19-Zoll: Monitor-Standard im Büro
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/20
Die Zeiten der Mini-Bildschirme auf dem Schreibtisch, bei denen der User von endlosem Scrollen über den Monitor genervt wurde, sind endgültig vorbei. War noch vor Jahren der 15-Zoll-Monitor-Standard, so hat sich inzwischen der 17-Zöller zum führenden Format gemausert. Doch angesichts der immer tiefer sinkenden Preise im 19-Zoll-Segment, lohnt es sich auf einen grösseren Bildschirm umzusteigen. Inzwischen sind auch die Lösungen mit 19-Zoll-Diagonale in für den Normaluser erschwingliche Preis-Sphären herabgestiegen.
Wenn man bedenkt, was ein Bildschirm vor 2 Jahren kostete, stellt man fest, dass die Preise enorm gefallen sind. Heute zahlt man für einen 19-Zoll-Monitor soviel wie vor 2 Jahren für ein 17-Zoll-Gerät.
Rund die Hälfte der Monitore in unserer Marktübersicht kosten unter 1000 Franken. Bereits für 520 Franken gibt es einen 19-Zöller. Doch über die richtige Wahl der Bildschirmgrösse sollte nicht allein die Dicke des eigenen Portemonnaies entscheiden. Ein Monitor ist meist eine Anschaffung für Jahre, und wer an der falschen Stelle spart, kann sein blaues Wunder erleben. Doch welches Gerät ist das passende? Die Auswahl ist gross, und wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Um es ein wenig zu vereinfachen, haben wir in unserer Marktübersicht alle in der Schweiz verfügbaren Geräte zwischen 520 und 1590 Franken zusammengestellt.
Das beste Testkriterium sind immer noch die eigenen Augen. Daher sollte man, wenn möglich, seinen neuen Monitor im Laden auf jeden Fall erst einmal "Testsehen", um nicht blind ein minderwertigeres Gerät zu kaufen. Gerade bei Monitoren ist der Qualitätsunterschied zwischen den Modellen vergleichsweise hoch. Testsehen kann daher eine Menge Zeit und Ärger sparen und die Spreu vom Weizen trennen.
Ganz wichtig ist bei der Auswahl die richtige Bildwiederholfrequenz. Sie entscheidet über müde Augen, Kopfschmerzen und Augenentzündungen. Es gibt sogar Berichte über User, die durch zu niedrige Bildwiederholfrequenzen kollabiert sind. Keinesfalls sollte diese Rate bei einem 19-Zöller unter 70 Hz liegen; die TCO 99 empfiehlt 85 Hz. Auch wenn man Geräte mit niedrigeren Frequenzen um einiges billiger bekommt, ist dies sicherlich das schlechteste Kriterium, um Geld beim Kauf zu sparen. Zumal man den Monitor meist über mehrere Computergenerationen verwendet. Daher zahlen sich ein paar Franken mehr an dieser Stelle im Laufe der Zeit allemal aus. Ein Monitor ist nur in der Lage, hohe Auflösungen und Bildwiederholraten darzustellen, wenn er durch eine entsprechend leistungsstarke Grafikkarte unterstützt wird. PCs, die in den letzten zwei Jahren gekauft wurden, sollten damit keine Probleme haben. Bei älteren Geräten lohnt es sich, beim CRT-Kauf die Leistung der Grafikkarte überprüfen zu lassen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die richtige Auflösung. Bei 19-Zoll-Monitoren sind das 1280x1024 Pixel. Viele Programme arbeiten mit immer mehr Fenstern gleichzeitig. Da ist eine hohe Auflösung nötig, um alles auf dem Bildschirm darzustellen. 19-Zoll-Monitore sind dafür prädestiniert. Viele Geräte bieten noch weit darüber hinaus gehende Auflösungen an, die jedoch meist nicht sinnvoll zu verwenden sind.
