Small Talk: Wie man sich zum Erfolg plaudert

Die lockere, ungezwungene Konversation hilft beim beruflichen Aufstieg.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/02

     

Kennen Sie das? Krampfhaftes Klammern am Weinglas, verzweifeltes Suchen nach einem Gesprächsthema, dazwischen ein verlegenes "Ähem" nach dem andern. Und ein neidischer Blick auf den Arbeitskollegen, der mühelos innerhalb einer halbe Minute einen Unbekannten in ein lockeres Gespräch verwickelt.



Oder eine andere Situation: Sie treffen Ihren obersten Boss im Lift oder vor dem Eingang und kriegen ausser einem gequälten "Guten Morgen" keinen Mucks heraus. Schade, denn selbst ein kurzes Gespräch mit scheinbar belanglosem Inhalt kann Ihrer Karriere entscheidenden Auftrieb geben.




Ob bei Verhandlungen oder auf Messen, bei Terminen mit dem Kunden oder bei Meetings mit Geschäftspartnern - wem es gelingt, auf angenehme ungezwungene Weise Kontakte herzustellen, eine gute Atmosphäre zu schaffen und sich seinem Gegenüber sympathisch und souverän zu präsentieren, der hat schon halb gewonnen.



An erster Stelle steht nicht der Austausch von Informationen und harten Fakten, sondern der soziale Aspekt von Kommunikation. Small Talk ist für die Karriere fundamental. Ob Seminar, Business-Lunch oder am Rande einer Produktpräsentation: Nur wer von sich aus kommuniziert, wird auch wahr genommen - von Geschäftspartnern wie von den eigenen Vorgesetzten.


Man nennt sie Eisbrecher

Allein die Darbietung einer perfekten Produktleistung reicht heute nicht mehr aus, um den Kunden zu überzeugen und zu gewinnen. In hohem Masse ist emotionale Intelligenz gefragt. Dazu gehört auch der einfühlsame Umgang mit Sprache. Hierbei handelt es sich nicht um eine Kunst, die nur einigen wenigen Auserwählten in die Wiege gelegt wurde, sondern um eine Kunstfertigkeit, die bestimmten Regeln und Gesetzmässigkeiten folgt und erlernbar und damit individuell einsetzbar ist. Die kleinen unverbindlichen Alltagsgespräche dienen der Kontaktphase. Nicht umsonst werden sie von den Amerikanern auch "Icebreaker" genannt. Dabei spielen vor allem folgende Aspekte eine Rolle: der mögliche Gesprächsstoff, der geschickte Umgang mit Fragetechniken, Takt und Höflichkeit bis hin zur Körpersprache.



Die leichte Kommunikation ist eine hohe Kunst und ein wichtiger Erfolgsschlüssel zugleich. Sei es, um eine Gesprächsatmosphäre für Geschäfte zu schaffen, oder um mit potentiellen Partnern erste Kontakte zu knüpfen: Mit dem richtigen Geplauder kann man leicht das sprichwörtliche Eis unter Fremden brechen und eine positive Basis schaffen. Wählt man jedoch die falschen Worte, ist diese auch genauso schnell dahin.





Themen, über die es sich leicht plaudert

"Die grosse Kunst ist es, wahrzunehmen, was die andere Person interessiert, dabei aber nicht zum Selbstdarsteller zu werden. Das ist abstossend wie schlechter Geruch", ist Renate Schlatter, Kommunikations-Trainerin von Dialogis.ch überzeugt. Die sachliche Diskussion eines Themas selbst spielt beim Small Talk nicht die Hauptrolle. Es geht um die Beziehungsebene. Und die ist im Zeitalter der Dienstleistungen wichtiger denn je: Wer gute Beziehungen aufbauen und pflegen kann, bekommt interessante Jobs, kann sich entwickeln, kann aufsteigen.



