FTP-Clients: Herunterladen bis die Drähte glühen

Mit einem FTP-Client verlaufen Downloads sicherer und erst noch mit mehr Komfort als über den Browser. InfoWeek hat 5 Clients unter die Lupe genommen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/12

     

FTP - File Transfer Protocol - ist nach HTTP eines der beliebtesten Applikationsprotokolle im Internet. Obwohl auch HTTP zunehmend für das Herunterladen von Daten verwendet wird, ist FTP nahezu unentbehrlich für den Transport von Dateien zwischen Host und Client.



In jeder Windows-Installation ist normalerweise bereits ein FTP-Client-Tool enthalten. Wer sich jedoch häufig Dateien von FTP-Servern verschafft, wird wohl kaum das kommandobasierte FTP.EXE benützen wollen.




Aus dem überwältigenden Angebot an kommerziellen, Shareware- und Freeware- Tools haben wir uns fünf der beliebtesten herausgesucht und auf ihre Leistungsfähigkeit im Praxiseinsatz geprüft. Dabei handelt es sich um BulletProof FTP 2.0, CuteFTP 4.2, FTP Voyager 8.0, LeapFTP 2.71 und WS FTP Pro 6.6.


Kriterien und Konkurrenten

Alle getesteten FTP-Applikationen unterstützen die zu erwartenden Funktionen wie das Management von Sites bzw. der betreffenden Lesezeichen, automatische Servererkennung, automatische Umschaltung zwischen Text- und Binärdateien sowie Warteschlangen. Ebenfalls hier wie dort zu finden ist die Wiederaufnahme abgebrochener Übertragungen, eine Funktion, die allerdings auch beim FTP-Server unterstützt sein muss (was heute allerdings meist der Fall ist). Hingegen geschieht die Wiederaufnahme des Herunterladens nicht bei allen Clients automatisch.



Ebenfalls unterschiedlich ist die Art und Weise, wie die FTP-Clients mit einem Browser oder der Zwischenablage zusammenarbeiten. BulletProof FTP unterstützt als einziges Programm HTTP-Downloads. Wieweit es sich dabei um eine unentbehrliche Funktion handelt, sei dem Leser selbst überlassen.




Einige Produkte bieten eine FTP-Suchfunktion an, die aber sehr unterschiedlich implementiert ist. WS FTP Pro kann beispielsweise nur einzeln auf den registrierten Servern suchen, während CuteFTP gleich mehrere Server gleichzeitig nach Dateien durchforsten kann.



Ein wichtiges Kriterium, das nur FTP Voyager erfüllt, ist die Unterstützung für echtes Multi-Threading. Wer viel herunterlädt, wird es zu schätzen wissen, dass man nicht auf die Beendung jedes einzelnen Jobs warten muss.



Das Vergleichen von lokalen und Serververzeichnissen und die Synchronisationsfunktion sind zwar zwei Aspekte, die in eine ähnliche Richtung weisen, bei WS FTP Pro ist die Synchronisationsfunktion jedoch für einen einfachen Vergleich zu schwerfällig.



Vor allem Webmaster werden hin und wieder Dateien direkt zwischen zwei Servern verschieben müssen. Eine entsprechende Funktion ist daher für diese Zielgruppe sehr nützlich. Und wer grosse Downloads in die Abendstunden verlegen will, braucht einen Scheduler, d.h. die Möglichkeit, Jobs zu bestimmten Zeitpunkten ausführen zu können.
Etwas erstaunt hat schliesslich, dass rekursives Löschen von Verzeichnissen in zwei der getesteten Programmen nicht möglich war.




BulletProof FTP 2.0

Auf den ersten Blick erscheint die GUI von BulletProof FTP etwas unübersichtlich, was sich jedoch grösstenteils auf die teils ungewohnten Symbole zurückführen lässt. Ansonsten ist das Programm ziemlich konventionell aufgebaut. Unter der zweizeiligen Symbolleiste befindet sich ein Fenster, in dem Servermitteilungen ausgegeben werden. Danach folgt eine zweiteilige Dateiübersicht und schliesslich das sogenannte Queue-Fenster, in dem Dateien in der Warteschlange angezeigt werden.



Das Übertragen der Files geschieht - wie bei den meisten anderen Clients auch - durch einfaches Drag&Drop. Der eigentliche Übertragungsprozess nimmt verhältnismässig viele Ressourcen in Anspruch, so dass sich während des Downloadens nur schwer etwas anderes mit BulletProof FTP machen lässt. Noch grösser wird der Ressourcenverbrauch, falls man etwa das Statusfenster öffnet, in welchem man zwischen vier verschiedenen Darstellungsweisen wählen kann. Angesichts der Statusanzeige im unteren Rand des Programmes ist dieses Feature daher ziemlich nutzlos.




Besser dagegen ist die Überwachung der Zwischenablage. Diese Funktion startet sofort eine FTP-Sitzung, wenn dort ein URL erscheint. Dabei werden nicht nur FTP-URLs verwendet, sondern auch HTTP-URLs. Das Verhalten dieser Überwachung kann übrigens individuell angepasst werden, so dass URLs auf Wunsch auch in andere Applikationen kopiert werden können. Interessant dabei ist, dass BulletProof FTP Authentifizierung via HTTP unterstützt, nicht aber via FTP.




CuteFTP 4.2

Die Demoversion von CuteFTP ist werbefinanziert, d.h. der User muss sich mit wechselnden Werbebannern, die in der oberen Hälfte der Benutzeroberfläche eingeblendet werden, abfinden. Im Gegensatz zu anderen Adware-Programmen wie etwa Eudora und Opera, stellt CuteFTP trotz Werbung nach 30 Tagen den Betrieb ein. Im Aufbau ist CuteFTP dem Konkurrenten BulletProof FTP sehr ähnlich. CuteFTP verfügt allerdings über umfassendere Kontextmenüs, und die Symbolleiste für Schnellverbindungen lässt sich per Knopfdruck ein- und ausblenden.



