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Kanton Bern vor einheitlichem Klinikinformationssystem


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/04

     

Disput um die Vereinheitlichung der Klinikinformationssysteme im Kanton Bern. Der Regierungsrat des Kantons verfolgt seit geraumer Zeit das Ziel, die Informationssysteme für 18 öffentliche und öffentlich subventionierte Spitäler und Kliniken zu vereinheitlichen. Im Mai 2003 wurde eine entsprechende Vorlage von der Geschäftsprüfungskommission abgelehnt. Als Begrünung wurde angegeben, dass ein solches System zu hohe betriebliche wie auch finanzielle Risiken mit sich bringen würde. Jetzt aber legte der Regierungsrat dem Grossen Rat eine überarbeitete Vorlage vor und beantragt einen Kredit in der Höhe von 29 Millionen Franken. Für den Fall, dass der grosse Rat den Kredit bewilligt, soll der Auftrag laut dem Vorschlag der Gesundheits- und Fürsorgekommission öffentlich ausgeschrieben werden - ein fetter E-Health-Brocken für Anbieter in diesem Bereich.


Mehr Vorteile

Grundlage für die überarbeitete Vorlage bildet ein Gutachten des Institutes für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen, in dem es um die Chancen und Risiken einheitlicher Klinikinformationssysteme geht. Die Gutachter halten fest, dass ein Projekt dieser Grösse und Komplexität durchaus Risiken mit sich bringt. Wägt man die Vor- und Nachteile jedoch gegeneinander ab, komme man zum Schluss, dass ein einheitliches System der Lösung mit individuellen Systemen klar vorzuziehen ist. Für die Vereinheitlichung sprechen unter anderem der vereinfachte und verbesserte Datenaustausch, bessere Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, der koordinierten und zentralen Aufbau von Wissen sowie die Tatsache, dass kleinere Spitäler von der Erfahrung grösserer Kliniken profitieren können. Unabhängig vom Gutachten wurde zudem eine Kostenersparnis von sechs Millionen Franken bei der Einführung einheitlicher Systeme errechnet.
Was laut den Gutachtern weiter gegen individuelle Lösungen spricht, ist zum einen die uneinheitliche Fülle von Systemen, die über kurz oder lang bereinigt und standardisiert werden müssten. Zum anderen warnen die Gutachter auch, dass in den nächsten Jahren einige Anbieter vom Markt verschwinden werden, und in diesem Fall müsse sich jedes Spital einzeln mit einer solchen Situation auseinandersetzen.


Datenschutz geht vor

Um einem der Hauptargumente der Kritiker - dem fraglichen Datenschutz - entgegenzuwirken, erklärt der Regierungsrat diesen Punkt zu einem zentralen Anliegen. Deshalb wird derzeit von einer Fachgruppe Datenschutz in Zusammenarbeit mit externen Spezialisten ein Datenschutzrahmenkonzept erarbeitet. Diese Arbeiten werden von der Kantonalen Datenschutzaufsichtsstelle begleitet. Ob der Kanton Bern ein einheitliches Informationssystem für die Spitäler und Kliniken erhalten wird, entscheidet sich voraussichtlich im April. Dann wird das Kantonsparlament über den Kredit befinden.

(mw)


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