PowerQuest Deploycenter 5.5: Betriebssysteme schneller installieren

DeployCenter 5.5 von PowerQuest stellt eine umfassende Funktionalität für die Erstellung und Verteilung von Betriebssystem-Images bereit.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/10

     

PowerQuest hat sich erfolgreich auf das Imaging von Festplatten und das Deployment dieser Images auf neue Systeme spezialisiert. Mit dem DeployCenter 5.5 gibt es eine neue Version der Serverlösung für die Erstellung, Verwaltung und Verteilung solcher Images, mit dem sich die Rollout-Prozesse von Client-Betriebssystemen optimieren lassen.



Mit dieser Funktionalität konkurriert das Produkt mit dem Microsoft RIS (Remote Installation Service), der ein automatisches Deployment von Windows-Betriebssystemen verspricht. Allerdings ist der RIS in seiner Administration komplex und unterstützt zumindest bei Windows 2000 nur Client-Betriebssysteme. Dagegen kann das PowerQuest DeployCenter 5.5 auf verschiedenen Windows-Plattformen von Windows 95 an aufwärts ausgeführt werden und Images sowohl von Windows-Clients als auch Windows-Servern verteilen. Ausserdem bietet es sehr viel mehr Tools für die Konfiguration und Steuerung des Deployment-Prozesses.


Die Komponenten

PowerQuest DeployCenter 5.5 besteht aus einer ganzen Reihe von einzelnen Anwendungen. Wesentliche Aufgaben der Administration werden über das ControlCenter ST abgewickelt. Dieses basiert auf den IIS (Internet Information Services) sowie einer MSDE-Datenbank (Microsoft SQL Server Desktop Engine). Das ControlCenter stellt eine Web-Konsole bereit, über die Tasks und Stati von Clients kontrolliert werden können. Dazu muss auf den Clients aber auch der ControlCenter ST Agent installiert werden. Diese Komponente wird von PowerQuest laut Handbuch nur in Umgebungen mit maximal 200 Clients unterstützt.



Das ControlCenter ST ist aber nur eines von mehreren Modulen. Das ImageCenter wird für die Erstellung und Anwendung von Images verwendet. Es läuft im DOS-Modus und erfordert einen Neustart des Systems. Der ImageExplorer ist ein Werkzeug, um vorhandene Images zu verwalten - er findet sich auch bei anderen PowerQuest-Produkten wie dem V2i Protector.




Eine der zentralen Komponenten des DeployCenter 5.5 ist der Boot Disk Builder. Damit lassen sich Boot-Disketten für viele Umgebungen erstellen. Solche Boot-Disketten werden immer dann benötigt, wenn die Clients keine PXE-Unterstützung (Preboot eXecution Environment) haben oder das ImageCenter dort nicht lokal ausgeführt wird. Besonders wichtig sind dabei die PowerCast-Boot-Disketten. Diese können zusammen mit dem PowerCast Server, der ebenfalls mit dem DeployCenter ausgeliefert wird, für Multicast-Anwendungen genutzt werden. Bei einem Multicast wird das gleiche Paket an mehrere Zieladressen gesendet. Die Last auf dem Netzwerk wird damit deutlich verringert - wenn ein Image mit beispielsweise 500 MB nicht 20mal, sondern nur einmal versendet werden muss, ist die Lastreduktion schon erheblich. Multicasts reduzieren aber nicht nur die Netzlast, sondern auch die Last auf den Servern, weil wesentlich weniger Daten von der Festplatte gelesen und an Clients gesendet werden müssen.



Der PowerCast Server, der eine solche Multicast-Softwareverteilung unterstützt, ist dabei nur einer von drei Serverdiensten von DeployCenter 5.5. Daneben gibt es noch den Unicast Server, der mit der klassischen Unicast-Kommunikation zwischen Clients und Server arbeitet. Dabei werden die Images jeweils an genau einen Client gesendet. Der PXE Server wiederum wird für das Zusammenspiel mit den PXE-Clients benötigt, die beim Boot-Prozess Images anfordern. Er wartet auf die PXE-Anforderungen, in deren Folge dann die Basisinformationen für den weiteren Transfer der Images auf den Client übermittelt werden.



