Swisscom IT Services: Dumping und kein Ende
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/20
Ab 2005 übernimmt Swisscom IT Services die Desktop-Arbeiten für 30'000 Arbeitsplätze der Credit Suisse. Für den Service-Vertrag, der in den letzten Jahren von der von Bechtle übernommenen Also Comsyt ausgeführt wurde, wurden im Rahmen der Sparbemühungen der Bank im IT-Bereich neue Offerten eingeholt.
Wie unsere Schwesterzeitschrift «IT Reseller» erfahren hat, haben neben Bechtle und Swisscom IT Services auch HP und zwei kleinere Schweizer Dienstleister mit offeriert. Dabei haben HP und Swisscom IT Services massiv preiswertere Angebote gemacht. Gemäss den Recherchen von «IT Reseller» gelang es der Credit Suisse, die Jahreskosten im vorliegenden Fall von 30 auf 20 Millionen Franken zu senken. Zur Differenz von 10 Millionen Franken hätten «Aufräumarbeiten» bei der Credit Suisse und die massiv tiefere Offerte von Swisscom IT Services beigetragen.
Swisscom IT Services ist bereits vor einem Jahr in die Schlagzeilen geraten, als die Firma eine Offerte für einen Auftrag des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements in der Schlussrunde von 56 auf 38 Millionen Franken reduzierte. Vor einigen Monaten setzte sich die Swisscom-Tochter gegen T-Systems bei der Vergabe des Tamedia-Outsourcing-Deals durch das «insgesamt bessere Angebot» durch.
Und auch der soeben erhaltene Bundesauftrag für die elektronische Vergabeplattform Simap2 wirft Fragen auf. Für das Projekt hatten sich IBM, Siemens, T-Systems und Swisscom IT Services interessiert. Gemäss einer Mitteilung im Schweizerischen Handelsamtsblatt von Ende September hat Swisscom IT Services den Zuschlag für die «beste Erfüllung der gestellten Anforderungen gemäss Ausschreibungsunterlagen» erhalten.
Wie beim Credit-Suisse-Deal will auch hier die Swisscom den Vorwurf, man betreibe Preisdumping auf Kosten der Steuerzahler und Swisscom-Abonnenten, nicht gelten lassen. «Unsere Leute verfügen über Erfahrung in diesem Bereich. Hinzu kommt auch, dass wir bei Lieferanten sehr günstig einkaufen konnten», erklärt Swisscom-Sprecher Josef Huber.