Schnelles Reporting mit 64 Bit

Die Zürcher Bank Leu hat ihre Betriebsbuchhaltungs-Lösung auf der Basis von Microsofts SQL Server 2005 erneuert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/14

     

Aufgrund stetig wachsender Datenmengen, längerer Verarbeitungszeiten und einer zunehmend veralteten Hardware sah sich die Zürcher Bank Leu vor rund einem Jahr gezwungen, nach einer neuen Lösung für ihr internes Management Accounting System (Betriebsbuchhaltung) Ausschau zu halten. Die älteste Schweizer Bank gehört zur Credit Suisse Group und berät als Private-Banking-Spezialistin rund 30’000 individuelle und institutionelle Kunden aus der Schweiz und aus aller Welt.
Im Management Accounting System müssen nicht nur sämtliche Performances der entsprechenden Finanzprodukte, sondern auch die Leistungen der 150 Anlageberater und der 40 Abteilungsleiter verfolgt und ausgewertet werden können. Unter dem Strich hat das System täglich über 400’000 Transaktionen auf ihre Profitabilität hin zu prüfen. Dazu kommen die Einflüsse dieser Transaktionen auf den Leistungsausweis der Anlageberater und der Abteilungsleiter.


Aufwendige Datenkonsistenz

Diesen kontinuierlich gestiegenen Anforderung konnte das vier Jahre alte Management Accounting System, das auf einem Achtprozessor-Rechner der Reihe Proliant DL760 von Hewlett-Packard (HP) lief, nicht mehr genügen – zumal auch immer mehr zusätzliche Kundendaten im Data Warehouse erfasst und ausgewertet werden mussten. Die Data-Warehouse-Lösung basierte auf Flat-File-Daten und verband Oracle-Tabellen aus diversen Unix-Systemen bei Credit Suisse, die das Online Transaction Processing (OLTP) für Bank Leu abwickelten. Die Daten wurden von dort extrahiert und in ein Data Warehouse geladen, das 40 verschiedene Reporting-Tabellen erzeugte.
Die Bank sah sich vor die nicht zu unterschätzende Herausforderung gestellt, die Daten über diese 40 Tabellen hinweg konsistent zu halten. Dies wurde zwar mit selber erstelltem Code bewerkstelligt. Allerdings verlangte dieser Code im täglichen Unterhalt extrem viel Aufmerksamkeit seitens der Betriebsbuchhalter und der Systemadministratoren. Ausserdem dauerte es bis zu 24 Stunden, bis gewisse Reports erstellt waren – eindeutig zu lange, wenn man bedenkt, dass Management-Entscheide zuweilen auf Beinahe-Echtzeit-Informationen basieren sollten.





Zudem umfasste jeder Report eine Datenmenge von bis zu 20 MByte. Für einige Manager stellten diese Reports eine reichhaltige Quelle für weitere Analysen dar. Andere Verantwortliche wiederum betrachteten sie als eher überladen und verwirrend und mussten deshalb zusätzliche Hilfe seitens der Controlling-Abteilung in Anspruch nehmen. Die Reports waren ausserdem selber wieder Ursache für zusätzliche Konsistenz-Probleme, da die Betriebsbuchhalter die Daten in ihre eigenen Desktop-Datenbanken luden und dort weiterverarbeiteten. Hansjürg Lusti, Business Project Leader Management Accounting bei Bank Leu, kann ein Lied davon singen. «Die komplette Kontrolle über die Datenkonsistenz war ein fast tägliches Thema. Es gab keine wirklich eindeutige Version ‹der Wahrheit›. Das zwang uns manchmal dazu, einige der 40 Reporting-Tabellen zu durchforsten und Aggregationen und Transformationen von Hand zu erneuern. Das konnte äusserst zeitaufwendig sein und verlangsamte den Datenfluss über den gesamten Informationsprozess hinweg», erinnert er sich.


Cubes statt Tabellen

Bei Bank Leu wurde eine Reihe von Optionen für ein Upgrade oder die Ersetzung dieser Lösung erwogen. Gemäss Lusti boten fixfertige Management-Accounting-Systeme nicht die Funktionalität und die Hochwertigkeit, welche die Bank benötigte – zumindest nicht zu dem Preis, den Bank Leu zu zahlen bereit war. Der Kauf von verschiedenen Produkten – eine separate Datenbank plus ETL-Tools (Extract, Transact und Load) – für den Bau einer neuen Lösung hätte wiederum zusätzlich Zeit und Geld gekostet. Diese Alternativen hätten zudem eine Schulung der Techniker und Anwender auf den verschiedenen Tools sowie den kontinuierlichen Unterhalt der separaten Lösungen erfordert. «Mit zwei Entwicklern können wir schlicht nicht eine Vielzahl von Tools unterhalten. Wir brauchten also eine gut integrierte Technologie mit einer konsistenten Benutzer­oberfläche, um die Lernkurve der Entwickler steil zu halten», erklärt Lusti.




