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VoIP: 2 Fallbeispiele

Welche Vorteile die IP-Telefonie auch immer bietet – im Vordergrund steht das Sparpotential beim Standortwechsel.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/03

     

Den Umzug in zwei neu erstellte Hochhäuser nimmt Sunrise zum Anlass, auf IP-Telefonie zu wechseln. Mindestens fünf andere Sunrise-Standorte in der Schweiz werden wegfallen, die zweitausend Arbeitsplätze kommen im Neubau zusammen. Die gesamte Installation umfasst rund 2800 Ports. Mit der Planung und Realisation wurde die Firma Vodanet aus Glattbrugg beauftragt.




Aus Gründen des Investitionsschutzes hat man sich für Produkte von Nortel entschieden, denn bereits seit 1996 hat Sunrise klassische PBX-Anlagen von Nortel im Einsatz. Diese müssen nun auf den neuesten Software-Stand gebracht und in eine IP-Lösung migriert werden. Die Entscheidung, ob es ein oder zwei Datennetze geben wird, wird erst im April gefällt. "Tendenziell wird es eher ein gemeinsames Datennetz geben, vor allem bei Arbeitsplätzen, wo nicht die absolute Sicherheit gefordert ist", verrät uns Roger Peter, Geschäftsleiter von Vodanet, aber jetzt schon. Das heisst, dass vor allem Arbeitsplätze im Backoffice auf VoIP aufgerüstet werden.


Investitionsschutz im Vordergrund

Aber hier stehen nicht etwa die technologischen Möglichkeiten, die die IP-Telefonie bietet, im Vordergrund, sondern vielmehr das Sparpotential, das man bei Standortwechseln einzelner Arbeitsplätze sieht. "Aber auch Prestige ist ein Argument", sagt Peter.



Ein weiterer Grund, die bestehenden Anlagen von Nortel weiter auszubauen, sind die neuen IP-Endgeräte, die bis auf die Farbe praktisch identisch sind mit den alten Geräten. "Das erleichtert dem Anwender den Umgang", so Peter.




Das absolute Herzstück bei einem grossen Carrier ist das Callcenter. Die Umgebung umfasst ein paar hundert Agents. Hier fährt man weiter auf der herkömmlichen PBX-Technik. Einerseits wegen der Sicherheit und Zuverlässigkeit, andererseits auch, weil man auf IP nicht alle Schnittstellen habe, die Sunrise fordert. Ein weiterer Grund sind aber auch die hohen Investitionen, die in der Vergangenheit getätigt wurden. Auch hier ist Investitionsschutz das grosse Argument.




Experimente verboten

Das ganze Projekt wird in weniger als einem Jahr durchgezogen. Im Oktober letzten Jahres wurde mit der Planung begonnen, und im Sommer 2003 beginnt man voraussichtlich mit der Installation. Dann werden ungefähr 20 Mitarbeiter permanent vor Ort sein.



Zeit für ausführliche Tests gibt es nicht. "So ein Gebäude wird nicht auf einmal bezogen, sondern etappenweise, und so arbeiten wir", sagt Peter und fährt fort: "Wir müssen die Anlagen an anderen Orten abbauen, über Nacht aufrüsten und sofort einsetzen." Für Experimente bleibt also kein Platz. Mit ein Grund, weshalb man auf eine Technologie setzt, die man bereits kennt. Probleme gab es bisher zumindest Hardware-seitig keine. Vereinzelt traten Softwarestörungen auf, die hauptsächlich auf falsch verstandene Schnittstellen zurückzuführen waren. Aber dies sei nichts Aussergewöhnliches.




Über das Umsatzvolumen des Auftrages kann Peter keine genauen Angaben machen, da die Folgekosten erst in der Berechnung sind. Der Preis für einen Port dürfte aber inklusive Planung und Installation bei ca. 2000 Franken liegen.




VoIP auf Miete

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis liefert die Firma B.Com, ein Beratungsunternehmen im Bereich Service-Provider, das im Zürcher Media Campus eingemietet ist. Media Campus ist eine von T-Systems in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich, der Intershop Holding und Cisco Systems ins Leben gerufene Plattform für Unternehmen im Multimedia-Business. Der Vermieter und seine Partner liefern den Mietern die Basisinfrastruktur für eine moderne Kommunikation.



Von dieser Infrastruktur, insbesondere von der IP-Telefonie profitiert auch B.Com. "Als wir als einer der ersten Mieter im Media Campus einzogen, waren wir im Wachstum und brauchten deshalb etwas Flexibles mit tiefen Betriebskosten", erzählt Reto Faes, B.Coms Projektleiter während der Einführung der IP-Telefonie.




Statt eine eigene Infrastruktur zu kaufen, bezog die Firma die Telefonie als Service mit 25 IP-Telefonen für je 25 Franken pro Monat. Das Netzwerk und die Services werden von T-Systems zur Verfügung gestellt. Die Erfahrungen, die B.Com gemacht hat, sind durchaus positiv, obwohl man die Technologie ausschliesslich zum Telefonieren braucht. "Anfänglich dachten wir, wir könnten Unified Messaging einsetzen, merkten aber schnell, dass wir dafür überhaupt kein Bedürfnis haben", sagt Faes.



Die innovativen Features, welche die IP-Telefonie bietet, scheinen in Schweizer Büros allgemein keinen Anklang zu finden. Und trotzdem überzeugt die Technologie. "Der grosse Vorteil für uns ist, dass das Ganze von unserem Service Provider zentral und remote administriert wird", schwärmt Faes und erklärt weiter: "Dadurch sind Mutationen in fünf Minuten erledigt, und wir brauchen keinen Spezialisten für die Telefonie."



Ausser, dass ein Telefonbuch auf dem Display erscheine, seien überhaupt keine Unterschiede zur herkömmlichen Telefonie auszumachen. Und Qualitätsunterschiede kennt man bei B.Com auch nicht.



Einziger Wermutstropfen ist die kleine Auswahl an Telefongeräten. "Wir hätten gerne Funktelefone, aber da gibt es nach wie vor nichts Vernünftiges", kommentiert Faes abschliessend.



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