Eigenverantwortung statt Ruf nach Politik


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/09

     

In drei Monaten beginnen die neuen Informatik-Lehrlinge ihre Grundbildung – jene, die überzeugt sind, dass die Informatik phantastische Aussichten für eine spannende, vielfältige und aussichtsreiche Berufskarriere bietet und die auch eine Lehrstelle gefunden haben. Das ist nämlich gar nicht selbstverständlich! Obwohl zur Zeit dreimal mehr Informatiker pensioniert als ausgebildet werden, schaffen die Unternehmen insgesamt zu wenig Arbeitsplätze für Nachwuchsleute.


Erfreulich ist, dass sich in den letzten Monaten viele Klein- und Mittelbetriebe entschlossen haben, Informatik-Lehrstellen zu schaffen. Allein im Raum Zürich sind es über 50 Firmen. Man darf hoffen, dass in der ganzen Schweiz eine Zunahme von 20 Prozent der Ausbildungsbetriebe verzeichnet werden kann und die jährlichen rund 1400 angebotenen Lehrstellen deutlich erhöht werden.



Allerdings zeigt eine erste Bilanz per Ende April auch auf, dass die grossen Informatik-Arbeitgeber teilweise immer noch reduzieren! Das widerspricht dem Marktbedürfnis. Gerade sie haben bestes Potenzial: Auf fünf Informatiker könnten sie einen Arbeitsplatz für Lernende schaffen. Nachgewiesenermassen ist bei richtigem Einsatz der Lernenden im «Learning by Doing» sogar ein Gewinn möglich. Das soll auch so sein. Die mit der Informatik-Lehre vergleichbare Elektroniker-Lehre bringt es über die Gesamtdauer der Lehre auf 40‘000 Franken Nutzen für den Ausbildungsbetrieb, errechnete Stefan Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF).


Richtig gemacht ist eine Lehre ein Nutzen für alle: Jugendliche werden zu Fachleuten und der Betrieb bekommt für seine Investition einen kleinen Gewinn! Lernende, die interessante Arbeiten verrichten durften, werden das einerseits anderen Jugendlichen weitersagen (was neue Lehrlinge bringt) und an der Fachhochschule den Kollegen berichten (was weitere Hochschulabsolventen motiviert).


Fazit: Ausbildung ist angesagt, soll der Informatik-Standort Schweiz gesichert werden. Nicht die Politik ist gefragt, sondern Eigenverantwortung!



Alfred Breu, Präsident ZLI – Zürcher Lehrmeistervereinigung Informatik




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