Kontrolle mit Jerk-O-Meter
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/15
Wie aufmerksam und engagiert ist ein Gesprächspartner am anderen Ende der Telefonleitung wirklich? Diese Frage beschäftigt offenbar nicht nur die Quasselgemeinde, sondern auch die Wissenschaft. So entwickelt ein Forscherteam am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegenwärtig eine Software, die auf einer Skala von Null bis Hundert bestimmen soll, wie stark jemand bei der Sache ist. Projektleiter Anmol Madan, der seine Algorithmensammlung «Jerk-O-Meter», also in etwa Kotzbrocken-Messer, getauft hat, betont, dass er damit keineswegs Beziehungen schädigen, sondern diese vielmehr verbessern will.
Erstellt wurde das Programm aufgrund von Kurzgesprächen zwischen Testpersonen, deren Selbst- und Fremdeinschätzungen mit den Resultaten der Software abgeglichen wurden. Gegenwärtig dient der Jerk-O-Meter-Prototyp lediglich der Selbstüberwachung und -ermahnung. So erscheint etwa, wenn der Sprecher zu matt spricht, auf dem Handy-Display die Aufmunterung «sei kein Lahmarsch». In rund sechs Monaten will Madan die Software soweit haben, dass er sie als Download ins Web stellen kann. Dann soll sie auch zur Einschätzung des Gegenübers genutzt werden – primär aber, so Madan, als Tool für die Selbstkontrolle für Telemarketer und Verkäufer.
Frank Guenther, Kognitionsforscher an der Universität Boston, schreibt dem Jerk-O-Meter allerdings im besten Fall Unterhaltungswert zu. Er glaubt nicht, dass Aufmerksamkeit und Engagement auf diese Art gemessen werden können.