Einige Funktionen von CuteFTP sind etwas versteckt, so kann die Eingabebox für URLs nur über ein Menü hervorgerufen werden. Ebenfalls das Öffnen einer zweiten Sitzung, wie es für die Übertragung von Dateien zwischen zwei Servern erforderlich ist, lässt sich nur über ein Menü bewerkstelligen. Dafür kann sich die hierarchische Verwaltung der Sites sehen lassen.




Positiv dagegen ist CuteFTPs Unterstützung von FTP-URLs mit Authentifizierung (ftp://user:password@ftp.host.ch/myplace/myfile.txt). Wie auch BulletProof FTP überwacht CuteFTP die Zwischenablage, so dass die Verbindung umgehend erstellt wird, wenn ein URL in der Zwischenablage entdeckt wird.




FTP Voyager 8.0

Bei diesem FTP-Client sind eigentlich alle wünschenswerten Features enthalten. Besonders erwähnenswert ist, dass FTP Voyager als einziges Programm echtes Multithreading bietet. Das Herunterladen von Dateien geschieht im Hintergrund, so dass mit FTP Voyager während des Downloads weitergearbeitet werden kann. Ebenso positiv fällt FTP Voyager durch eine Vielzahl von Konfigurations- und Anpassungsmöglichkeiten auf.



Sehr umfangreich ist auch die Funktion zur Synchronisation von Verzeichnissen. Allerdings ist die Bedienung dieser Funktion nicht unbedingt intuitiv ausgefallen. Insbesondere stört, dass Dateien im Remote-Fenster mit upload markiert sind. Zwar ist die gewählte Terminologie beim zweiten Blick logisch, verwirrt aber, da die Begriffe gegenüber einer gewöhnlichen FTP-Sitzung gerade umgekehrt verwendet werden.




Besser geglückt ist die Gestaltung des Schedulers. Aus naheliegenden Gründen ist das Queue-Management in den Scheduler integriert. Die Programmierung selbst von komplexeren Aufgaben verläuft problemlos. Neben üblichen Aufgaben können auch externe Programme oder Scripts direkt vom Scheduler aus gestartet werden.



Das in den FTP-Clients eingebaute Modul für den automatischen Verbindungsaufbau rundet FTP Voyager schliesslich ab.




LeapFTP 2.71

Als abgespeckter FTP-Client könnte man LeapFTP bezeichnen, der mit BulletProof FTP am unteren Ende der Preisskala liegt.



Der Funktionsumfang von LeapFTP ist nicht gerade überwältigend, aber die vorhandenen Features sind gut durchdacht und leicht zu bedienen.



Überrascht hat bei dieser Lösung die Fähigkeit, mit Scripts zu arbeiten, können doch fehlende Features oftmals mit recht einfachen Scripts nachträglich implementiert werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, LeapFTP als DDE-Server und DDE-Client einzusetzen. Das Kürzel steht für Dynamic Data Exchange. Andere Programme werden mit der Technologie in die Lage versetzt, Kommandos an LeapFTP zu senden und auch dessen Response zu empfangen. Damit verbunden ist auch die Unterstützung von Kommandoparametern, so dass LeapFTP in automatisierten Umgebungen letztlich eine ganz gute Figur macht.



Vergleicht man jedoch konventionelle Features, hat LeapFTP eher Mühe, mit den anderen Programmen mitzuhalten.




WS FTP Pro 6.6

Bei WS FTP Pro handelt es sich um einen der ältesten, grafischen FTP-Clients für Windows überhaupt. Alte Internet-Hasen sind daher mit grosser Wahrscheinlichkeit mit dem GUI von WS FTP vertraut.



Diejenigen Anwender, die mit Windows 9x gross geworden sind, werden sich dazu über die Integration von WS FTP Pro in den Windows Explorer freuen. Überhaupt hat Ipswitch mit WS FTP Pro versucht, sowohl alten als auch neuen Kunden gerecht zu werden. Dies glückt zwar meistens, aber leider nicht immer. Die Konsequenz dieser Zweispurigkeit ist eine heterogene GUI und Bedienungsweise. Da gewisse Funktionen nur in einem Modus zugänglich sind, muss man leider mit dieser Inkonsistenz leben, wenn man das Programm voll ausreizen will.




Dagegen trumpft WS FTP Pro mit einer Reihe nützlicher Utilities auf. Beispielsweise können lokale Verzeichnisse mit FTP-Servern synchronisiert werden. Dabei wird nach Angabe einiger Parameter ein Script erstellt, das den Inhalt zweier Verzeichnisse aufeinander abstimmt.



Natürlich lassen sich mit Scripts auch individuelle Aufgaben lösen. So ist zum Beispiel WS FTP nicht mit einer Zeitsteuerung (Scheduling) ausgestattet. Mit Hilfe eines Scripts und dem @-Kommando kann diese Funktion zumindest auf Windows NT und 2000 somit selbst implementiert werden.



Etwas eigenwillig ist WS FTP Pro auch im Hinblick auf den Umgang mit URLs. Zwar werden URLs in der Zwischenablage nicht unterstützt, dafür kann WS FTP Pro problemlos mit Internet Explorer und Netscape zusammenarbeiten, so dass FTP-Links, und zwar auch solche mit Authentifizierung, automatisch in WS FTP Pro geöffnet werden können.



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