ISO: Harmonisierung
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/08
Kürzlich erst wurde Microsofts Dateiformat Office Open XML von der ISO (International Organization for Standardization) endgültig zum Standard erhoben. Nach monatelangem Debattieren und Abstimmen schien es somit endlich klar zu sein: ODF (Open Document Format) und OOXML sollten die zwei Dokumentenstandards der nächsten Jahre werden.
Die langersehnte Ruhe um das Thema bleibt allerdings aus: Laut der ISO möchte man die beiden unterschiedlichen Dateiformate jetzt miteinander «harmonisieren». Wie die für Dokumentenformate zuständige ISO-Arbeitsgruppe SC34 verlauten liess, stellt man sich für die Zukunft drei Teams vor. Zwei davon sollen je eines der beiden Formate betreuen, während das letzte Team sich um die Interoperabilität von OOXML und ODF kümmern soll.
In den nächsten sechs Monaten möchten die Spezialisten von SC34 nun eruieren, wie man OOXML am besten weiterentwickelt. Der Fokus liegt für den Anfang bei den bekannten Fehlern in Microsofts Standard, welche nun beseitigt werden sollen. Pikant dabei ist vor allem die erst kürzlich bekannt gewordene Tatsache, dass nicht einmal Microsofts Office 2007, von dem das neue Format eigentlich abstammt, sich bei der Ausgabe der Dokumente in allen Details den von der ISO letztendlich verabschiedeten Spezifikationen anpasst. Der Leiter der zuständigen Standardisierungsgruppe hat die aktuelle Office-Version auf standardkonformes Verhalten geprüft und dabei im «Strict»-Modus ganze 122’000 Abweichungen festgestellt.
Wie immer, wenn von OOXML die Rede ist, haben auch die neusten Entwicklungen einen kuriosen Beigeschmack. So haben die Mitglieder von SC34 einen offenen Brief verfasst, in welchem dazu aufgefordert wird, sachlich zu debattieren und persönliche Angriffe künftig zu unterlassen. Was sich an der Sitzung in Oslo genau abgespielt hat, ist allerdings nicht weiter bekannt.
Die Geschichte rund um OOXML dürfte mit der Standardisierung also mitnichten vorbei sein. Es drängt sich ausserdem die Frage auf, weshalb die ISO erst zwei angeblich unterschiedliche Dokumentenformate einführt, nur um sie gleich anschliessend miteinander verschmelzen zu wollen.