Kein Geld für Ausbildung
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/16
Die schlechte Auftragslage und die anhaltende Wirtschaftskrise haben Digicomp, Marktleader unter den Computerschulen, in die Nachlassstundung getrieben. Noch im Januar dieses Jahres hatte Geschäftsleiter Willi Vollenweider gegenüber InfoWeek erklärt, man verspüre einen deutlichen Aufwärtstrend. Dieser scheint jedoch nicht lange angehalten zu haben. Mit einem Sanierungsplan versucht man jetzt das definitive Aus zu verhindern.
Vollenweider begründet den schlechten Geschäftsgang mit dem Niedergang der Zürcher Finanz- und Bankenindustrie. Die Finanzinstitute hätten früher viel Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert. Diese seien in jüngster Zeit aber fast komplett weggeblieben.
Ein neues Konsortium und ein externer Investor - ein Industrieller aus dem Zürcher Limmattal - sollen Digicomp jetzt vor dem Untergang retten. Vorübergehend läuft der Schulbetrieb unvermindert weiter. Vollenweider gibt sich zuversichtlich: Sobald der Richter und die Gläubiger das Konzept bewilligt hätten, sei ein Neustart geplant. Digicomp ist nicht die erste Informatikschule, der die IT-Krise arg zusetzt. Schon Anfang 2002 ist die MTF Feusi Informatikschule in Bern von der Migros Klubschule übernommen worden. Die Win-Computerschulen mussten im Juli 2002 ihren Betrieb ganz einstellen. Auch für die Wirtschaftsinformatikschule Schweiz (WISS) sah es lange so aus, als ob sie ihre Schulräume definitiv schliessen müsste. Dann sprang die Akad-KS-Gruppe ein und übernahm die WISS.
Die IT-Krise schlägt bei den Ausbildungen besonders stark durch. Zur Zeit scheinen die Firmen nicht mehr gewillt, ihre Mitarbeiter in die Schule zu schicken. Dies bestätigen auch andere Informatikschulen, auf Anfrage von InfoWeek. Paul Weber, Businessleiter der Migros Klubschule Zürich führt aus: "Im Bereich Firmenkurse sind die Buchungen deutlich zurückgegangen".
Auch IFA The Knowledge Company verspürt eine Veränderung. Während des Internet-Hypes seien rund 20 Prozent der gebuchten Kurse komplett von den Firmen bezahlt worden, rund 40 Prozent wenigsten teilweise. Heute gibt es kaum noch Firmen, welche die Weiterbildungskosten von Mitarbeitern vollumfänglich übernehmen, und an die anteilsmässig vom Unternehmen bezahlten Kurse werde ein viel höherer Erfolgsdruck geknüpft, erklärt Michael Gähwiler, Mitglied der Geschäftsleitung. Je nach dem wie gut, beziehungsweise wie schlecht ein Mitarbeiter den Lehrgang abschliesst, bekommt er von der Firma mehr oder weniger Kursgeld zurückerstattet.
Aber auch bei den anderen Informatikweiterbildungen, insbesondere im Web-Bereich, seien die Anmeldungen seit geraumer Zeit stark rückläufig. Hans-Peter Hauser, Rektor der EB Zürich gibt zu bedenken: "Wir hatten etliche Kurse im Web-Bereich im Angebot. Unzählige Kunden versuchten über einen Kurs in Webpublishing oder -design oder als Webmaster den Quereinstieg in die IT-Branche. Diese speziellen Quereinsteigerkurse haben wir komplett aus dem Programm gestrichen."