Sichere E-Mails ohne Aufwand
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/01
Einen Brief zu bearbeiten und zu versenden kostet weit mehr als nur das Porto: im Schnitt rund zehn Euro, wenn man der Untersuchung eines grossen deutschen Finanzunternehmens glauben darf. Dennoch kommen noch immer zahlreiche Unternehmen ihrer Informationspflicht auf dem Postweg nach. Der Grund: Die Vertraulichkeit der Daten von Bescheiden und Rechnungen muss sichergestellt sein. Um dies auch beim elektronischen Versand zu gewährleisten, ist die sichere Verschlüsselung der Nachrichten erforderlich.
In den USA gibt es bereits eine Vielzahl von Vorschriften, die für verschiedene Branchen eine Verschlüsselung des E-Mail-Verkehrs vorschreiben. Der Data Protection Act, ISO 17799 oder Sarbanes-Oxley drohen teilweise mit rechtlichen Folgen, wenn sich ein Unternehmen nicht an die Verschlüsselungsvorgabe hält. Auch in der Schweiz gibt es verschiedene Gesetze mit wesentlichem Bezug zur Datensicherheit. Trotzdem versenden Unternehmen selbst sensible Inhalte doch eher in Klartextnachrichten. Zwar sind schon lange unterschiedliche, mehr oder weniger günstige Verschlüsselungslösungen auf dem Markt. Doch die meisten haben einen entscheidenden Nachteil: Sie sind kompliziert in der Anwendung und in der Einrichtung.
Für einen sicheren E-Mail-Verkehr haben sich drei Verschlüsselungsstandards durchgesetzt: Pretty Good Privacy (PGP), GNU Privacy Guard (GnuPG) und S/MIME. Mit 60 Prozent aller Clients ist PGP das am weitesten verbreitete Protokoll zur E-Mail-Verschlüsselung. GnuPG ist ein freies Verschlüsselungsprogramm und deutlich an PGP angelehnt. S/MIME wird beispielsweise von Lotus Notes und Outlook verwendet. Der Standard bietet Dienste wie Online Certificate Status Protocol (OCSP), mit dem die Gültigkeit von Zertifikaten online abgefragt werden kann. Da selbst die relativ einfache PGP-Verschlüsselung ein gewisses Mass an IT-Know-how voraussetzt, ist es sinnvoll, diese über einen Gateway zu betreiben.
Weniger Aufwand versprechen neue Verschlüsselungsansätze, bei denen die Ver- und Entschlüsselung direkt am Mail-Gateway erfolgt. Der Gateway agiert in diesem Fall selbst als Verwaltungsinstanz der Zertifikate. Interessant ist dieses Vorgehen vor allem dadurch, dass weder die Groupware-Infrastruktur des Absenders noch diejenige des Empfängers Modifikationen oder Schlüsselverwaltungen benötigen. Der Ansatz hat darüber hinaus den Vorteil, dass Nachrichten unverschlüsselt auf Spam und Viren untersucht werden können. Denn üblicherweise entziehen sich verschlüsselte Nachrichten diesen Prüfungen.
Ist die Lösung Java-basiert, benötigt der Absender zudem keine Signaturen oder öffentliche Schlüssel und der Empfänger muss keinerlei Software installieren. Denn die gesamte Information zum Ver- und Entpacken steckt im Gateway und im Java-Applet. Daher eignet sich dieser Ansatz nicht nur für die 1:1-Kommunikation, sondern auch besonders gut für die kostenoptimierte Massenanwendung.
Besonders effektiv sind Verschlüsselungslösungen, bei denen die Sicherheitsstufe der Nachricht nicht allein von der gewählten Versandoption des Absenders abhängt. Mit zusätzlichen automatischen Kontrollen lässt sich etwa vermeiden, dass vertrauliche Informationen versehentlich als Klartext versendet werden.
Die Nachrichten lassen sich auf verschiedenen Wegen verschlüsseln: So können User über zentral definierte Regeln festlegen, dass Nachrichten an eine bestimmte Domain oder an einen bestimmten Empfänger immer automatisch verschlüsselt werden müssen. Auch ein Befehl des internen Absenders kann bewirken, dass eine bestimmte E-Mail verschlüsselt verschickt wird. In der Praxis sieht dies so aus: Der Benutzer verfasst mit Hilfe seiner E-Mail-Software eine Nachricht und wählt als Option aus, dass diese Nachricht verschlüsselt zu versenden ist. Nun wird vom Mail-Client im E-Mail-Header ein entsprechender Eintrag hinzugefügt. Die Software im Gateway reagiert auf diesen Hinweis und verschlüsselt die ausgehende Nachricht.
Der Versand von Rechnungen und Bescheiden per Post verursacht nicht nur – wie eingangs erwähnt – immense Portokosten. Weitere Kosten entstehen für Workflow-Durchlaufzeiten, die auf elektronischem Wege auf wenige Sekunden reduziert werden können.
Wie positiv sich der Einsatz einer Gateway-basierten Mail-Verschlüsselungslösung auswirken kann, zeigt ein Beispiel des amerikanischen Rentenversicherers Charles Schwab SchwabPlan. Nach einer Analyse der Gartner Group sparte das Unternehmen durch den Einsatz einer Verschlüsselungslösung pro Quartal 35’000 Dollar. Und das, obwohl im ersten Jahr nur etwas über zehn Prozent der Kunden das Angebot annahmen, vom bisherigen Postweg auf eine vierteljährliche E-Mail-Zustellung ihrer Abrechnungen umzustellen.
Alt gegen neu
Reiner Baumann ist Regional Director für Zentral- und Osteuropa bei IronPort
(rbaumann@ironport.com)