ADSL-Modem bereits ab 300 Franken
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/18
ADSL hat das Zeug dazu, zum Breitbandzugang für die Masse zu werden. Da man in der Schweiz zur Zeit viel über den Breitbandzugang ADSL spricht, könnte man meinen, dass es auch eine Fülle von Netzwerkgeräten für die Highspeed-Verbindung über die Telefonleitung gibt. Dem ist nicht so. Nur gerade acht ADSL-Modems und neun Router konnte InfoWeek am Schweizer Markt ausmachen. Wir präsentieren sie in dieser Kaufberatung.
Ein Grund für die noch spärliche Auswahl besteht darin, dass die Swisscom als Service die Hardware für die ADSL-Anbieter prüft und zur Nutzung empfiehlt (siehe Kasten). Ein weiterer Grund: Der Breitbandzugang ist hierzulande erst seit kurzem am Markt erhältlich.
Die Schweizer ADSL-Provider, die das Wholesale-Angebot der Swisscom weiterverkaufen, bieten ihren Kunden das Equipment entweder zur Miete oder zum Kauf an - einige offerieren auch beide Möglichkeiten. Trotz kleiner Auswahl sind Zugangsgeräte für verschiedene Zielgruppen und Erfordernisse erhältlich. Eine Firma, die sich für ADSL entscheidet, hat denn auch in der Regel andere Ansprüche als ein privater Anwender, der sich für die flotte Kupferleitung entschieden hat.
Ein User, der die Beschaffung eines ADSL-Peripherigerätes eruiert, muss sich zuerst die Frage stellen, ob er nur auf ein Modem oder auf einen Router setzen will. Die Antwort darauf ist relativ schnell gefunden. Reine Modems richten sich an Einzelplatzlösungen ohne besondere Sicherheitsbedürfnisse, das heisst, an den privaten Viel-Surfer. Modems sind auf einen Arbeitsplatz ausgerichtet und können nur via Zusatzgeräte, also über einen Router, mehrplatztauglich gemacht werden, sofern dies der ISP erlaubt. Die zweite Möglichkeit wäre, ein Modem über einen Software-Router für mehrere Clients nutzbar zu machen. Von dieser Lösung wird in Fachkreisen aber eher abgeraten, da Probleme vorprogrammiert sind.
Ein weiterer Punkt, der gegen das Modem spricht, ist der Sicherheitsgedanke. Bei einem Modem ist die IP-Adresse vollumfänglich ersichtlich. Dieser Umstand macht die Installation einer einfachen Firewall, zumindest softwareseitig, unumgänglich.
Was einem Modem überdies fehlt, ist die PPPoE-Unterstützung (Point to Point Protocol over Ethernet), die benötigt wird, wenn verschiedene User in einem Ethernet-Netzwerk auf einen Internetanschluss zugreifen. Dieses Protokoll ist für die Kommunikation zwischen dem Endgerät und dem Provider zuständig und dient zur Identifikation des Users. Während ein Router die PPPoE-Kommunikation hardwareseitig übernimmt, kann ein Modem diese Anforderung nicht mehr erfüllen. Deshalb muss auf jedem Client eine Software installiert werden, die PPPoE abwickeln kann, da die Betriebssysteme das Protokoll nicht unterstützen. Das wiederum bedeutet für den User Mehraufwand.
Bei Mehrplatzlösungen muss die Entscheidung also Router heissen, an den theoretisch unlimitiert viele User gehängt werden können. Zusätzlich enthalten Router in der Regel eine kleine Firewall, die bereits eine gewisse Sicherheit bietet. Trotzdem ist es für Firmen unerlässlich, weitere Sicherheitsmassnahmen zu treffen. Ausserdem haben Router eine zusätzliche Funktion implementiert: NAT (Network Address Translation). NAT wird benötigt, da der Provider dem Router bloss eine einzige IP-Adresse zuteilt. Mittels NAT werden die Verbindungen der Clients ins Internet geregelt und abgewickelt.
Verschiedenste ADSL-Angebote sehen eine oder mehrere fixe IP-Adressen für den Kunden vor (siehe ADSL-Special), womit der Einsatz eines Servers nahe liegt. Doch nicht nur auf Seiten des Providers muss die Bedingung für den Servereinsatz gegeben sein, auch hardwareseitig gibt es Punkte zu beachten.
Wird ein Webserver mit mehr als einer fixen IP-Adresse genutzt, ist es vonnöten, dass der Router Portmapping unterstützt. Damit wird eine Anfrage an einen bestimmten Port vom Router an den richtigen LAN-Client weitergeleitet, wobei es sich beim Client in den meisten Fällen um einen Webserver handeln wird.
Wird der Hosting-Einsatz vorgesehen, ist es überdies nötig, eine DNS-Server-Funktion integriert zu haben, welche die numerischen TCP-Adressen in Domain-Namen umwandelt.
Nun gibt es Provider, die Angebote mit fixen IP-Adressen zusammen mit Routern oder gar Modems anbieten, die jedoch weder Portmapping noch DNS-Serverfunktionen unterstützen. Auf den ersten Blick macht das wenig Sinn. Doch muss man beachten, dass beim Web-Hosting ohnehin eine Firewall zusätzlich zum Router installiert werden muss. Wenn in dieser Firewall die Hosting- und die Routing-Fuktionen integriert sind, dann reicht im Prinzip sogar ein preisgünstiges ADSL-Modem für den ADSL-Zugang.
