Die Nutzung von Social Networks hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wie der Erfolg von Organisationen wie Xing belegt. Ursprünglich unter der Bezeichnung Open Business Club gegründet sind hier ein paar Millionen Teilnehmer vernetzt. Die Teilnahme ist eine rein private Entscheidung, doch sind die Unternehmen, denen die Xing-Nettzwerker angehören, mittelbar betroffen. Wer die Profile von Mitgliedern aufsucht und sich zudem durch die Diskussionsgruppen liest, findet erstaunlich viel Informationen. Nicht immer freut es den Arbeitgeber, was dort eher blauäugig als bewusst preisgegeben wird. Kein Wunder also, wenn beispielsweise Softwarehäuser, die sich mit der Entwicklung sensitiver Software befassen, ihren Mitarbeitern derartige Mitgliedschaften schlicht untersagen.
Irrelevante Informationen statt Know-how-Transfer
Ohnehin sind diese Werkzeuge, so leistungsfähig sie sein mögen, nur ein schwacher Ersatz für den spontanen, ungeplanten Austausch von unstrukturierten Informationen in der realen Welt. Ist die Kaffeeküche also die wahre Zentrale für den Know-how-Transfer im Unternehmen? Nein, das kann sie in der Realität nicht leisten. Zu gering und zu zufällig sind die Kontaktmöglichkeiten. Es stellt sich also die Frage, wie man das Prinzip des zufälligen Gedankenaustausches verallgemeinern kann. Es geht um nichts weniger als die Vernetzung von Wissensinseln.
Erfahrene CIOs haben hier sofort die Assoziation mit den berüchtigten Insellösungen, mit denen Fachabteilungen sich von der Unternehmens-IT unabhängig machen wollten. Es hat einige Zeit gedauert und viel Überzeugungsarbeit erfordert, bis die IT-Abteilungen die Situation wieder unter Kontrolle hatten. Mit dem Aufbau von Wissensinseln, also nicht vernetztem Experten-Know-how, ist eine ähnliche Situation eingetreten. Allerdings ist sie für ein Unternehmen weit weniger durchschaubar. Wissen ist eine höchst individuelle Angelegenheit, und ob es mitgeteilt wird, bleibt der Entscheidung des Know-how-Trägers überlassen.
Das stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, wie Berlecon Research ermittelt hat. Die meisten Unternehmen sind sich darüber im Klaren, dass die Anforderungen an eine effiziente Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Gleichzeitig aber ist die IT nicht ausreichend in der Lage, diese Anforderungen zu erfüllen. Stattdessen kämpfen Mitarbeiter mit irrelevanten Informationen, die mit der massenhaften Nutzung von E-Mails einhergehen oder können die Relevanz der vielfältig verfügbaren Informationen im Inter- oder Intranet nur schwer beurteilen.
Es müssen also Werkzeuge her, die es Unternehmen ermöglichen, effizienter mit Informationen umzugehen, kollaborative Prozesse besser zu unterstützen und dabei interne und externe Partner flexibler einzubinden, schlussfolgert Berlecon Research. Können Web-2.0-Anwendungen die Zusammenarbeit, das Wissensmanagement und die Informationsverteilung effizienter gestalten? Die Antwort wäre ja, wenn denn aus den Unternehmen bereits Unternehmen 2.0 geworden wären. In der Realität fehlt es aber noch an unternehmensübergreifenden Lösungen, weshalb es mit der Umsetzung von Web-2.0-Technologien nur zäh voran geht.
Ein Indiz dafür mag auch das Ergebnis einer Untersuchung über Trends am Arbeitsplatz von Forrester Research sein. Die Forscher untersuchten die Frage, ob Unternehmen auf die jetzt massiv in die Arbeitswelt eintretenden, nach 1980 geborenen Mitarbeiter vorbereitet sind. Diese Generation ist die erste, die sich von Kindesbeinen an mit den modernen Informations- und Kommunikationstechnologien vertraut machen konnte und diese Erfahrungen ins Berufsleben mitbringt.
Diese Generation ist es gewohnt, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu bekommen und schnell zu verarbeiten, wobei ‚Multitasking‘, also die parallele Arbeit an unterschiedlichen Aufgaben, für sie kein Problem darstellt. Sie ist flexibel in ihrer Vorgehensweise, schätzt ein gemeinschaftliches Arbeitsumfeld, fordert den sofortigen Zugang zu Informationen und arbeitet am liebsten in nicht-hierarchischen Arbeitsgruppen unter Gleichrangigen.
Keine geeignete Infrastruktur für gemeinschaftliches Arbeiten
Die Untersuchung zeigt, dass Schweizer Unternehmen noch einen langen Weg vor sich haben, um den unterschiedlichen Arbeitsweisen der mit Internet, PC und Mobiltelefon aufgewachsenen Generation von Mitarbeitern zu entsprechen. Vor allem mangelt es an Werkzeugen, um gemeinschaftlich zu arbeiten, und an einer geeigneten Infrastruktur.
Dennoch glaubt die überwältigende Mehrheit der von Forrester Research im Auftrag von Xerox befragten Geschäftsführer und leitenden Angestellten alles getan zu haben, um die diese Generation von Mitarbeitenden in ihrer Arbeitsweise zu unterstützen. Doch tatsächlich haben nur wenige Unternehmen eine entsprechende Kultur der Zusammenarbeit realisiert. In wesentlichen Geschäftsfeldern, zu denen auch der Kontakt mit Kunden, Zulieferern und anderen Partnern gehört, vernachlässigen Schweizer Unternehmen die nötigen Veränderungen. Als Konsequenz werden sie neue Formen der Zusammenarbeit sowie des Wissens- und Informationsaustauschs umsetzen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.
Enterprise-RSS
RSS-Feeds (RSS: RDF Site Summary) eignen sich in der Firmen-IT für mehr als nur Blogs und Wikis. Die Fähigkeit von RSS, Anhänge («Enclosures») zu transportieren, eröffnen dem XML-Format stets neue Anwendungsmöglichkeiten, etwa zum Verteilen von Audiodateien (Podcasts) oder Videos. Enclosures sind nicht Teil des Feeds, sondern lediglich Metadaten wie Format, Länge sowie URLs, wo die Dateien abzuholen sind. RSS-Kanäle lassen sich mit Zugriffsrechten versehen, die der Administrator zentral festlegt.
IT-Abteilungen sollten sich über zentrale Lösungen Gedanken machen, bevor die Mitarbeiter die Vorteile von RSS entdecken und auf vielen PCs selbständig Reader installieren. Ein solcher Wildwuchs von RSS-Clients im Unternehmen birgt einige Gefahren. Nicht jeder Client erfüllt die wichtigsten Sicherheitsanforderungen, denn auch RSS-Feeds können Javascript-Code transportieren oder ganze Anhänge herunterladen, die nicht immer automatisch von Virenscannern überprüft werden.