Seltene Spezies: WiFi-Phones

WiFi-Phones gibt es nicht viele. Unterschiede zwischen den verschiedenen Produkten sucht man beinahe vergebens.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/21

     

Es ist eine erstaunliche Tatsache, dass WiFi-Phones den grossen Durchbruch irgendwie nie ganz geschafft haben. Während kostenfrei verfügbare und grossflächig angelegte Hot-Spots zurzeit wie Pilze aus dem Boden schiessen, scheint die IP-Telefonie im Mobilsektor bislang eine eher nachgestellte Rolle zu spielen.


So bilden die hier vorgestellten Modelle denn auch eine beinahe komplette Marktübersicht. Einige andere Modelle, beispielsweise von Zyxel, wurden bereits wieder aus dem Sortiment genommen, andere, wie beispielsweise die Edgecore-Geräte, unterscheiden sich bloss darin, dass auf das gleiche Modell ein anderes Protokoll implementiert wurde.



Was die technischen Spezifikationen der Telefone betrifft, so sind sich alle ziemlich ähnlich. Die Geräte bedienen sich der WEP-, WPA- und WPA2-Verschlüsselungsstandards, und acht von neun Telefonen übertragen ihre Daten mit bis zu 54 Mbit/s. Die Frequenzen liegen allesamt im Bereich von 2,4 bis 2,5 Gigahertz, und auch bei den verwendeten Voice-Codecs gibt es mehr Übereinstimmungen als Differenzen. Einzig bei den Akkulaufzeiten und beim Gewicht lassen sich markante Unterschiede feststellen.


So hält die schwächste Batterie im Skype-Phone WM4201 von Edgecore gerade einmal 30 Stunden im Standby-Modus. Besser schneidet da der kleine Bruder WM4101 ab. Das auf dem SIP-Standard basierende Gerät hat eine Standby-Zeit von knapp drei Tagen. Allerdings ist die Gesprächsdauer um gut eineinhalb Stunden verkürzt. Die Mehrzahl der Modelle verfügt über Standby-Zeiten von gegen 50 Stunden. Was die Akkulaufzeit während Gesprächen betrifft, so bewegen sich alle Geräte zwischen drei und viereinhalb Stunden.


Die leichtesten Geräte wiegen 100 Gramm und sind somit durchaus als mobil zu sehen. Es ist allerdings fraglich, ob ein knapp 300 Gramm schweres Gerät, wie das WSP100 von SMC, sich noch dazu eignet, in der Hosentasche herumgetragen zu werden.


SIP versus Skype

Die präsentierten WiFi-Phones lassen sich ihren verwendeten Voice-Protokollen nach in zwei Gruppen unterteilen. Die knappe Mehrheit bedient sich dem offenen Standard Session Initiation Protocol (SIP). Dadurch, dass es sich bei SIP um einen nicht proprietären und offenen Standard handelt, ist er mittlerweile sehr weit verbreitet. Die Folge davon ist eine höhere Sicherheit, da die SIP-Server der verschiedenen Anbieter über den ganzen Erdglobus verteilt sind. Ein Angriff auf einen Server betrifft somit nur den jeweiligen Anbieter und nicht die ganze via SIP übermittelte IP-Telefonie.


Im Gegensatz dazu bedienen sich vier der Modelle der Software Skype, welche über ein eigenes, nicht offenes und demnach proprie­täres Protokoll eine Peer-to-Peer-Verbindung aufbaut. Somit ist die Skype-Software mit anderen VoiP-Anbietern, welche sich das SIP- oder das H.323-Protokoll zunutze machen, nicht kompatibel. Obwohl die Sprachqualität via Skype dadurch mittlerweile sehr hoch ist, hat dies auch Nachteile, wie beispielsweise die potentielle Ausfall-Gefahr.



Denn gerade weil Skype über ein nicht öffentliches Protokoll läuft und somit nicht auf mehrere Standorte verteilt ist, betrifft ein Ausfall jeweils die gesamte Skype-vermittelte-Telefonie. So geschehen im Sommer dieses Jahres, als eine Überlastung der Skype-Server, ausgelöst durch die vielen Resets nach einem Microsoft-Update, das gesamte Netzwerk während knapp 24 Stunden lahmlegte.


Preisvergleich schwierig

Nicht alle der präsentierten Geräte sind hierzulande im Direktverkauf zu kriegen, sondern müssen teilweise via Internet bestellt werden. Dies macht einen Preisvergleich natürlich schwierig. Und zwar einerseits dadurch, dass unzählige Anbieter und Reseller die Geräte mittlerweile zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises verkaufen.

Aus diesem Grunde sind hier die Preise zur Zeit der Markteinführung aufgelistet. Die Ausnahme bildet Edgecore: Aufgrund fehlender Angaben wurden die günstigsten bei Schweizer Reseller gefundenen Preise angegeben. Andererseits wird der Preisvergleich dadurch erschwert, dass nicht sämtliche Geräte über einen offiziellen Schweizer Preis verfügen und beim Umrechnen daher ein bisschen mit den aktuellen Wechselkursen jongliert werden muss.


An dieser Stelle will erwähnt sein, dass die Listenpreise heute aber kaum mehr eine Rolle spielen. Mit einigem Stöbern im Internet stösst man auf teilweise sehr attraktive Angebote.



Dass die hier vorgestellten Modelle die einzigen Ihrer Art sind, dürfte vor allem mit der Tatsache zu tun haben, dass immer mehr Smartphones bereits von Haus aus WLAN-fähig sind und die reinen WiFi-Phones damit überflüssig geworden sind. Und mit der Lancierung des iPhone und der neuen Google-Plattform für Mobiltelefone dürfte sich daran auch in nächster Zeit nicht sonderlich viel ändern.




Neun WiFi-Telefone im Überblick




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