Notebook ohne Grenzen

Die Unlimited Laptops von Swisscom Mobile können ohne Zusatz-Hardware mobil ins Internet gehen. Dank HSDPA funktioniert das beispielsweise in Zürich mit einem Megabit pro Sekunde, aber leider nicht ganz ohne Probleme.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/14

     

Mit dem Notebook surfen, unabhängig davon, wo man gerade steckt, ist in der Schweiz dank UMTS und den Mobile-Office- (Orange) oder Unlimited-PC-Cards (Swisscom) schon seit geraumer Zeit möglich (besagte Karten hat InfoWeek in der Ausgabe 21/2005 auch schon getestet). Doch nun treibt die Swisscom das Konzept einen, wenn nicht sogar zwei Schritte weiter. Mit den Unlimited Laptops benötigt man zum einen keine PC-Cards mehr und besetzt so auch den entsprechenden Slot am Rechner nicht, zum anderen integrieren die Geräte nebst all den anderen Funk-Technologien (WLAN, GPRS, EDGE und UMTS) auch den neuen und in der Schweiz erst von Swisscom verfügbaren UMTS-Nachbrenner HSDPA.
InfoWeek konnte das erste in der Schweiz verfügbare Unlimted-Notebook – das Modell Acer Aspire 5652 WLMi – Mitte Juli testen.


Mit einem Megabit im Park

Soviel vorweg: Bei 30 Grad am Zürcher Mythenquai gemütlich im Schatten zu sitzen und für die InfoWeek-Website Online-News
zu schreiben, macht wahrlich Freude und lässt das Gefühl
der unbegrenzten Mobilität so richtig aufkeimen. Und dass man sich nach «Feierabend» dann
auch noch ohne Wartezeit die neusten Film-Trailer bei Apple anschauen kann, setzt dem Gan-
zen die Krone auf.



Viel zu tun gibt es an sich nicht, bevor man mit der Surferei beginnen kann – zumindest nicht bei unserem Testgerät, einem bereits aufgesetzten Pre-Sample. Im Prinzip braucht man lediglich den Akku herauszunehmen, die enthaltene SIM-Karte im Akku-Schacht einzusetzen und dann das Notebook zu starten. Die nötige Software, der Unlimited Data Manager, ist praktisch identisch mit derjenigen der Unlimited-PC-Cards und somit genauso intuitiv. SMS zu verschicken und zu empfangen – auch das geht direkt vom Notebook aus – ist ein Kinderspiel, und auch ein VPN (Virtual Private Network) zur Firma kann ohne grosse Umstände realisiert werden.




Der Unlimited Data Manager beinhaltet unter anderem auch ein «Info»-Menü, unter dem man die Nutzung der Dienste im Auge behalten kann. Das empfiehlt sich unter Umständen, denn das für regelmäs­sige Surfer wohl gängigste Abo «Data Option Month» (79 Franken pro Monat) beinhaltet zwei Gigabyte Traffic im Monat. Danach kostet jedes weitere Megabyte extra. Swisscom argumentiert zwar, dass kaum ein Surfer einen Traffic von zwei GB generiere, doch das stimmt nur dann, wenn sich jemand vorwiegend aufs Surfen und Abrufen von Mails beschränkt. Regelmässig grosse Dateien herunterzuladen, Internet-Radios anzuhören, ein paar Alben bei iTunes zu kaufen oder besagte Trailer – wenn möglich in HD-Qualität, dank HSDPA geht dies ja – ein paar mal pro Monat schauen, liegt aber nicht drin. Von VoIP ganz zu schweigen. Sonst kann’s schnell teuer werden, und die Software warnt einen nicht automatisch, wenn das Limit erreicht ist. Handkehrum muss auch erwähnt werden, dass die zwei Gigabyte für den Business-Einsatz – und dafür und nicht als Ersatz für den heimischen ADSL-Anschluss wurde das Unlimited-Angebot konzipiert – mehr als ausreichen sollten.


Wo bleibt das Netz?

Der Unlimited Data Manager gibt darüber hinaus auch Auskunft, mit welcher Technologie man gerade am Surfen ist. Doch eigentlich ist dies kaum relevant, denn wie schon die PC-Card beherrscht auch das Notebook den sogenannten Seamless Handover. Das bedeutet, dass automatisch das beste verfügbare Netz für die Datenübertragung verwendet wird. Befindet man sich also in der Nähe eines Swisscom-WLAN-Hotspots, surft man mit WLAN-Tempo, ansonsten wird je nach Verfügbarkeit auf HSDPA, UMTS, EDGE und im schlechtesten Fall GPRS gesetzt.



