Wohin geht Sunrise?
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/20
Seit Beginn dieses Monats steht der ehemalige Swisscom-Chef Jens Alder an der Spitze von TDC, der dänischen Mutter von Sunrise. Mit dem Amtsantritt dürfte der schwächelnde Anbieter kräftig durchgeschüttelt werden. Einen mehr als deutlichen Hinweis setzte Alder quasi gleichzeitig mit dem Amtsantritt, als er den bisherigen Sunrise-CEO Jesper Theill Eriksen absetzte und stattdessen Christoph Brand zum neuen CEO kürte.
Doch die Ernennung Brands dürfte erst der Anfang von umfassenden Umstrukturierungen gewesen sein. So berichtete das Nachrichtenmagazin Facts unter Berufung auf eine Quelle, die mit Jens Alders Pflichtenheft bei Sunrise vertraut sein soll, dass der ehemalige Swisscom-Chef 15 Mo-
nate Zeit habe, um Sunrise auf Vordermann zu bringen. Danach werde das Unternehmen verkauft.
Zu den Problemen, die Alder beziehungsweise Brand lösen müssen, gehört unter anderem die mangelnde Profitabilität im Mobilfunkgeschäft. Ausserdem sind sich Experten einig, dass der Marke eine klare Positionierung fehle. Und nicht zuletzt ist die Rede von schlechter Stimmung im Unternehmen, da unter anderem Angst vor Stellenabbau vorherrsche. Laut «Facts» soll auch die Fluktuation – nicht zuletzt im Kaderbereich – markant gestiegen sein. Ein Cablecom-Kadermann wird zitiert, dass Sunrise-Leute freiwillig beim Kabelnetzbetreiber anklopfen. Ob die Position Alders – der sich bereits bei der Swisscom keinen Namen als Stellenerhalter gemacht hat – die Jobs-Angst tilgen kann, scheint mehr als fraglich.
Medienberichten zufolge soll die Swisscom alles andere als erfreut über die Ernennung des ehemaligen Swisscom-Chefstrategen Christoph Brand zum neuen Sunrise-CEO sein. Offenbar überlegt man sich rechtliche Schritte. Dies, da aus der Sicht von Swisscom der Stellenwechsel nicht mit den arbeitsvertraglichen Bestimmungen vereinbar sei. Im Visier der Swisscom soll dabei nicht nur Brand, sondern auch Jens Alder sein.
(mw)