Business-Geldspritzen

Start-ups haben einen schweren Stand, wenn es darum geht, die nötigen Mittel für einen erfolgreichen Aufbau zu beschaffen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/19

     

In den letzten 20 Jahren stieg die Zahl der im Handelsregister eingetragenen Firmen um mehr als 50 Prozent. Firmen-Neugründungen sind in der Schweiz gefragter denn je. Zur Zeit entstehen rund 30'000 neue Unternehmen pro Jahr. Gerade die innovative und wachsende IT-Branche lädt zu Firmen-Neugründungen geradezu ein. Jungunternehmern fehlen jedoch oft die finanziellen Mittel, um langfristig erfolgreich zu bestehen. Laut einer Studie des Bundesamtes für Statistik haben 34 Prozent der neu gegründeten Unternehmen die ersten 5 Jahre nicht überstanden. Verantwortlich für das Scheitern sind Geldmangel, fehlende Information, mangelnde Qualifikation und unzureichende Planung.




Nicht jeder verfügt über das entsprechende Know-how, verbunden mit der nötigen Erfahrung und einem finanzkräftigen Partner im Rücken. Dies ist aber Voraussetzung, wie folgendes Beispiel zeigt: Die Firma ACS Trading wurde 1997 gegründet und fungiert als reiner Distributer von Verbrauchsmaterialien aller führenden Printer-Hersteller wie HP, Lexmark, Canon, Brother, Epson, Kyocera, IBM, Ricoh und Xerox. Heute beschäftigt das Unternehmen 14 Mitarbeiter und erwirtschaftet dieses Jahr einen Umsatz von rund 60 Millionen Franken. Heinz Wiedemeier, Geschäftsführer der ACS Trading: "Ohne finanzkräftigen Partner ist es absolut unmöglich, 60 Millionen Franken zu erwirtschaften."


Nicht von der Strategie abkommen

Aber auch weitere Faktoren hängen wesentlich vom Erfolg einer Firma ab. Hohe Ziele, Durchhaltewillen, überdurchschnittlicher Einsatz und die konsequente Zielverfolgung sind die wichtigsten Grundelemente für einen steilen Aufstieg. "Einer der wichtigsten Faktoren, ein Geschäft langfristig erfolgreich zu machen, ist die Notwendigkeit, die ursprünglich festgelegten Strategien zu verfolgen und konsequent durchzuführen", erklärt Heinz Wiedemeier. Die Erfolgsfaktoren für eine Firma seien ein seriöser Aufbau, die Konzentration auf das eigentliche Produkt und die langfristige Kundenpflege. "Wir konzentrieren uns nur auf das Kerngeschäft, den reinen Handel und Vertrieb. Teilbereiche haben wir ausgelagert. Die Logistik wird beispielsweise durch unseren strategischen Partner Planzer Logistik abgewickelt. Auch grosse Projekte, die einen schnellen Umsatz generieren, werden ausschliesslich über Wiederverkäufer getätigt. So fällt man der eigenen Kundschaft nicht in den Rücken und hat langfristig den besseren Bestand", sagt Heinz Wiedemeier. "Den grössten Fehler, den junge Unternehmer machen, ist, dass sie sich zu stark verzetteln. Um schnell ein bisschen Geld zu verdienen, machen sie jedes Kleingeschäft und verkaufen auch Produkte, von denen sie nicht allzuviel verstehen."



Ein Start-up-Unternehmen muss klare Ziele und Visionen haben. Die Investoren stehen erst Schlange, wenn eine Firma den Initial Public Offering (IPO), den Börsengang, plant. Die CC Trust, in welche die ACS eingegliedert ist, plant den IPO in zwei bis vier Jahren. Vom Börsengang verspricht sich das Unternehmen genügend Mittel für die nötigen Investitionen und für die Festigung der Marktposition zu erhalten. "Nicht, dass wir ins Ausland expandieren wollen, aber sobald die Grenzen geöffnet werden, kommt eine Flut von starker, paneuropäischer Konkurrenz auf uns zu. Dagegen wollen wir gewappnet sein", erklärt der Geschäftsführer Heinz Wiedemeier.





Gute Produkte haben die besten Chancen

Jungunternehmer, die nicht über die finanziellen Mittel oder die entsprechenden Partner verfügen, müssen neue Wege suchen. Und gerade mit innovativen Ideen in der Hightech-Branche stehen einige Türen offen. Selbst Banken, die sich bei Jungunternehmern sonst zurückhaltend zeigen, treten bei Hightech-Projekten plötzlich als Investoren auf. Die Zürcher Kantonalbank bietet Start-up- und Venture-Finanzierungen an, die Credit Suisse mischt bei Innoventure Equity Partners mit, einer Gesellschaft, die "exzellenten" Projekten mit zwei bis fünf Millionen Franken unter die Arme greift. Aber die Voraussetzungen, um von einer Bank oder einer Venture-Capital-Organisation gefördert zu werden, sind hart.



