Kaum eine Landschaft ist so zerklüftet wie diejenige der Informatik. In kaum einer Berufsgattung besteht ein so grosser Differenzierungsbedarf wie in der Informatik. Jeder und jede ist etwas Spezielles. Sie sind zwar alle irgendwie Informatiker, aber es gibt nicht wirklich ein klares Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Unix Entwickler rümpft die Nase über den Windows MCP, die Serverleute haben mit den Client-Betreuern nichts am Hut, die Akademiker haben Mühe mit den Berufsleuten und Quereinsteigern und umgekehrt noch mehr.
Wie soll also dieser Berufstand als Ganzes wahrgenommen werden? Wie sich innerhalb des Berufstandes ein Berufsstolz entwickeln soll? Auch bei Schreinern und Metzgern gibt es deutliche Unterschiede in Ausbildung und Einsatz. Und trotzdem werden diese Berufsstände als Ganzes wahrgenommen. Wieso schaffen wir das nicht?
Leider sieht es in der Verbandslandschaft kein bisschen besser aus. Jede Sparte und Ausrichtung hat ihren eigenen Verband. Selbst grundsätzlich Gleichgesinnte bilden separate Vereine und Gruppierungen. Und im Dachverband sind sie auch nicht alle vertreten. Und wenn schon, dann oft nur sehr distanziert. Deshalb ist es wichtig, dass der Dachverband noch mehr Identität stiftet.
Ich finde das Jahr der Informatik eine tolle Sache. Wir sollten aber nicht nur versuchen, die Informatik dem Publikum nahe zu bringen, wir sollten das Jahr auch nutzen, unsere eigene Identität zu suchen, zu finden und zu verinnerlichen. Uns in Achtung der Differenzen als Informatiker fühlen und zeigen. Dann schaffen wir es vielleicht auch, die Informatik als das darzustellen was sie ist: ein Berufsstand, der einen erheblichen Beitrag leistet, damit Unternehmen erfolgreich sein können. Dann werden wir vielleicht als das wahrgenommen was wir sind: ein zu Recht stolzer «major contributor» und nicht ein tolerierter «major cost factor».
Bruno P. Baumberger, Vizepräsident SwissICT