Auf Seiten der Anschlüsse unterscheiden sich die Modelle recht wenig. Die Connectivity ans LAN erfolgt in der Regel über einen 10Base-T- oder 100Base-T-Ethernet-Anschluss. Alcatel wie auch Zyxel haben ein Modem im Angebot, das via USB mit dem Rechner verbunden wird. An die Telefonbuchse werden die Router via RJ-11-Stecker angeschlossen.
Ausserdem finden sich bei den meisten Routern Switches oder Hubs, die den direkten Anschluss mehrerer Clients zulassen. Zusätzlich ist vielfach ein serieller Anschluss vorhanden, über den die Software des Routers mit einem Rechner konfiguriert werden kann, der nicht am Router hängt.
Das DHCP-Protokoll bei Routern sorgt ferner dafür, dass IP-Adressen automatisch generiert werden und nicht mehr manuell eingerichtet werden müssen. Ein weiteres wichtiges Feature nennt sich SNMP-Management. Damit kann der Router in einem entsprechenden Netzwerk über eine Konsole überprüft und ferngesteuert werden.
Beim Router-Angebot hat ein Hersteller klar die Übermacht: Zyxel. Alle ADSL-Anbieter in der Schweiz bieten als Router die Modelle Prestige 642R und 642R-I (für den ISDN-Einsatz) an. Einzig TiscaliNet offeriert optional auch noch Alcatel-Peripherie.
Die Tatsache, dass alle Anbieter die gleichen Geräte anbieten, bedeutet aber nicht automatisch, dass sie bei allen Anbietern gleich teuer sind. Die Preise für das Prestige 642R reichen von 545 Franken bei Econophone bis zu 676 Franken bei Cybernet. VTX verlangt sogar 1000 Franken, doch sind darin die Setup-Kosten inklusive. Der empfohlene Verkaufspreis des Routers bei Zyxel-Distributor Studerus Telecom beträgt 690 Franken.
Bei den Modems sind die Offerten der Provider nicht ganz so sehr auf Zyxel fixiert, obwohl die meisten auch hier auf diese Marke setzen. Bluewin bietet beispielsweise nur Alcatel-Peripherie an, und diese nur zur Miete.
Einige Provider lassen es dem User frei, ob er das Modem oder den Router mieten oder kaufen will. Eine etwas seltsame Strategie verfolgt Profitel, bei der die Modem-Miete bei einer Vertragsdauer von 24 Monaten halb so teuer ist wie bei 12 Monaten. Jedoch gehört dem User das Modem weder nach 24 noch nach 12 Monaten, und was bei einer Vertragsverlängerung geschieht, ist auch nicht geregelt. Dies werde individuell mit dem Kunden ausgehandelt, heisst es auf Anfrage.
Die grossen Hersteller wie Zyxel oder Alcatel haben ihre Geräte bisher nur über die Provider angeboten. Wer ADSL-Modems im Fachhandel oder beim Elektronik-Grossverteiler sucht, wird nicht fündig werden. Ein Zustand, der eigentlich wenig Sinn macht. Bei Studerus Telecom will man diesen Missstand nun angehen und bereitet Händler-Programme vor. Laut Product Manager André Kull gehe die Bestrebung klar in Richtung Massenmarkt. Jedoch werden die Modems bei den meisten Providern relativ günstig verkauft, denn das Interesse, ADSL-Abos abzusetzen, ist gross. Ausserdem vereinfacht sich der Support für die Provider, solange sie nur ein oder zwei Peripheriegeräte mit ihren Angeboten offerieren.
Was aber, wenn ein User ein ADSL-Modem beispielsweise im Ausland kauft? Bei Bluewin ist das kein Problem, solange es sich um dasselbe Modell handelt, das der Provider auch selbst anbietet. Ansonsten würde die Bluewin-Registrations-CD nicht funktionieren und der Support könnte nicht gewährleistet werden.
Auch bei Tiscali bestehe kein Zwang für ADSL-Kunden, das Modem mit dem Abo zu beziehen, gibt der Provider Auskunft. Jedoch könne für ein extern gekauftes Modem kein Support geboten werden.
Auch andere Provider weisen darauf hin, dass sehr wohl ein anderes Modem verwendet werden darf, jedoch wird der Support für diese Modelle verweigert.
ADSL ist eine Technologie und ein Markt, der in den Kinderschuhen steckt. Das spürt man besonders deutlich an der Anzahl der verfügbaren Peripheriegeräte sowie an der Art, wie sie vertrieben werden.
ADSL hat jedoch auch grosse Chancen, ein Massenmarkt zu werden. In Zukuft wird es keine Rolle mehr spielen, wo der User welches Modem kauft und mit welchem ISP es kompatibel ist. Genauso wie es heute mit den V.90- oder ISDN-Modems der Fall ist. Es gibt diverse Hersteller mit unterschiedlichsten Modellen, die sich zwar in den Features unterscheiden, aber alle mit jedem Provider eingesetzt werden können. Ein Szenario, in dem beispielsweise Bluewin vorschreibt, welches Modem zusammen mit ihrem Freeway-Internet-Angebot genutzt werden kann, ist bei diesen Technologien undenkbar.
Doch ADSL steckt noch in den Kinderschuhen, weshalb zu empfehlen ist, nicht vorzugreifen und die Provider mit Problemen zu konfrontieren, auf die sie nicht vorbereitet sind. Denn wird tatsächlich Support benötigt, und der User benutzt ein anderes Modem, als der ISP es anbietet, wird der Supporter garantiert darauf hinweisen, dass das empfohlene Modem hätte verwendet werden sollen. So bleibt der Ärger letztendlich beim User.