Die UBS hat mit der Aventic eine Tochtergesellschaft zur Finanzierung von Start-ups gegründet. Das Unternehmen besteht seit 1999 und investierte bis jetzt rund 200 Millionen Franken in 30 Unternehmen und 9 Fonds (Fund-to-Fund), wobei die Direktinvestments im Vordergrund stehen. Das Investitionsvolumen für ein Projekt beträgt zwischen 1 und 16 Millionen Franken. Im Durchschnitt werden in einem Unternehmen mit Finanzbedarf vier Millionen investiert.




Dr. Martin Balters ist einer von drei Partnern von Aventic Partners, der Management-Gesellschaft von Aventic: "Um Gelder in eine Gesellschaft zu investieren, müssen klare Voraussetzungen erfüllt sein. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Technologie- und Dienstleistungsunternehmen. Ein Dienstleistungsunternehmen kann erst nach einer bestimmten Grösse mit einer Finanzierung rechnen. Das Management-Team muss sich bewährt haben. Ausserdem muss sich ein Dienstleister bereits in einem Teilmarkt etabliert haben und begründen können, wieso das Geschäft skalierbar ist." Als ein Beispiel für die Investition in ein Dienstleistungsunternehmen führt Martin Balters die Firma The Bee Company an, einer der führenden Call-Center-Betreiber der Schweiz: "In das Unternehmen wurde investiert, als die Expansion auf Europa bevorstand."




Das Management muss stimmen

Ein Technologie-Unternehmen hat auch die Chance, bereits in einer früheren Phase finanziert zu werden. Aber auch hier sind die Voraussetzungen klar vorgegeben. Martin Balters: "Wenn eine Firma ganz am Anfang steht, muss das Produkt um Faktoren besser sein als die Produkte der Konkurrenz." Ein Beispiel, das von Aventic finanziert wird, ist die Firma Elmicron. Das Unternehmen entwickelt und produziert mikromechanische Komponenten, die deutlich kleiner sind als bestehende Produkte und in Massen produziert werden können. Dies kann als sogenannte Unique Selling Proposition (als Erfolgsfaktor) betrachtet werden. "Ein Unternehmer muss ausserdem technologische Kompetenz untermauern", erklärt Martin Balters, "er muss ein Team haben, das Produkt sollte fertig entwickelt sein und im besten Fall sollte es bereits Umsatz generieren. Das wahrscheinlich wichtigste Element ist das Management-Team." Dieses wird von Martin Balters mit mehr als 50 Prozent gewertet. "Die weiteren Elemente sind ein gutes Zusammenspiel, nötiges Geschick, Drive, Zuverlässigkeit und Vertrauen."



Die meisten Venture-Capital-Gesellschaften stellen kein so genanntes Seed Capital, Gelder für Geschäfte, bei denen noch gar nichts läuft, zur Verfügung, was die Beschaffung von Mitteln für Frischlinge noch schwieriger macht. Für die innovativsten Business-Ideen mit grossem Wachstumspotential stehen in der Schweiz allerdings eine Reihe von Alternativen zur Verfügung, wie etwa regelmässig durchgeführte Start-up-Wettbewerbe. Es werden auch Förderpreise für Jungunternehmer verliehen. Ausserdem gibt es einige Organisationen, die Kurse durchführen oder Adressmaterial zur Verfügung stellen. Weitere Informationen sind auf den von uns zusammengestellten Internetadressen zu finden (siehe Tabelle).








































































Informationen für die Venture-Capital-Beschaffung


Firma

Beschrieb

Aventic

UBS-Tochter für Finanzierung von Start-ups

Boom

Schweizer Unternehmensmagazin

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie

Initiative KTI Start-up-Site

Credit Suisse

Beratung und Bereitstellung von Risikokapital

Ernst & Young Schweiz

Die Seite für globale Geschäftslösungen

Initiative Start-ups

Finanz- und Managementplattform für Technologieunternehmen

Institut für Jungunternehmer

Begleitung von Jungunternehmern beim Firmen-Start, Unterstützung beim Unternehmensausbau

Nextech Venture

Finanzierungen und Ausarbeitung von Strategien, Business-Plänen

Technopark Zürich

Pionierpreis Technopark

Venture 2000

Businessplan-Wettbewerb

Ventures Partners

Finanzierung von Unternehmen mit skalierbaren Business-Modellen

W.A. de Vigier Stiftung

Stiftung zur Förderung Schweizer Jungunternehmer

Zürcher Kantonalbank

Expansionsfinanzierung, Vermittlung von Management-Know-how und Mitinvestoren



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