Active Directory zuverlässig wiederherstellen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/10
Der Restore des Active Directory lässt sich grundsätzlich auf zwei unterschiedliche Arten bewerkstelligen. Die einfachere ist die nicht massgebende Wiederherstellung, also das «non-authoritative restore». Deutlich komplizierter ist die massgebende Wiederherstellung, und sie erfordert daher auch wesentlich mehr Planungsaufwand. Ausserdem gibt es einige ergänzende, interessante Ansätze und Planungsmassnahmen für die Sicherung und Wiederherstellung, die gegen Ende dieses Artikels erläutert werden.
Bei der nicht massgebenden Wiederherstellung wird das Active Directory auf einem Domänencontroller in dem Zustand der letzten Sicherung wiederhergestellt. Die seit dem letzten Betrieb angefallenen Änderungen werden von anderen Domänencontrollern repliziert. Dieser Ansatz ist immer dann geeignet, wenn es Probleme mit dem Active Directory auf einem Domänencontroller oder dem darunterliegenden Betriebssystem gab. Solange man nicht gezielt einzelne Informationen wiederherstellen muss, ist es der probate Ansatz.
Bei jeder Form der Wiederherstellung muss der Start des
Systems im Modus Verzeichnisdienstwiederherstellung erfolgen. Dabei wird das Active Directory nicht geladen. Wenn das Active Directory läuft, ist ein Restore unmöglich, da in Benutzung befindliche Dateien überschrieben werden müssten. Durch Drücken von F8 beim Systemstart gelangt man zu einer Auswahlliste, über den dieser spezielle Restore-Modus gestartet werden kann.
Die massgebende Wiederherstellung als der deutlich komplexere Ansatz setzt zunächst voraus, dass man das Active Directory auf dem Domänencontroller in gleicher Weise wie bei der nicht massgebenden Wiederherstellung wieder auf den zuletzt gesicherten Stand bringt.
Das Werkzeug dafür ist ntdsutil.exe. Diese Anwendung wird an der Befehlszeile des Domänencontrollers geladen. Mit dem Befehl authoritative restore kann anschliessend der Prozess der Wiederherstellung gestartet werden. Bei diesem gibt es eine Reihe von Optionen. Die wichtigsten dabei sind restore database, restore object und restore subtree. Mit der ersten Anweisung wird das Active Directory komplett von dieser Sicherung wiederhergestellt. Es werden also alle Änderungen, die zwischenzeitlich auf anderen Domänencontrollern erfolgt sind, überschrieben. Das ist dann sinnvoll, wenn es gravierende Probleme im Active Directory gibt, die man durch das Zurücksetzen auf einen älteren, gesicherten und funktionierenden Stand beheben möchte.
Die eigentliche Vorgehensweise für die massgebende Wiederherstellung ist, wenn man die DNs kennt, nicht sonderlich komplex. Die DNs kann man häufig auf einem anderen Domänencontroller einfach über ADSI Edit ermitteln. Es gibt aber durch logische Abhängigkeiten, insbesondere zwischen Benutzerobjekten und Gruppen, doch einige spezifische Herausforderungen.
Für diese gab es sowohl mit dem Windows Server 2003 als auch dem Service Pack 1 für den Windows Server 2003 wichtige Anpassungen. Mit dem Windows Server 2003 wurde das Konzept der LVR (Linked Value Replication) eingeführt. Im Gegensatz zu Windows 2000 werden nicht mehr alle Einträge zu Gruppen als Gesamtheit repliziert, sondern einzelne Änderungen selektiv. Damit ist es ab dem Windows Server 2003 auch möglich, Informationen zur Gruppenmitgliedschaft bei der Wiederherstellung selektiv zu beeinflussen, also nur einzelne Gruppenzugehörigkeiten wiederherzustellen.
Während sich die Herausforderung mit den Gruppenmitgliedschaften bei einzelnen Benutzern auch manuell lösen lässt, entsteht bei der Wiederherstellung vieler Benutzer, die beispielsweise versehentlich gelöscht wurden, das Problem, dass dieser Vorgang sehr aufwendig wäre.
Mit dem Befehl create ldif file from %s% kann nun zunächst eine Analyse der Abhängigkeiten erfolgen, mit der dann die korrekte Wiederherstellung durchgeführt wird. Dieser Schritt wird nach der massgeblichen Zurücksicherung, aber vor einem Neustart des Domänencontrollers durchgeführt. Die LDIF-Datei enthält anschliessend die Informationen zu den Gruppenmitgliedschaften. Als Input wird eine Objektliste, also eine Liste der wiederhergestellten Benutzerobjekte, verwendet. Diese wird als Textdatei geliefert. Auf dem Domänencontroller muss sie nach dem Start mit ldifde –i –k –f [dateiname] eingelesen werden.
Schon dieser Teil macht deutlich, dass die massgebliche Wiederherstellung im Active Directory ausgesprochen komplex ist. Sie setzt in jedem Fall eine vorherige Planung voraus, um zu wissen, wie man welche Objekte oder Gruppen von Objekten in welcher Situation wiederherstellen kann. Da der Restore typischerweise sehr schnell gehen muss, kann man nicht erst nach dem Eintritt eines Datenverlustes beginnen, sich mit den komplexen Vorgehensweisen zu beschäftigen.
Ein ganz anderer Ansatz für die Sicherung und Wiederherstellung des Active Directory ist das Active Directory Fast Recovery. Dabei werden die Dienste Volume Shadow Copy Service und Virtual Disk Service genutzt. Mit diesen Diensten können Sicherungen im Hintergrund erfolgen.
Die Grundidee ist die Erstellung von sogenannten Schattenkopien des Active Directory, die in kurzen Abständen durchgeführt werden können. Dabei werden im wesentlichen Änderungen gesichert, so dass der erforderliche Plattenplatz zwar nicht gering, aber doch überschaubar ist. Die Speicherung kann im SAN erfolgen.
Durch den beim Active Directory Fast Recovery gewählten Ansatz wird neben dem Standard-Volume, das für den produktiven Betrieb genutzt wird, ein weiteres Volume erzeugt, das für die Wiederherstellung verwendet werden kann. Im Fehlerfall wird das aktive Volume deaktiviert und die Schattenkopie als Boot-Volume verwendet. Nach einem Neustart muss dieses Boot-Volume nur noch durch Replikation auf den aktuellen Status gebracht werden.
Der Aufwand für die Umsetzung eines solchen Ansatzes ist allerdings relativ hoch, da man ein SAN benötigt, aus dem heraus die Server gebootet werden können. Dafür lässt sich eine (nicht massgebende) Wiederherstellung innerhalb weniger Minuten durchführen.
In der Summe gibt es für Active Directory mehrere interessante Ansätze für die Sicherung und Wiederherstellung. Die wirkliche Herausforderung ist die massgebende Wiederherstellung ausgewählter Benutzerobjekte und ihrer Gruppenzuordnungen, weil diese doch einen erheblichen Planungsaufwand und eine Vertrautheit im Umgang mit komplexen Werkzeugen wie ntdsutil.exe erfordert.