Die Hersteller geben an, dass eine Auflösung mit 1600x1200 Bildpunkten und mehr kein Problem sei. Tatsächlich kann kein 19-Zoll-Gerät physikalisch die 1600er-Auflösung darstellen. Die grösstmögliche physikalische Auflösung einer Bildröhre bestimmt der Punkt- beziehungsweise Streifenabstand. Um die 1600er-Auflösung wirklich darstellen zu können, wäre bei einer 19-Zoll-Röhre ein maximaler Dotpitch (kürzester Abstand zweier gleichfarbiger Bildpunkte, gemessen im mm) von 0,22 mm erforderlich. Üblicherweise bieten 19-Zoll-Röhren um die 0,25 mm.
Ist der Abstand hingegen grösser als 0,22 mm, bringt die Bildröhre nicht genügend RGB-Farbtripel mit, um jeden Bildpunkt darstellen zu können, beziehungsweise ein Bildpunkt ist dann grösser als ein RGB-Farbtripel.
Bei den meisten in unserer Marktübersicht aufgeführten Geräte lässt sich diese hohe Auflösung einstellen. Nur werden nicht mehr alle Punkte dargestellt, so dass in der Regel bei einer höheren Auflösung unweigerlich Detailschärfe verloren geht.
Es scheint, als würden benachbarte Pixel verschmelzen. Die Folge ist, dass das dargestellte Bild verschwommen wirkt und kaum noch leserlich ist.
Alle Monitoren in unserer Marktübersicht tragen das Gütesiegel TCO 99. Diese Qualitätsnorm der schwedischen Nonprofit-Organisation TCO (Tjänstemannsens Central Organisation), dem Dachverband der schwedischen Angestelltengewerkschaft, garantiert für eine geringe Strahlenbelastung, gute Ergonomie, geringen Energieverbrauch und Umweltverträglichkeit. Dabei legt TCO 99 nicht nur Grenzwerte fest, auch die Messmethoden zur Ermittlung der Ergebnisse sind exakt vorgeschrieben. Es werden nicht alle zertifizierten Bildschirme von den Initiatoren des Gütesiegels auch selbst unter die Lupe genommen.
Damit ein Hersteller seine Geräte mit dem Label verkaufen darf, muss er bei TCO anhand von entsprechenden Testergebnissen nachweisen, dass sein Produkt die Kriterien von TCO 99 erfüllt. Allerdings wird die TCO auch selbst aktiv: Die Hersteller müssen mit Stichproben in den Fertigungsstätten rechnen.
Beispielsweise gehört die Verringerung der Umweltbelastung seit Beginn zu den Zielen von TCO. Für die Umweltprüfung müssen die Monitorhersteller nachweisen, dass die verwendeten Materialien schadstoffarm sind. Für das Recycling müssen Bauteile leicht voneinander zu lösen sein oder über Trennhilfen verfügen. Schadstoffhaltige Bauteile müssen leicht auffindbar und ohne Beschädigung zu entfernen sein. Zudem müssen die Hersteller einen Recycling-Vertrag mit mindestens einem Unternehmen nachweisen können.
Die Bestimmungen beinhalten unter anderem aber auch die Sehergonomie, die ein gleichmässig gutes Sehen bei verschiedenen Sitzhaltungen gewährleisten soll. Ein wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, wie viele Stunden man im Büroalltag normalerweise vor dem Bildschirm sitzt, der die wichtigste Schnittstelle zwischen Mensch und PC darstellt.
Wer glaubt, aus Platzmangel auf einen 19-Zoll-Monitor verzichten zu müssen, dem bietet sich die Möglichkeit eines Short-Neck-Monitors.
Wie der Name schon andeutet, weisen diese speziellen Röhren einen rund zehn Zentimeter kürzeren Hals als konventionelle Röhren auf. Dadurch können hier erhebliche Einsparungen bei der Bautiefe erzielt werden.
In der Regel liegt der Ablenkungswinkel von Short-Neck-Modellen bei 100 Grad, im Gegensatz zu herkömmlichen Bildröhren, die den Elektronenstrahl höchstens bis 90 Grad krümmen. Das Gehäuse des Monitors ist bei letzteren meist so tief wie die Diagonale des Bildschirms. Mit einem Ablenkungswinkel von 100 Grad können immerhin einige Zentimeter Tiefe eingespart werden, und ein solches Gerät beansprucht dadurch höchstens den Raum eines konventionellen 17-Zoll-Monitors. Anfangs brachte diese Technologie den Nachteil mit sich, dass in den Randbereichen eine schlechtere Bildqualität herrschte.