In der Stadt Zürich, wo wir das Notebook unter anderem testeten, scheint das HSDPA-Netz schon recht weit ausgebaut zu sein. Tests haben dabei aufgezeigt, dass die Technologie eine Download-Rate von permanent rund 1 Mbps bringt (Upload knapp 200 Kbps, siehe Tabelle). Wir mussten beispielsweise mit dem Tram schon relativ weit von der Haltestelle Bellevue in Richtung Zoo fahren, bis der Unlimited Data Manager schliesslich «nur noch» UMTS anzeigte. Der Seamless Handover funktionierte in diese Richtung problemlos. Auf dem Weg zurück hingegen wollte die Software nicht mehr automatisch auf HSDPA zurück-switchen. Erst ein Trennen und Neuverbinden brachte uns wieder aufs schnelle Netz. Dieser Vorgang jedoch dauert lediglich einige Sekunden. Wieder zurück am Zürichsee tauchte ein weiteres Problem auf. Das System beschwerte sich, dass die Mobile Unlimtied Karte nicht eingesetzt sei (Kunststück, wenn gar keine Karte vorhanden ist), und dass eine Verbindung so nicht möglich sei. Der Neustart des Systems schaffte auch keine Abhilfe, erst das Herausnehmen und Neueinsetzen von Akku und SIM-Karte konnte den Rechner dazu bringen, uns wieder eine Datenverbindung herstellen zu lassen. Das dritte Problem tauchte während einer Autobahnfahrt von Bern nach Zürich auf. Ungefähr auf der Höhe Aarau verloren wir das UMTS-Signal (zuvor waren über eine halbe Stunde hinweg bei Tempo 120 Transferraten von 250 kbps kein Problem), und bis hinein in die Stadt Zürich konnte keine Verbindung mehr hergestellt werden. Hier schaffte erst der Neustart des Rechners Abhilfe.




Doch so dramatisch diese Pannen und Pännelchen auch anmuten: Wir haben das Umlimited Notebook rund eine Woche getestet und in der Regel verrichtete es seinen Dienst ohne Tadel – sprich: Unlimited Data Manager starten, Pincode eingeben, lossurfen. Zudem handelte es sich bei unserem Testgerät wie erwähnt um ein Pre-Sample, vielleicht mit ein Grund für die erwähnten Schwierigkeiten.



So schnell surft man mit den verschiedenen Technologien


Von Arbeitsmaschine bis ultraportabel

Zum Acer Aspire 5652 WLMi selbst möchten wir an dieser Stelle gar nicht allzu viele Worte verlieren. Das Notebook ist ganz klar als Arbeits-Rechner ausgerichtet und unterscheidet sich eigentlich nur durch einen Schalter vorne am Gehäuse, mit dem die 3G-Funktionalität ein- und ausgeschaltet werden kann, von einem herkömmlichen Mobilrechner. Es kommt mit einem grossen (und sehr guten) 15,4-Zoll-Breitbild-Display, einer Intel-Dual-Core-CPU mit 1,73 GHZ, 1 GB RAM, einer 120-GB-Festplatte sowie einer Grafikkarte des Typs Nvidia GeForce Go7600 mit 128 MB. Somit ist der Rechner ganz klar auf Leistung ausgelegt, was sich nicht allzu positiv auf die Mobilität auswirkt (vor allem nicht, wenn man das knapp drei Kilo schwere Notebook bei 30 Grad an den Mythenquai schleppen muss).
Doch die Swisscom hat beim Verfassen dieses Tests bereits drei weitere Notebooks in der Pipeline, unter anderem auch das Fujitsu-Siemens Lifebook Q2010, das InfoWeek ebenfalls kurz begutachten konnte. Der Rechner ist betreffend Dimensionen und auch Preisklasse das pure Gegenteil des Aspire 5652 WLMi: Rund 1 Kilo schwer und somit ultramobil und dank Klavierlack und Edelstahl auf edel und repräsentativ getrimmt, dafür aber mit Preisen ab 6848 Franken alles andere als billig.

(mw)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER