Die Durchdringung praktisch sämtlicher Gebiete und Bevölkerungsgruppen unserer Volkswirtschaft mit informations- und kommunikationstechnologischen Mitteln (1) ist inzwischen weit fortgeschritten. Für diese an sich erfreuliche Entwicklung tätigt die Schweiz im internationalen Vergleich seit Jahren überdurchschnittlich hohe Investitio-nen.
Dennoch rangiert sie in Schlüsselbereichen wie E-Government, E-Health und E-Learning im Mittelfeld oder gar am Schluss der Skala. Lediglich im Bereich E-Business und generell in kommerziellen Umgebungen verläuft die Entwicklung in den letzten Jahren wieder ausgezeichnet, was sich einerseits in guten finanziellen Ergebnissen der Unternehmen, andererseits aber auch in einem prekären Versorgungsnotstand des Arbeitsmarktes mit erstklassigen ICT-Fach- und Führungskräften äussert.
Wir haben in der Schweiz also kurzfristig mindestens zwei grundsätzliche Probleme zu lösen:
1.Die überdurchschnittlich hohen Investitionen und Aufwändungen müssen in allen Schlüsselbereichen unserer Volkswirtschaft rasch zu spürbaren Verbesserungen (2) führen.
2.Damit dies möglich wird, müssen Bildungsanstrengungen auf allen Stufen (3) die nötigen Voraussetzungen schaffen, indem sie Fähigkeit, Kompetenz und Kapazität erzeugen.
Es wäre naiv, die Lösung dieser Probleme einfach an das Bildungswesen zu delegieren. Denn das Bildungswesen selber ist komplex, schwerfällig und bekundet offensichtlich Mühe, Bildungspolitiker, Entscheidungsträger, Lehrpersonen, Lernende und Administration für ICT zu interessieren und zu motivieren, sie darin fit und kompetent zu machen und sie diesbezüglich auf hohem Niveau zu halten.
Ein Ansatz besteht darin, die geforderte ICT-Kompetenz zu differenzieren. Nicht jede Person und Organisation in unserer Volkswirtschaft muss zur Wahrnehmung ihrer Rolle und Aufgabe über gleiche Fähigkeiten, vergleichbares Wissen und gleichwertige Kompetenzen verfügen. Während auf der einen Seite solides Basiswissen und Grundfertigkeiten ausreichen, sind in anderen Bereichen bestes Know-how und absolute Spitzenleistungen unabdingbar, um sich im ständig härter werdenden internationalen Wettbewerb erfolgreich zu behaupten.
Dieser Ansatz muss sich auch in der Bildung auf allen Stufen manifestieren. Das heisst: es ist zu definieren, was ICT-Wissen in der Bildungsstufe K-12 bedeutet. In der Berufsbildung ist dies dank I-CH mittlerweile definiert und erfolgreich. Ganz anders dagegen an den Gymnasien: ICT-Kompetenz muss in einer Informationsgesellschaft ohne Zweifel zum Gegenstand der Maturität werden! Ebenso zweifelsfrei muss ICT-Kompetenz Gegenstand der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an pädagogischen Hochschulen sein. Und dass ICT-Kompetenz nur durch Lifelong Learning erhalten werden kann, ist selbstverständlich.
Fussnoten:
1 Unter dem Begriff ICT werden die Informatik als Disziplin und Wissenschaft, die Mittel der Informatik und Telekommunikation sowie die entsprechenden Technologien subsumiert
2 Kostensenkungen, Produktivitäts- und Effizienzgewinne, Qualitätssteigerung, Zufriedenheit
3 vgl. http://www.edk.ch/PDF_Downloads/Bildungswesen_CH/BildungCH.pdf
Fazit:
Wir sind darauf angewiesen, dass sämtliche Akteure unserer Volkswirtschaft gemäss ihren Funktionen (Eltern, Erziehende, Lehrpersonen, Lehrmeister, ...) und in ihren verschiedenen Kontexten (privat, beruflich, politisch, gesellschaftlich, ...) ihre Beiträge leisten, indem sie aus eigenem Antrieb für sich und für ihnen anvertraute Personen Verantwortung übernehmen sowie selber Zeit und Mittel in den Prozess 'ICT-Kompetenz' investieren mit dem Ziel, die bestehenden Schwierigkeiten und Engpässe zu überwinden und unser Land in die Spitzengruppe moderner Informationsgesellschaften zu führen.
Kontaktadresse:
Markus Fischer, MF Consulting, 1789 Lugnorre FR,
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