Schweizer Entwickler verdienen gut

Im Vergleich mit seinen Kollegen in Deutschland und Österreich verdient ein Software-Entwickler hierzulande mehr - dafür fällt der Bonus tiefer aus.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/15

     

In der Schweiz gibt es ein hohes Potential für hochqualifizierte Software-Entwickler. Zeichen dafür setzten unter anderem Microsoft und Google mit ihren erst kürzlich eröffneten Entwicklungszentren in Zürich. Ein Blick auf die Vergütungsdaten von Software-Entwicklern in der Schweiz im Vergleich mit den deutschsprachigen Nachbarländern zeigt, dass das Einkommensniveau hierzulande über dem in Österreich und Deutschland liegt. Dies gilt sowohl für die betrachteten Karrierestufen, vom Einsteiger bis ins Management, als auch für die Werte bei Grundgehalt und gesamtem Jahreseinkommen. Nur in Bezug auf den Bonus belegt die Schweiz nicht in jedem Fall den Spitzenplatz.


Der Bonus macht den Unterschied

Wie die von Towers Perrin ermittelten Daten zur Entlöhnung von Software-Entwicklern zeigen, ist es am lukrativsten, in der Schweiz angestellt zu sein. Dies gilt zumindest für den Grundlohn. Betrachtet man die leistungsbezogene Gehaltskomponente sieht dies anders aus, wobei es zwischen Software-Firmen und Unternehmen in anderen Bereichen der IT-Branche (Hardware-Firmen, System-Anbieter etc.) als Arbeitgeber zu unterscheiden gilt. Bei den Boni liegen die durchschnittlichen Schweizer Werte für Programmierer, angestellt in Software-Unternehmen, unter den relevanten Vergleichswerten in Österreich. Für Entwickler in Nicht-Software-Unternehmen liegen die Schweizer Werte unter jenen der Deutschen.


Den höchsten Bonus im aktuellen Vergleich beziehen österreichische Programmierer in Software-Firmen. Ihre Incentivierung hebt sich insbesondere auf dem Spezialisten- und Experten-Niveau deutlich von den Vergleichswerten in den anderen Ländern ab, allerdings ohne das dortige Gesamteinkommen auch nur annähernd zu erreichen. So kann ein österreichischer Experte, der in der Regel über mindestens acht Jahre Berufserfahrung verfügt, bei voller Zielerfüllung mit einem Bonus von rund 44 Prozent des Grundsalärs rechnen. Er verdient aber immer noch weniger als seine Kollegen in der Schweiz und in Deutschland mit vergleichbarer Erfahrung.



Experten in Nicht-Software-Unternehmen hingegen verfügen mit durchschnittlich 17 Prozent über einen nur halb so hohen Bonus, die variable Komponente liegt aber immer noch über dem Niveau desjenigen für Programmierexperten in den beiden anderen Ländern – auch hier ohne damit die absoluten Werte der Gesamtvergütung in der Schweiz und Deutschland zu erreichen.


Derzeit sind unter den insgesamt rund 230’000 Informatik-Fachkräften der Schweiz sehr viele Quereinsteiger, also Leute mit einer anderen Erstausbildung, die sich durch eine Zusatzausbildung oder Weiterbildung für ihren Job qualifizierten. Die Zahl der Fachleute mit einer echten Informatik-Berufsbildung beträgt dem Informationsportal «Informatik Schweiz» zufolge erst gut 25 Prozent, wächst aber ständig. Das kann durchaus auch mit der guten Entlöhnung allgemein sowie schon beim Berufseinstieg begründet werden.


Die Branche spielt hierzulande keine Rolle

Der Markt für IT-Fachkräfte in der Schweiz ist derzeit leergefegt. Die Unternehmen suchen händeringend Informatik-Spezialisten, darunter auch qualifizierte Software-Entwickler, lässt das SWICO, der Schweizer Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik verlauten. Für Berufseinsteiger sieht die Lage auf dem Arbeitsmarkt entsprechend rosig aus.


Es spielt hier für Software-Programmierer, die nach einer Ausbildung (Studium) unmittelbar vor dem Berufseinstieg stehen – zumindest aus Einkommenssicht – keine Rolle, ob der Einstieg in einer Software-Firma oder in einem anderen Unternehmen der IT-Branche erfolgen sollte. Das absolute Vergütungsniveau ist mit 91’200 Franken (Nicht-Software-Unternehmen) und 94’400 Franken (Software-Unternehmen) relativ ähnlich, ebenso die Höhe des variablen Gehaltanteils: Volle Zielerfüllung wird in beiden Unternehmenskategorien mit sechs respektive sieben Prozent des Grundsalärs fast gleich honoriert.



Für den weiteren Karriereverlauf zahlt sich dagegen eine Stelle in einem Software-Betrieb aus. Die Vergütungsniveaus der Programmierer bei Software-Anbietern liegen hier stets über denjenigen anderer IT-Unternehmen: Bei den Spezialisten schon 13 Prozent, bei den Experten 4 Prozent und bei den Abteilungsleitern sogar 16 Prozent. Deutlichere Unterschiede zwischen den Vergütungen in Software- und Nicht-Software-Unternehmen gibt es nur in Österreich, wo die Differenz auf Spezialistenebene ein Fünftel beträgt. Bei den Experten weist der Unterschied sogar mehr als ein Drittel (37 Prozent) auf.


An dieser Stelle sei angemerkt, dass es sich bei den betrachteten Werten um Bruttowerte handelt, die weder Inflation, Kaufpreisentwicklung noch Steuern berücksichtigen. Würden diese Kriterien in den Vergleich einfliessen, sähe das Gesamtbild zwar nicht anders aus, aber die Differenzen bei den absoluten Vergütungsniveaus wären geringer. «Die vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz relativieren das Jahreseinkommen im Vergleich mit den deutsprachigen Nachbarländern», erklärt Birte Egerer, Vergütungsexpertin bei Towers Perrin.


Löhne steigen nicht immer in gleich grossen Schritten

Die oben beschriebene systematische Erhöhung des Einkommens von Programmierern in der Schweizer Software-Branche nach Karrierestufen wird bei den Bereichsleitern gestoppt. Letztere verdienen bei einem Nicht-Software-Arbeitgeber mit 241’600 Schweizer Franken deutlich mehr als ihre Kollegen bei Software-Herstellern (216’000 Schweizer Franken). Eine solche Entwicklung lässt sich im gesamten Vergleich nur noch in Deutschland zwischen dem Einsteiger- und Spezialisten­ebene beobachten, jedoch liegen hier die betreffenden Werte wesentlich näher beieinander.


Ansonsten zeigt der Vergleich der Vergütungsniveaus zwischen spezialisierten Software-Firmen und Unternehmen anderer Bereiche, dass Software-Entwickler in entsprechend fokussierten Unternehmen in allen Ländern generell besser verdienen. In Österreich ist dieser Unterschied über alle Karrierestufen hinweg gesehen am deutlichsten, in der Schweiz fällt er weniger stark aus.






So viel verdienen Software-Entwickler




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