Via Net.Works veräppelt Kunden
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/15
Vor gut zwei Jahren verkaufte die Firma Via Net.Works Domänen mit Umlauten zu unverschämten Preisen. Anfang 2004 nun - also rund drei Jahre später - sollen ä-, ö- und ü-Domains endlich Einzug in die www-Welt halten. Dass ein Unternehmen Vorregistrierungen auf kommende Domänen vornimmt, ist an sich nichts verwerfliches. Was Via Net.Works aber gemacht hat, ist - gelinde gesagt - eine Frechheit.
Happige 390 Franken hat Via Net.Works damals für die Vorregistrierung verlangt, zudem mussten weitere 75 Franken im Jahr berappt werden, damit die Reservation nicht wieder verloren geht. Damals wie heute begründet die Firma den Preis mit den Gebühren, die dem Registrierungs-Partner bezahlt werden müssten. Offenbar eine freche Lüge, wie InfoWeek-Recherchen ergaben. Der Partner - eine skandinavische Firma, die lieber ungenannt bleiben will - verlangt nach eigenen Angaben weniger als 10 Euro für eine Vorregistrierung. "Wir verfolgten immer die Philosophie, dass wir nur die Umtriebe für die Vorregistrierung gedeckt haben wollen. Alles andere wäre unseriös. Dass wir so viel Geld verlangt haben sollen, ist schlicht nicht wahr", so der CEO des Unternehmens aus dem hohen Norden. Ins gleiche Horn stösst Hans-Peter Oswald, Geschäftsführer der deutschen Firma Secura, die ebenfalls Vorregistrierungen für Umlaut-Domänen annimmt. "Jede Firma, die seriös tätig ist, muss die Vorregistrierung kostenfrei anbieten."
Der Grund dafür ist einfach: Keine Vorregistrierung garantiert, dass man die Domain auch wirklich erhält. Das weiss auch der Partner von Via Net.Works. Eine Garantie für eine vorregistrierte Domäne könne kein Registrar bieten. In der Regel gilt stattdessen das "first-come-first-serve"-Prinzip. Bei Via Net.Works will man davon nichts wissen und gibt sich stattdessen überzeugt, dass den geprellten Via-Net.Works-Kunden die Domains auch wirklich gehören - auch wenn es vielleicht sein könne, dass gewisse Regeln seit 2001 geändert haben, so ein ahnungsloser Thomas Niederberger, Director Customer Service & Internet Projects.
Fast noch erschreckender als die fragwürdige Geschäftpraxis ist ohnehin die generelle Unkenntnis bei Via Net.Works. Als InfoWeek in einer ersten Anfrage wissen wollte, ob sich die 540 Franken, die Kunden seit 2001 bezahlt haben, nun rechnen würden und man seine Domäne erhält, stiess man beim heutigen Via Net.Works-Management auf grosse Fragezeichen. Offenbar war das Geld der Kundschaft - und Via Net.Works prahlte 2001 damit, dass die Interessenten in Scharen reservieren würden - schlicht in Vergessenheit geraten. Nach zwei Tagen dann meldete sich ein frohlockender Thomas Niederberger. Er wisse jetzt, was mit dem Geld passiert ist, und überhaupt: Bei Via Net.Works' Domain-Vorregistrierungen handle es sich um ein ganz seriöses Business. Die Kunden seien nach wie vor registriert, der Betrag sei angemessen und die Domänen seien ihnen so gut wie sicher.
Dass die Kunden nach wie vor registriert sind, mag sehr gut sein, doch wie viele von ihnen für ihr hart verdientes Geld nun auch wirklich einen der sogenannten Internationalised Domain Names (IDNs) - also eine Umlaut-Domäne - erhalten werden, steht in einem anderen Buch.