Allerdings kann der User aufgrund der reduzierten Gehäusegrösse bei der Arbeit den Monitor in grösserer Entfernung aufstellen, wodurch ein augenfreundlicher und ergonomischer Abstand von 50 bis 70 Zentimetern hergestellt wird. Rund ein Dutzend der Displays in unserer Marktübersicht sind Short-Neck-Geräte.
Nach wie vor enthalten die 19-Zoll-Bildschirme überwiegend die von Hitachi hergestellten FST-Röhren (Flat Square Tube) mit Lochmaske. Durch einen feineren Punktabstand und dadurch mehr Detailschärfe verhindern sie Konvergenzfehler. Dieses Leistungsmerkmal ist vor allem in technischen Anwendungsbereichen von CAD/CAM gefragt. Hingegen sollen sich Sonys Streifenmaske namens FD-Trinitron und Mitsubishis NF-Diamondtron durch die erhöhte Helligkeit und den besseren Kontrast bestens für Bildbearbeitung und Grafik eignen.
Durch die stetige Weiterentwicklung beider Technologien ist es heute allerdings eher eine ideologische Frage. Für beide gilt: Qualitativ hochwertige Monitore haben einen geringeren Dotpitch-Abstand.
Dem Trend folgend, bauen die Hersteller zunehmend flache Bildröhren, die gegenüber herkömmlichen Modellen ein wesentlich natürlicheres und reflexionsärmeres Bild bieten. Diese neuen Röhren sind im Handel unter der Bezeichnung "Flatron", "Dynaflat" oder "Ergo Flat" zu finden.
Grosse Lautsprecher auf dem Schreibtisch nehmen sehr viel Platz weg. Bei unzureichender magnetischer Abschirmung kann es zudem noch Probleme mit dem Monitorbild geben. Sind dagegen die Lautsprecher im Monitor integriert, treten diese Probleme nicht mehr auf. Leider sind nur wenige 19-Zöller mit eingebauten Boxen ausgestattet. Natürlich kann man von diesen Lautsprechern keine HiFi-Qualität erwarten, da aus Platzgründen weder die Lautsprecher selbst noch der Resonanzraum sonderlich üppig ausfallen. Für eine brauchbare Sprachverständlichkeit reicht diese Lösung aber völlig aus und spart den Platz, den zusätzliche Lautsprecher brauchen würden. Auch ein integriertes Mikrofon, dass angesichts der heute immer öfter verwendeten Sprachnotizen, oft gebraucht wird, ist nur in den wenigsten Monitoren zu finden. Bei einigen Modellen sind Mikro und Lautsprecher jedoch optional erhältlich.
Zusätzliche USB-Schnittstellen hingegen findet man bereits in 16 Bildschirmen. Dadurch steht diese serielle Schnittstelle anschlussbereit auf dem Schreibtisch zur Verfügung. Verrenkungen unter dem Schreibtisch, um beispielsweise hin und wieder die digitale Kamera an den PC anzuschliessen, gehören der Vergangenheit an. In der Praxis wird das Interface dazu benutzt, um Tastatur und Maus direkt am Bildschirm anzuschliessen, womit sich der Kabelsalat am Rechner deutlich reduziert.
Wer sich nicht sicher ist, ob er Wert auf ein USB-Modell legen soll, hat bei einigen Monitoren auch Gelegenheit, dieses Interface optional nachzurüsten. In der Regel stehen damit weitere vier Ausgänge für Geräte wie Maus, Tastatur, Drucker oder Scanner zur Verfügung.
Bei einigen Monitoren lassen sich per USB auch Bildparameter wie Helligkeit, Kontrast, Bildlage und anderes über die Software regeln. Hier steht allerdings kein Hub sondern meist nur ein Uplink zur Verfügung.