Die Bank setzte sich mit dem Basler IT-Dienstleister und Microsoft Gold Certified Partner Trivadis in Verbindung. Dieser schlug als Lösung ein Upgrade vom bisherigen Microsoft SQL Server 2000 auf ein durchgängiges 64-Bit-System mit Windows Server 2003 Enterprise x64 Edition und SQL Server 2005 vor. Zentrale Scharniere sollten die SQL Server 2005 Analysis Services mit SQL Server 2005 Reporting Services und Excel 2003 als Reporting-Schnittstelle bilden. Ein gemeinsames Bank Leu/Trivadis-Team unter der Leistung von Lusti und Trivadis Principal Consultant Meinrad Weiss machte sich sodann ans Design der neuen Architektur. SQL Server 2005 stellt darin die relationale Storage-Engine für das Data Warehause bereit.





Die SQL Server 2005 Analysis Services wiederum steuern die OLAP-Engine (Online Analytical Processing) für das Reporting-System basierend auf multidimensionalen Cubes bei. Die SQL Server Reporting Services ihrerseits bieten Berichterstattungsdienste für eine Vielzahl von Standard-Reports. Hinzu kommen in einer späteren Phase die SQL Server Integration Services, die es ermöglichen, neue Datenquellen ins System einzubinden und Daten zwischen den verschiedenen Data-Warehouse-Ebenen zirkulieren zu lassen. Die gesamte Lösung macht auch Gebrauch von der Microsoft-Entwicklungsumgebung Visual Studio 2005, damit die 64-Bit-Fähigkeiten von SQL Server 2005 und Windows Server 2003 voll ausgeschöpft werden können.


Produktivitätssteigerung bis zu 40 Prozent

Hardwareseitig kommen ein 64-bittiger HP-Proliant-DL585 mit vier Dual-Core-Opteron-Prozessoren von AMD sowie ein Storage Area Network (SAN) mit Clariion CX von EMC auf der Basis von Fibre Channel und mit einer Gesamtspeicherkapazität von 3 Terabyte zum Einsatz. Aufgrund der riesigen Adressräume, die das 64-Bit-Computing zur Verfügung stellt, werden die Load- und Abfrage-Prozesse enorm beschleunigt.




Durch den Einsatz der SQL Server 2005 Analysis Services,
der Reporting Services und einem OLAP-Client, der noch evaluiert wird, rechnet Bank Leu mit einer Produktivitätssteigerung bei ihren Betriebsbuchhaltern von 20 bis 40 Prozent. Dies in erster Linie, weil durch die Analysis-Services-Cubes die 40 Tabellen überflüssig werden, die in der alten Lösung den mühsamen Unterhalt und die Konsistenz-Prüfungen notwendig machten. Ausserdem können die Betriebsbuchhalter mit der neuen Lösung viel schneller auf Anfragen reagieren. «Unsere Management Accountants sind mit dem 64-Bit-System in der Lage, die Antwort im selben Telefongespräch zu geben, in dem die Frage gestellt wird», ist Lusti überzeugt. Ausserdem schätzt er, das er mit der SQL-Server-2005-Lösung etwa auf die Hälfte der Implementierungskosten einer der evaluierten Alternativen kommt.





Das neue System auf Data-Cube-Basis wurde zwar in relativ kurzer Zeit entwickelt – nicht zuletzt auch aufgrund der Verwendung der Microsoft-Scripting-Sprache MDX. Dennoch ist es noch nicht durchgängig operativ. Gegenwärtig wird eine Mischform zwischen dem alten und dem neuen System betrieben. Der Grund liegt nicht zuletzt in der auf Januar 2007 geplanten Fusion der vier Banken Leu, Clariden, Hofmann und BGP sowie des Effektenhändlers CS Fides zum künftigen Private-Banking-Spezialisten Clariden Leu. Lusti versichert allerdings, dass die bei Bank Leu in Angriff genommene 64-Bit-Lösung auf der Basis von SQL Server 2005 auch breit im Management Accounting von Clariden Leu umgesetzt wird.




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