auch der «aussenpolitische» Teil der Qualitätskontrolle. So geben 58 Prozent der befragten CIOs an, dass ihre Unternehmen Service Level Agreements (SLAs) mit externen IT-Lieferanten nicht mit den eigenen Geschäftszielen und Leistungsprioritäten verknüpfen. Drei Prozent wissen nicht, ob dies der Fall ist – insgesamt eine erdrückende Mehrheit. Immerhin ist noch nicht aller Tage Abend: Gemäss CA-Index können sich immerhin 45 Prozent derjenigen, die das bislang unterlassen haben, eine solche Abgleichung und Optimierung vorstellen.
Selbstverständlich sind die Fragen für den CA-Index wie immer in herstellergesteuerten Studien tendenziös und die Auswertung und die Darstellung der Antworten nicht ganz uneigennützig. Das trifft auch für den Abschnitt «Security Management» zu, in dem generell der Eindruck vermittelt wird, dass das Thema IT-Sicherheit auf eine leichtere Schulter genommen wird als erwartet.
Doch trotz zahlreicher Eigeninter­essen von CA in den Feldern IT-Management, Software, Service, Security und Outsourcing bietet der Index einen interessanten Überblick über die drängendsten Fra­gen, denen sich ein IT-Verantwortlicher heuzutage gegenübersieht – nicht nur in Grossbritannien, sondern auch in der Schweiz.




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