Weitere Module sind der VF Editor für die Bearbeitung virtueller Boot-Disketten, der Task Builder für die Definition komplexer Installations-Tasks und DeployPrep als Schnittstelle zu Systemen, die mit Microsoft SysPrep für das Imaging vorbereitet worden sind. Besonders interessant ist dabei der Task Builder. Wenn im Anschluss an das Kopieren eines Image weitere Komponenten installiert oder konfiguriert werden müssen und dazu Neustarts erforderlich sind, kann damit der Ablauf mit Reboots und Batch-Dateien einfach festgelegt werden.



Ergänzt werden die Module durch eine Reihe von Treibern, mit denen beispielsweise auch ZIP- und MO-Laufwerke für das Imaging verwendet werden können. Die Systemunterstützung kann ohnehin überzeugen. So werden beispielsweise auch NTFS-Partitionen unterstützt.




Die Nutzung

Ärgerlich ist hingegen, dass als Benutzerhandbuch nur ein kurzes PDF-Dokument erscheint, das für weitere Informationen auf die Web-Site von PowerQuest verweist. Da hätte man auch direkt den Link zu diesem Dokument einfügen können. Die relativ grosse PDF-Hilfedatei kann dann aus dem Web geladen werden, was aber trotz DSL-Verbindung bei mehreren Versuchen nicht immer zuverlässig gelang. Besser klappte es mit kleineren Dokumenten wie dem Quick Start-Guide.



Etwas irritierend war auch schon die Installation. Denn das ControlCenter ST wird nicht im Rahmen der Installation der anderen Serverkomponenten, sondern gesondert als "Andere Software" installiert. Der eigentliche Installationsprozess ist dafür recht einfach. Bei der Nutzung wird deutlich, dass das ControlCenter ST nur einen Teil der Aufgaben abdecken kann. Darüber hinaus ist beispielsweise die Erstellung von Tasks mit dem Windows-Programm Task Builder deutlich komfortabler als mit der Browser-Anwendung ControlCenter ST. Bei den Windows-Anwendungen fällt dagegen das Fehlen einer zentralen Oberfläche deutlich auf. So muss man je nach Aufgabenstellung immer wieder von einer Anwendung zur nächsten wechseln.




Die eigentlichen Aufgabenstellungen lassen sich mit den verschiedenen Werkzeugen schnell und komfortabel erledigen. Der reine Leistungsumfang des DeployCenter 5.5 kann auf jeden Fall überzeugen. Hier wird wesentlich mehr geboten als beispielsweise durch den RIS von Windows 2000. Und auch im Vergleich mit Novells ZENworks for Desktops ist zumindest die reine Imaging-Funktionalität deutlich grösser.



Das Produkt hat allerdings auch seinen Preis. Mit knapp $240 für 10 Arbeitsstationen und fast $600 bei 25 Arbeitsstationen liegt PowerQuest bei einem durchschnittlichen Preis von knapp $24 pro Arbeitsplatz, wobei es für grössere Benutzerzahlen spezielle Lizenzierungsmodelle gibt.



Die Investition macht in Anwendungsgebieten wie Schulungsräumen, in denen immer wieder Images aufgespielt werden müssen, auf jeden Fall Sinn. Für komplexere Rollouts von Betriebssystemen sollte man aber die Alternativen aus dem Bereich des Systemmanagements wie den Microsoft Systems Management Server oder Novells ZENworks-Produkte ebenfalls evaluieren - denn diese bieten nicht nur die Rollout-Unterstützung für neue Betriebssysteme, sondern auch noch ein kontinuierliches Management.



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