Interview Barbara Schiesser, Geschäftsführerin Swiss ICT
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/22
Frau Schiesser, anlässlich der Schweizer Telematik-Tage setzen die Schweizer ICT-Verbände das Thema «Blended Learning» zuoberst auf die Traktandenliste. Ist hier nach dem E-Learning ein nächster Hype auszumachen?
Der blended learning Ansatz ist eher eine Weiterentwicklung des reinen eLearning Ansatzes, welcher vor 5-10 Jahren als allein glückselig machend gepriesen wurde. Inzwischen ist man ein ganzes Stück weiter. Erfahrungen im Einsatz von eLearning haben die Chancen und Grenzen aufgezeigt. Es gibt Lerninhalte, die sehr gut rein über eLearning vermittelt werden können. Es gibt aber auch Inhalte, bei denen eine Vermittlung des Stoffes durch eine Mischung aus Formen des Präsenzunterrichtes und des eLearning besser geeignet sind. In der Regel kann man sagen, je mehr Sozialkompetenzen vermittelt werden sollen umso mehr ist der Einsatz von traditionellen Lernformen angemessen. Zudem entspricht mediengemischtes Lernen (blended learning) auch eher den Erkenntnissen und Erfahrungen der modernen Mediendidaktik.
Welche Vorteile erwachsen Ihrer Meinung nach in pädagogischer und didaktischer Hinsicht aus dem Blended Learning?
Elektronische Medien können sowohl inhaltlich als auch administrativ-formal den Lernprozess unterstützen. Blended learning Ansätze ermöglichen einerseits eine grössere Flexibilität und Unabhängigkeit des Lernenden. Z.B. kann die Vorbereitung auf ein Präsenzseminar zu Hause selbständig durchgeführt werden. So dass im Präsenzunterricht dann nur noch Fragen geklärt werden müssen und auf bestehendes Wissen aufgebaut werden kann. Somit sind die Präsenzzeiten auf ein Minimum reduziert. Individuelle Lücken können wiederum mit eLearning Komponenten aufgebaut werden. Andererseits können gewisse Inhalte mit elektronischen (z.B. interaktiven) Anwendungen besser vermittelt werden als mit Präsenzlehre oder traditionellen Medien (Bücher o.ä.).
Welche Assets ergeben sich für ein Unternehmen, wenn es in der Personalentwicklung diese kombinierte Methode anwendet?
Für die Arbeitnehmer bietet es den Vorteil, dass das Wissen empfängergerecht, je nach Wissensstand und verfügbarer Zeit, vermittelt werden kann. Mitarbeiter und Vorgesetzte können die Ausbildung für die nächsten Karriereschritte planen und flexibel umsetzten. Integriert in ein Learning Management System unterstützt es die Unternehmen bei der strategischen Personalplanung und –entwicklung.
Frau Schiesser, wir danken Ihnen herzlich für Ihre
Ausführungen.