Geschäftsmässig unterwegs
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/21
Flexibilität und Mobilität lauten zwei grosse Schlagwörter unserer Zeit. Wer geht heute noch ohne Handy aus dem Haus? Niemand. Immer häufiger werden unterwegs auch geschäftliche Dinge erledigt. Mit einem «Businessphone», quasi einer Kombination aus Handy und PDA, ist man nicht nur überall erreichbar, man kann auch Mails abrufen (samt Anhängen), Dokumente erstellen, PDFs lesen, über WLAN surfen, Memos aufnehmen, Photos knipsen, Termine vereinbaren und vieles mehr.
Das kompakteste, leichteste und gleichzeitig auch günstigste Gerät dieses Vergleichstests stammt aus dem Hause Sony Ericsson. Das durchs Band solid verarbeitete P1i kommt zwar wie die beiden Konkurrenten mit einer QWERTZ-Tastatur, verfolgt dabei jedoch einen etwas anderen Ansatz (den man entweder liebt oder auch nicht). Anstatt dass jede Taste mit einem Buchstaben besetzt ist, teilen sich auf dem P1i zwei Buchstaben eine Art Kipptaste. Drückt man beispielsweise die «A/S»-Taste auf der rechten Seite, wird ein «A» getippt, drückt man sie auf der linken Seite, erscheint ein «S».
Das ist zum einen etwas gewöhnungsbedürftig, zum anderen geht’s halt schon recht eng zu auf der Tastatur. Ein Beispiel: Will man etwa ein Ausrufezeichen tippen, muss man zum einen die «ALT»-Taste und gleichzeitig die unmittelbar darüber liegende Taste (genau genommen nur die linke Hälfte der Taste, die rechte Hälfte hat ja eine andere Funktion) drücken, was für Knoten in den Fingern sorgt. Wenn das Gerät auf der Tischplatte liegt und man mit den Zeigefingern tippen kann, dann geht das Schreiben trotz der engen Tastatur unter anderem dank dem angenehmen Druckpunkt erstaunlich flott. Hält man das Smartphone jedoch in den Händen und schreibt mit den Daumen, wird’s teilweise ziemlich mühsam. Alternativ steht immerhin noch die Handschrifterkennung zur Verfügung, welche komfortabel von der Hand geht und beispielsweise diejenige des XPA 1615 schlägt.
Das Swisscom XPA 1615, ein Handy aus dem Hause HTC, operiert als einziges der drei getesteten Businessphones mit dem Windows Mobile Betriebssystem. Das ist insofern hilfreich, weil man sich als Windows-User nach dem Start ohne grosse Probleme durch die Menus navigiert. Bedient wird das XPA 1615 entweder per Touchscreen mit einem Stift oder mittels 5-Weg-Navigations-Steuerkreuz und zusätzlichen Buttons. Während die Verarbeitung des Handys durchaus gelungen ist und einen stabilen Eindruck hinterlässt, überzeugen das Steuerkreuz und der seitlich angebracht Jog-Dial nicht. Sie fühlen sich recht klapprig und «verwundbar» an. Im Test ist es aufgrund der mangelnden Verabeitung ab und zu vorgekommen, dass man sich deshalb verklickt hat. Die Bedienung funktioniert ansonsten recht flüssig. Interessant ist die Funktion, dass ein Kontextmenü auch durch ein längeres Drücken mit dem Stift aufgerufen werden kann. So wird Copy&Paste, beispielsweise bei Kalendereinträgen, zum Kinderspiel.
Slidet man das Display des XPA 1615 nach links, entdeckt man darunter eine komplette QWERTZ-Tastatur. Bereits beim Herausschieben wechselt das Display automatisch seine Ausrichtung vom Hoch- ins Querformat. Im Gegensatz zum P1i findet man auf dieser Tastatur ein bisschen mehr Platz für seine Finger, jedoch nicht ganz so viel wie beim E90 von Nokia. Jeder Buchstabe hat aber eine eigene Taste, die mit maximal zwei Funktionen belegt ist. Durch eine «Shift»- und «Function»-Taste gelangt man zum gewünschten Zeichen. Auch diese Art der Texteingabe ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, doch bereits nach kurzer Zeit liessen sich im Test Texte relativ schnell verfassen. Wem die «Hardware-Tastatur» zu umständlich ist, der kann sich auf dem Display wie beim P1i eine einblenden lassen und mit dem Stift tippen oder auf die Handschrifterkennung zurückgreifen. Im Test stellte sich jedoch heraus, dass mit der eingeblendeten Tastatur insbesondere unterwegs, zum Beispiel im Tram, das Treffen der richtigen Buchstaben eine Kunst sein kann.
Nokia war mit seinem Communicator 9000 noch vor der Jahrtausendwende Pionier im Bereich der Smartphones. Das E90 ist nun die fünfte Generation der Communicator-Plattform, und am Prinzip hat sich wenig geändert. Noch immer besitzt das Gerät ein Aussen- und ein Innendisplay, ist aufklappbar und verbirgt im Innern eine komplette QWERTZ-Tastatur. Und auch wenn das E90 kleiner und kompakter ist als seine Vorgänger, ist es das grösste Gerät in diesem Vergleichstet – ein «Knochen», wie man früher gesagt hätte.
Das Nokia-Gerät unterscheidet sich in einem Punkt wesentlich von seinen Konkurrenten: Es besitzt nämlich keinen Touchscreen. So erwischt man sich nach dem Test von zwei Touchscreen-Handys immer wieder fingernd auf dem Nokia-Display, wobei man sich fragt, warum eigentlich auf ein berührungsempfindliches Display – schliesslich eine angenehme Form des Navigierens – verzichtet wurde. Jedoch muss man anmerken, dass die Navigation auch ohne Touchscreen komfortabel ist. Dabei helfen zum einen eine Menü-Taste, mit der man immer wieder ins Hauptmenü kommt, zum anderen mehrere Quickstart- oder Reiter-Tasten oben an der QWERTZ-Tastatur, welche Direktzugriff auf die wichtigsten Funktionen (Arbeitsplatz, Kontakte, Mitteilungen, Internet etc.) bieten. Ebenfalls löblich zu erwähnen ist die Geschwindigkeit, mit der man navigieren kann und mit der auch Programme gestartet werden.
Eines gleich vorweg: Alle drei getesteten Handys erfüllen die Ansprüche eines Business-Mobiltelefons zur Zufriedenheit. So dürften bei der Wahl für eines des Geräte wohl persönliche Präferenzen am stärksten zum Tragen kommen. Wer‘s kompakt mag und sich mit dem Tastatur-Konzept anfreunden kann, dürfte mit dem P1i glücklich werden. Wem hingegen die Grösse keine Rolle spielt und wer zudem riesige Displays mag, dem sagt wohl das Nokia-Gerät am meisten zu. Und wer gerne in gewohnter Umgebung arbeitet, wird sein Geld wahrscheinlich ins XPA 1615 mit seinem Windows-OS investieren. Dieses Gerät hat denn auch das Prädikat «Testsieger» erhalten –
nicht weil es die anderen Geräte aussticht, sondern vielmehr, weil das XPA wohl das ausgewogenste aller drei Geräte und ein guter Kompromiss zwischen Grösse, Funktionalität und angenehmer und flinker Bedienung ist.