Florian Gnägi, Partner JGS goodsolutions GmbH

Es ist eines unserer Ziele, OLAT auch in die Privatwirtschaft hinauszutragen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/14

     

Herr Gnägi, womit beschäftigt sich Ihr Spin-Off-Untenehmen?

Grundsätzlich sind wir eine Softwareentwicklungsfirma für Web-basierte
Applikationen. In erster Linie entwickeln wir Erweiterungen für OLAT, führen Schulungen durch und bieten kommerziellen Support an.






Wie ist OLAT entstanden?


Das Projekt wurde 1999 von drei Studenten der Uni Zürich, darunter ich selbst, als LAMP-Anwendung zur Unterstützung eines Tutorats mit 700 Studenten entwickelt. Als wir feststellten, dass an der gesamten Uni ein Bedarf nach einer solchen Lernplattform besteht, verlegten wir das Projekt vom
Institut für Informatik ans Uni-Rechenzentrum, wo sich heute ein Team von 12 Personen ausschliesslich damit beschäftigt. Heute ist OLAT das offizielle strategische Learning-Management-System (LMS) der Uni Zürich. Inzwischen haben wir es auf eine skalierbare Architektur mit einem komponentenbasierten Framework auf J2EE-Basis umgestellt. Die Web-Apps, die wir sonst entwickeln, basieren alle auf diesem selbstentwickelten Framework.



Was zeichnet OLAT gegenüber anderen E-Learning-Plattformen aus?

Es gibt viele proprietäre LMS, da sind zum Teil ähnliche Systeme darunter. Im Open-Source-Bereich ist OLAT aussergewöhnlich, weil die Architektur von
Anfang an für den campus- beziehungsweise unternehmensweiten Einsatz konzipiert war – es lassen sich nicht nur ein paar Kurse verwalten, sondern hunderte. OLAT gibt im Gegensatz zu anderen Systemen kein didaktisches Konzept fix vor, die Autoren können ohne Programmierung auch komplexe Lernsituationen wie Rollenspiele, freies Lernen oder regelbasierte Abläufe wie das obligatorische Bestehen eines Tests vor dem Weitermachen umsetzen.





Die bisherigen Referenzen stammen alle von öffentlichen Bildungseinrichtungen. Haben Sie auch Kunden aus der Privatwirtschaft?


Es ist eines unserer Ziele, OLAT auch in die Privatwirtschaft hinauszutragen. Dazu braucht es noch gewisse Anpassungen. Im Corporate-Learning ist es zum Beispiel üblich, dass der Chef dem Mitarbeiter die Teilnahme an einer Weiterbildung bewilligen muss. An der Uni entscheidet der Student selbst, was er belegen will. Es ist allerdings fraglich, ob solche «menschlichen»
Abläufe überhaupt mit einem elektronischen Workflow abgebildet werden müssen. Ein weiteres Beispiel wäre die Integration in ein Abrechnungssystem zur Verrechnung einer Weiterbildung mit der entsprechenden Kostenstelle.





Wird es also eine Corporate Edition geben?


Im Moment haben wir gar keine Zeit, so etwas anzugehen; ausserdem möchten wir nicht, dass sich das Projekt aufspaltet. Wir werden stattdessen von Fall zu Fall die von Kunden gewünschten Zusatzfeatures entwickeln und ins ursprüngliche Projekt zurückfliessen lassen. Eine «Corporate Edition» wird das gleiche Produkt sein, das einfach für den jeweiligen Einsatz konfiguriert wurde. Wir möchten OLAT auf jeden Fall als Open-Source-Projekt weiterführen und nach Möglichkeit auch als Apache-Projekt etablieren.




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