In ihren Trainings für Umgangsformen, Rhetorik und Führung mit sozialer Kompetenz rät die Fachfrau zu folgenden Small-Talk-Aufhängern: Gesprächsthemen rund um den Beruf, den Wohnort, um Partnerschaft und Familie (oder das Single-Leben), Hobbys, Haustiere und Reisen. Was genau passt, hängt vom Kontext ab. Damit aus einem netten Gespräch aber keine Peinlichkeit wird, komme es bei allen Themen darauf an, keine privaten Details abzufragen: die genaue Höhe des Einkommens des Gegenübers zum Beispiel.




Gut eignet sich auch die unmittelbare Umgebung - je nach Szenerie: das Gemälde an der Wand, der Messestand, das Buffet. Noch besser ist ein gemeinsames Steckenpferd oder das Wetter, das sich immer als Einstieg in ein anderes Thema anbietet.




Fettnäpfchen und Tabus

Auch beim Small Talk gilt es, bestimmte Regeln zu beachten und Fettnäpfchen zu umgehen. Für Führungskräfte ist diplomatisches Geschick entscheidend: Dazu gehört auch Small Talk. "Führungskräfte müssen sich in den unterschiedlichsten Situationen sicher auf dem glatten Parkett des Small Talks bewegen", sagt Schlatter. Denn es wird von ihnen erwartet, dass sie in jedem Umfeld die richtigen Worte finden. Themen bieten sich viele an, aber nicht alle sind im beruflichen Umfeld empfehlenswert. "Mit Vorsicht zu behandeln sind Themen wie Politik, Religion, Geld und blutige Krankheitsgeschichten", zählt Schlatter auf. Der Inhalt des Gesprächs soll positive Stimmung verbreiten.



Wie in anderen Gesprächen gilt auch beim Small Talk: Es sollte zumindest ein Dialog sein. Auch wenn die Themen vielfach trivial sind: Wichtig ist, dass man sich im gewählten Gebiet einigermassen auskennt. Wie in anderen Gesprächen sollte auch Small Talk durch ein abwechslungsreiches Hin und Her zwischen den Gesprächspartnern bestimmt sein. Wer es schafft, über längere Zeit Monologe zu halten, steht am Ende meist alleine da.





So machen Sie es richtig

Die Kunst des belanglosen Gesprächs hat es in sich. Wer nicht aufpasst, tritt schnell ins Fettnäpfchen. Hier einige Tips, wie Sie die schlimmsten Fehlern vermeiden:




• Reden Sie auf keinen Fall über Politik. Sie könnten sich schnell alle Sympathien verscherzen. Ihr Gegenüber könnte einer anderen politischen Richtung anhängen.




• Auch Religion sollte tabu sein, genauso wie Geld und kontrovers diskutierte Themen des aktuellen Zeitgeschehens. Warten Sie mit solchen Themen, bis Sie Ihr Gegenüber besser kennen.




• Sprechen Sie lieber über etwas belangloses, das eine positive Grundstimmung erzeugt. Zum Beispiel über gute Restaurants oder Urlaubsziele. Auch kulturelle Themen sind gut geeignet.




• Machen Sie Komplimente. Jeder hört gern etwas Nettes über sich. Allerdings muss das Kompliment ehrlich gemeint sein, sonst ist der Gesprächspartner verstimmt.




• Wenn Sie neue Menschen kennen lernen, achten Sie auf eine ausreichende Distanz. Viele fühlen sich bedrängt, wenn man sofort auf Tuchfühlung geht.




• Stellen Sie offene Fragen, anstatt solcher, die man mit Ja oder Nein beantworten kann. Der Gesprächspartner kann so viele Infos preisgeben, wie er möchte. Die Antwort bietet Stoff für eine Fortsetzung des Gesprächs.




• Stellen Sie Fragen und lassen Sie sich Dinge und Erlebnisse erzählen statt selbst zu argumentieren oder gar Überzeugungsreden zu halten. Wer andere reden lässt und aufmerksam zuhört, ist beliebter als Dauerredner.




• Vermeiden Sie jedoch, Ihr Gegenüber mit Informationsfragen - womöglich noch nach intimen Details - zu überhäufen. Ein solches Verhör wird sehr schnell lästig. Fragen Sie lieber nach Meinungen als nach Fakten aus dem persönlichen Lebenslauf.



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