Nicht erst im Jahr der Informatik begann die Diskussion über den aktuellen und vor allem künftigen Mangel an Informatikern in der Schweiz. Und
nicht erst seit Beginn des Informatik-Jahres wird gehandelt. Beispielsweise durch I-CH.
Wie andere Organisationen widmet sich auch
I-CH der beruflichen Grund- und Weiterbildung in der Informatik, ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Wirtschaft und Verwaltung – bereits seit September 2000. Bis heute sind mehr als 100 Mo-
dule für die Grundbildung (eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) und die Weiterbildung (eidgenössischer Fachausweis, eidgenössisches Diplom) entstanden.
ICT-Abteilungen in Wirtschaft und Verwaltung wie auch ICT-Anbieter haben durch das I-CH-Ausbildungskonzept die Gewähr, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen. I-CH ist ganz klar eine anerkannte Qualitätsmarke. Der Mangel an qualifizierten Informatikern hat seine Ursache also kaum im Ausbildungskonzept. Warum fehlen sie trotzdem? Eine einfache Frage, aber wie so oft sind gerade die Antworten auf die einfachen Fragen komplex.
Auch die Fakten sind widersprüchlich. Einerseits werden das Platzen der dot.com-Blase oder die Auslagerung von Informatik-Arbeitsplätzen ins mehr oder weniger ferne Ausland für die Demotivation verantwortlich gemacht, einen Informatikberuf zu ergreifen. Andererseits finden an der Informatik interessierte junge Leute keinen Ausbildungsplatz.
Niemand darf die Berufswahl von der aktuellen Marktsituation abhängig machen. Wer einen Beruf ergreifen will, soll dies aus Überzeugung und mit Engagement tun. Und beides hängt wohl kaum vom Markt ab. Das gilt auch für ausbildende Unternehmen: Wer Lehrlinge einstellt, wenn es die Informatikkonjunktur verlangt, hat den richtigen Zeitpunkt schon längst verschlafen.
Weitsicht ist gefragt. Von Unternehmen kann man sie verlangen. Den jungen Leuten muss man sie vorleben.
Frank Boller, Mitglied des SwissICT-Vorstandes